INCANTUS, THE - The Incantus
Mehr über Incantus, The
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 26.04.2024
- Horror
- Sidhe Of The Barrow
- Protraction Of Night
- From Where I Hold The Sky
- By The Light Of Burning Bridges
- Goddess Ablaze
- They Wait For Me
- The Fray
- Wintersmith
- Gallowbraids Of Greed Gold
- Quiescence
Nach holprigem Beginn ein solides Melodic-Death-Debüt.
Ist es nicht schön, wenn in den Zeiten von einzelnen Singles und geringer Aufmerksamkeitsspanne vieler Hörer und Hörerinnen noch einmal besonderer Wert auf den Albumkontext gelegt wird? Also ich habe mich jedenfalls sehr gefreut, als ich gelesen habe, dass sich die Australier THE INCATUS für ihr selbstbetiteltes Debüt vorgenommen haben, das Gesamterlebnis, das die insgesamt elft Tracks erzeugen, in den Vordergrund zu stellen. Dabei stand lange nicht einmal fest, ob dieses von Nat Harmer ins Leben gerufene Projekt überhaupt das Licht der Welt erblicken würde, denn von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung des nun vorliegenden Albums sollten sieben Jahre ins Land ziehen, in denen sich die Arbeiten an den Songs nicht immer einfach gestalteten. Ob sich das Durchhaltevermögen aller Beteiligten gelohnt hat?
Nun, erst einmal tappen die Australier in die Falle, in die so viele Alben mit konzeptuellem Hintegrund tappen, denn mit dem sehr langen Intro 'Horror' und dem folgenden 'Sidhe Of The Barrow', dem ebenfalls eine instrumentale Einleitung vorangestellt wird, dauert es beinahe fünf Minuten, bis es auf "The Incantus" ans Eingemachte geht. Bei aller Bewunderung für die teils coolen Melodien, mit denen hier ein schöner Spannungsbogen erzeugt wird, ist das schlicht und ergreifend zu lang, um Hörer oder Hörerinnen bei der Stange zu halten. Gleichzeitig demonstriert 'Sidhe Of The Barrow' auch, woran es bei THE INCANTUS teilweise noch hapert. So sind die Ideen, die innerhalb des ersten Tracks verbaut werden, allesamt unterhaltsam und handwerklich agiert das Quartett auf allerhöchstem Niveau, doch insgesamt wirkt die Komposition schrecklich zerrissen und lässt einen roten Faden vermissen, dem man folgen könnte oder der die verschiedenen Momente dieses Tracks kongruent und logisch miteinander verbindet.
Doch keine Sorge, mit einem schlechten Album haben wir es dennoch nicht zu tun, denn auch wenn teilweise das Pferd der Inspiration mit den Melodic-Deathern durchgeht, haben sie es durchaus drauf, auch kompakte Hits zu komponieren. Bestes Beispiel ist hier 'Protraction Of Night', das nicht nur mit einem unheimlich genialen Riff überzeugt, sondern auch von einer gewissen AMON AMARTH-Epik getragen wird, die THE INCANTUS unheimlich gut zu Gesicht steht. Ich würde sogar so weit gehen, dem Track echtes Hit-Potential zu bescheinigen, denn mir gehen gerade die Gitarren schon nach einem Durchlauf nicht mehr aus dem Kopf. Mit zunehmender Spielzeit gelingen den Australiern auch die ausladenderen Kompositionen etwas besser, denn 'From Where I Hold The Sky' hat mit seinem Mid-Tempo-Groove jede Menge Nackenbrecherpotential und sorgt dank eingesprenkelter Leads für ein breites Grinsen auf meinem Gesicht. Ja, ähnliche Höhenflüge finde ich danach zwar nicht mehr, doch nach holprigem Beginn mausert sich das Debütalbum immer mehr zu solider Melodic-Death-Unterhaltung, die sich vor einem großen Teil der Genre-Konkurrenz nicht verstecken muss und mit 'Winersmith' nur noch einen weiteren kompletten Ausfall zu verzeichnen hat, der einfach nicht genügend melodische Widerhaken im Gepäck hat, um sich ins Gedächtnis zu brennen.
Nach dieser positiven Kehrtwende könnte man nun eine Punktzahl im oberen Viertel unserer Skala erwarten, dennoch reicht es für mich am Ende nur zu sieben Zählern. Das liegt beileibe nicht an der handwerklichen Qualität der Musiker und mit 'Protraction Of Night' und 'From Where I Hold The Sky' gibt es auch zwei echte Volltreffer zu verzeichnen, doch abseits dieser beiden Höhepunkte bleibt, zumindest bei mir, zu wenig restlos übezeugendes Material hängen, um THE INCANTUS auch langfristig der dicht gesäten Konkurrenz vorzuziehen. Ein vielversprechender Einstand ist der Silberling dennoch und mit etwas mehr Straffung an ein paar Stellen, könnte das Urteil beim nächsten Mal auch noch deutlich besser ausfallen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs