INCURSION - Blinding Force
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2022
Mehr über Incursion
- Genre:
- Heavy/Power Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- No Remorse Records
- Release:
- 11.11.2022
- Blinding Force
- Vengeance
- Running Out
- The Sentinel
- The Rites
- Master Of Evil
- Strike Down
- Hang Em High
- Riot Act
Wenn der Tyrant drei Mal klingelt...
Ich gebe zu, dass ich bei den ersten Nachforschungen zu diesem Album und seiner Historie zunächst dachte: "Ja, muss das denn wirklich sein...?" Nach vier Jahrzehnten nun endlich(?) das erste Studio-Album einer weiteren US-Metal-Underground-Legende, die im Grunde schon in der ersten Hälfte der 1980er niemand wirklich hören wollte. Wenn aber irgendwer einen guten Riecher hat für die wenigen wahren Schätzchen und Juwelen dieser Kategorie, dann sind es wohl die Athener Metal-Enthusiasten von No Remorse Records. Was hat es also auf sich mit INCURSION und "Blinding Force"? Über die Zielgruppe müssen wir hier ja eh nicht lange philosophieren, also Erwartungen und Hintergedanken beiseite und rein in die Platte!
Zu meiner Überraschung startet das Ganze mit einem waschechten Epic Doom-Riff, das sich allerdings als eine Art Intro entpuppt. Es folgt der Titelsong der Platte als fett stampfender Midtempo-Smasher, der in Sachen Riffing, Arrangements und Melodieführung am ehesten an JAG PANZER erinnert. Zwar kommt niemand jemals an den Tyrant heran, aber auch Sänger Steve legt hier eine sehr starke Performance hin. Insgesamt eine exzellente Nummer, so darf es gerne weitergehen, denke ich mir. Das folgende 'Vengeance' stammt bei genauerem Hinsehen wohl vom 1984er Demo, klingt auch etwas roher und wilder. Nennen wir es mal kontrollierte Attacke, was da geboten wird, stilistisch vielleicht am ehesten mit RIOT in jener Phase zu vergleichen. 'Running Out' würde auch auf einer HIGH SPIRITS-Scheibe eine gute Figur abgeben, starke Gesangsmelodien, ein unaufgeregt eingängiger Gute-Laune-Metal-Song. 'The Sentinel' weist balladeske Züge und reißt mich nicht so vom Hocker, hier fehlt das gewisse Etwas. Genauso spannungs- und höhepunktsarm plätschert 'The Rites' an mir vorbei. Sollte INCURSION mit den ersten drei Songs schon das gesamte kreative Pulver verschossen haben?
Mit 'Master Of Evil' wird nun eine waschechte RAVEN-Nummer ausgepackt, zu der es sich zumindest mal gut kopfschütteln lässt - und zwar von vorne nach hinten und nicht von links nach rechts. Außerdem sitzt der einfache, aber treffsichere Chorus. Und dann ist es auf einmal wieder da, dieses erhabene JAG PANZER-Momentum in 'Strike Down'. Natürlich ist das nicht besonders originell, aber so nah an die Klasse dieser überlebensgroßen Vorbilder kommt selten jemand ran. 'Hang em High' nimmt uns noch einmal mit zurück ins Jahr 1984 und knüpft unmittelbar an 'Vengeance' an - guter Stoff, nicht überragend aber durchaus hörenswert. Am Ende müsste jetzt noch mal ein richtiger Knaller kommen. Das gelingt dann vielleicht nicht ganz, aber mit dem eindringlich hymnischen Power-Rocker 'Riot Act' setzt INCURSION einen sehr ordentlichen Schlusspunkt unter "Blinding Force".
Was also ist das Fazit dieses stilvollen Retro-Trips? Wie so oft: Kann man kaufen, muss man aber nicht. Meinen persönlich Metal-Nerv treffen INCURSION durchaus, ich mag den Gesang und viele der klassisch-eleganten Melodielinien. Die Gitarrenarbeit ist mir insgesamt etwas zu brav, da dürfte noch etwas mehr Druck und Extravaganz kommen. Damit ist dann völlig klar, dass US Metal-Fans einfach mal selbst reinhören müssen und selbst entscheiden, ob sie angefixt sind oder nicht. Ich kann mal wieder nicht anders und füge meiner Note einen halben (Jagdpanzer-)Sympathiepunkt hinzu.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Martin van der Laan