INDICA - A Way Away
Mehr über Indica
- Genre:
- Pop
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 25.06.2010
- Islands Of Light
- Precious Dark
- Children Of Frost
- Lilja's Lament
- In Passing
- Scissor, Paper, Rock
- A Way Away
- As If
- Straight And Arrow
- Eerie Eden
Das nächste große Ding? Fünf finnische Frauen machen Pop-Metal.
Metal ist es definitiv nicht, was Nuclear Blast mit dem finnischen Frauen-Quintett da an Land gezogen hat. INDICA machen vereinfacht ausgedrückt in erster Linie Pop in einem völlig MTV-kompatiblen Gewand, mit glasklarer Produktion und mit Tracks, die mit drei Minuten perfekt in jede Hotrotation passen.
Dennoch lohnt es sich aber, der Scheibe "A Way Away" Beachtung zu schenken. Denn das wird entweder das nächste große Ding oder ein Flop. Denn INDICA ist anders, als das was man sonst gewohnt ist. NIGHTWISH, TARJA TURUNENS Solo-Platte und das DIABLO SWING ORCHESTRA haben es vorgemacht, dass man mit Frauen an der Gesangsfront durchaus noch Neues schaffen kann. Während jene Bands eher im Jazz und in der Klassik wildern, tut INIDICA dasselbe eben im Pop. Und das gelingt ziemlich gut. Ihre Musik steht so ziemlich allein auf weiter Front, und gerade das macht das Release ziemlich interessant.
Der Gesang der Gruppe ist sehr poppig - kein Stützgesang, keine unendlichen Sopranhöhen. Die Melodien sind allesamt extrem eingängig. Dabei gelingt es aber nicht wirklich, Kitsch zu vermeiden. Gerade Songs wie 'Children of Frost' warten mit Melodien auf, die man so schon in jedem beliebigen Broadway-Musical gehört haben könnte. Andererseits ist die Melodieführung in 'Precious Dark' mit chromatischen Rückungen und ungewöhnlichen Harmonien sehr gelungen.
Großartige Gitarrenarbeit gibt es nicht. Man kann zwar irgendwo die Gitarrenwände erahnen, sie sind aber so stark weggemischt, dass sie kaum in Erscheinung treten. Dominierend sind Keyboards und sinfonische Arrangements á la NIGHTWISH. Filmmusik und Musical sind die Referenzen, die man durchhören kann. Kein Wunder, denn produziert und arrangiert wurden die Songs allesamt von NIGHTWISH-Keyboarder TUOMAS HOLOPAINEN. Demnach ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass es ab und an deutlich zu viel an E-Piano-Geklimper ('As If')und Synth-Kitsch wird. Andererseits bringt HOLOPAINEN in Songs wie 'As If' und den Opener 'Islands Of Light' den klassischen NIGHTWISH-Bombast in die Produktion mit ein. Auch die sphärische Piano-Ballade 'A Way Away' ist recht gelungen. Der Ausflug in den Hardrock mit 'Scissor, Paper, Rock' hätten andere Bands aber besser hinbekommen, auch wenn der Refrain recht gut ins Ohr geht. 'Lilja's Lament' ist selbst für ein Pop-Album relativ lahm, und die fehlende Energie kann auch nicht mit einer guten Melodie ausgeglichen werden. Anders bei dem flockigen 'In Passing'. Den recht einfachen Piano-Riff hat man schnell im Ohr, der Song groovt gut (im poppigen Sinne).
Für wen ist dieses Album nun? Im Zeifelsfall für alle. Und genau das wird der Band Erfolg bringen. INDICA ist radiotauglich, ein Hochglanz-Musikvideo zur Single 'Island Of Light' gibt es auch schon in der Rotation der Musiksender. Für den Metaller, der NIGHTWISH, EPICA und Co. gerne hört und keine Angst vor Pop hat, ist die Scheibe ein Must-Have, das man mehr als einmal hören wird.
Wenn man also die Genrepolizei zu Hause lässt, bleibt objektiv betrachtet ein herausragendes Album, dessen klangliches Konzept so noch nie das Licht der (Mainstream-)Musikwelt erblickt hat. Zusammen mit dem extrem guten Mastering, einem extrem guten Songwriting und der Tatsache, dass so ziemlich jeder Song direkt ins Ohr geht, steht nichts anderes zur Diskussion als eine Bewertung kurz vor perfekt. Weil ab und an aber doch ein bisschen tiefer in die Kitsch-Kiste gegriffen wurde aber eben nur "kurz vor"...
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Markus Herhoffer