IN VIRTUE - Age Of Legends
Mehr über In Virtue
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 21.11.2025
- Ascent Glorious
- Sisyphus Awakening
- Karma Loop
- Push That Rock
- Purgatory
- Exposed
- Scream
- Where The Edges Meet
- Gunslingers Of The New American Desert
- Desolation Throne
- Thoughts In Freefall
- The River
- Tempus Fugue
- Descent Limitless
Handwerklich top, kompositorisch eher Mittelklasse.
Ich bin ehrlich: Bis heute wusste ich nicht, dass YouTuber Trey Xavier auch als Frontmann und Gitarrist einer eigenen Band aktiv ist. Dabei hat IN VIRTUE bereits zwei Langspieler veröffentlicht und sammelte gerade auf YouTube schon ziemlich ansehnliche Aufrufzahlen. Mein Erstkontakt mit der Truppe aus Los Angeles erfolgt nun mit dem dritten Langspieler, der ziemlich pompös mit "Age Of Legends" betitelt ist. Und als großer Freund der diversen Videos von Trey, in denen er zu zufällig ausgewählten Schlagzeugspuren oder im Stile diverser Bands Songs komponiert, ist die Erwartungshaltung in Bezug auf das Songwriting für seine eigene Band ziemlich hoch.
Bevor es aber so richtig losgeht, müssen wir es erst einmal durch das kurze, orchestrale und irgendwie etwas überdreht wirkende Intro 'Ascent Glorious' schaffen, bevor in 'Sisyphus Awakening' endlich die Gitarren sprechen dürfen. Und wie diese sprechen! Handwerklich wird hier nicht gekleckert, sondern geklotzt, wobei ich die musikalische Ausrichtung ganz klar als Prog Metal bezeichnen würde. Heißt, dass es von rasanten und vertrackten Lead-Gitarren nur so wimmelt, und auch der Bass darf im Mittelteil einmal in den Vordergrund treten, wobei Jamie Hush sich hier ebenfalls als versierter Fingerakkrobat entpuppt. Und ja, auch gesanglich macht Trey eine durchaus gute Figur. Klar, für die Ränge der ganz großen Sänger der Metalwelt reicht es nicht, aber der Amerikaner agiert weit über dem Durchschnitt und ist in der Lage, einen Song zu tragen. So richtig zündet die ganze Sache trotz blitzsauberer Performance aber nicht, was für mich zu großen Teilen daran liegt, dass die Gesangspassagen gefühlt zu oft hinter der instrumentalen Darbietung zurückstecken müssen und daher kaum mal eine Hookline hängen bleibt.
Da kann auch Charlotte Wessels (Ex-DELAIN) bei 'Karma Loop' leider nicht helfen, denn während hier die Instrumente wieder einmal aus allen Rohren feuern, bleibt für die Gastsängerin wenig Raum, um mit einem tollen Refrain oder mal einer zwingenden Melodie ganz groß aufzuspielen. Da nimmt sich 'Push That Rock' deutlich mehr Zeit und legt endlich mal den Fokus auf den Gesang, nur leider ist der Track eine im Kontext unpassend wirkende Grunge-Hommage, die dann hinten heraus auch seltsam abgehakt wirkt und urplötzlich in 'Purgatory' übergeht. Hier passt dann endlich einmal die Balance zwischen groovenden Riffs und verpielten Gitarrenleads, wobei auch hier der Hookline-Matchball im Refrain leider nicht verwandelt wird. Trotzdem bleibt die Nummer mein bisheriges Highlight auf "Age Of Legends". Doch der Track wird prompt übertroffen, denn 'Scream' und 'Exposed' läuten einen munter groovenden Zwischenspurt ein, bei dem IN VIRTUE endlich einmal etwas kompakter und zwingender agiert. Die Single 'Gunslingers Of The New American Desert' schlägt da in eine ähnliche Kerbe und markiert einen weiteren Anspieltipp, wenn ihr euch die Stärken des Quartetts komprimiert zu Gemüte führen wollt.
Insgesamt hinterlässt "Age Of Legends" trotz zwischenzeitlichem Hoch aber einen zwiespältigen Eindruck. Auf der positiven Seite schlägt dabei mit Sicherheit die handwerkliche Darbietung zu Buche, die auf allerhöchstem Niveau unterwegs ist. Wie so oft leidet unter der Fingerakkrobatik und des etwas überbordenden Aktionismus bei der Präsentation der eigenen handwerklichen Möglichkeiten aber das Songwriting, sodass ich viel zu oft eine wirklich zwingende Hookline vermisse. Entsprechend ist für mich das IN VIRTUE-Drittwerk kompositorisch auch nur solide Mittelklasse und eher etwas für Instrumentalisten, die an einzelnen Ideen und Licks ihre Freude haben. Irgendwie eigenartig, denn in seiner Videos predigt Trey eigentlich, dass man sich auch als Gitarrist in den Dienst des Songs stellen muss. Gelingen tut ihm das bei seiner eigenen Band allerdings lange nicht immer.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs


