INFECTIOUS HATE - Insanity Begins
Mehr über Infectious Hate
- Genre:
- Death / Groove Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- eigen
- Release:
- 12.10.2013
- Insanity Begins
- No More
- Alive
- Dead End
- Corroded By Time
- Sins
Aller Anfang ist Schwermetall.
Egal ob man wahlweise in den Krieg ziehen, endlich die Kinder aus dem Haus haben will oder die Einebnung des lästigen Nachbargrundstücks plant – INFECTIOUS HATE aus Paris liefert mit "Insanity Begins" den passenden Soundtrack. Die Franzosen packen eine fette Death-Metal-Artillerie auf einen groovigen Schwerlast-Unterbau, versehen das Geschütz mit verheerenden, maximal bösartigen Growls und teilen über sechs Tracks hinweg die blanke Verwüstung unter die Hörerschaft aus.
Der gewitzte, titelgebende Opener fackelt denn auch nicht lange: Das Stück hat mit gerade mal einer Minute Spieldauer zwar nur Introlänge vorzuweisen, stellt die Band aber mit allem was sie auszeichnet im Schnelldurchlauf vor. Wem also 'Insanity Begins' zu brutal, zu grobschlächtig ist, der kann an dieser Stelle gleich abschalten. Wer jedoch ein bestialisches Grinsen ins Gesicht gemeißelt bekommt und zähnefletschend nach mehr lechzt, hat allen Grund zur Freude, denn "Insanity Begins" hält, was besagter Opener verspricht. Das folgende 'No More' bringt stampfenden EKTOMORF-Groove mit finsterstem Death Metal Marke SUFFOCATION oder SYN:DROM zusammen, und das Ergebnis haut dermaßen straight auf die Zwölf, dass es trotz des recht stumpfen Charakters der Musik auch nach mehreren Durchläufen immer noch diebische Freude bereitet. 'Alive' geht noch einen Schritt weiter, führt grindiges Gedresche und vereinzelt melodische Gitarrenleads ein und ein atemberaubendes Gemetzel durch. Für das Hauptriff von 'Dead End' stand offenbar 'Smooth Criminal' Pate; hierzu werden im Wechsel atemberaubende Circle Pits gestartet oder träge, tonnenschwere Headbang-Passagen vom Stapel gelassen. Nicht schlecht.
Bei den letzten beiden, etwas länger ausgefallenen Tracks gehen INFECTIOUS HATE allerdings die Ideen aus. Der Lärm und die Brutalität beginnen anzuöden, das Zitieren von Jules Winnfields legendärer Racheankündigung aus dem Buch Hesekiel (aus "Pulp Fiction" - ich hoffe ich musste hier keine Bildungslücken aufdecken) bei 'Corroded By Time' wird auch keinen Originalitätspreis einheimsen, während 'Sins' schließlich relativ lust- und pointenlos vor sich hin poltert – und dann ist der Spaß auch schon wieder vorbei.
Fazit: Das maskentragende Quintett aus der französischen Hauptstadt legt als erstes Lebenszeichen eine EP vor, die in musikalischer Hinsicht ungefähr so innovativ ausfällt wie eine Luftpumpe. Spaß macht die Prügelattacke trotzdem. Mit einem knochentrockenen, aber nichtsdestotrotz fetten und transparenten Sound ausgestattet, weiß das Debüt von INFECTIOUS HATE durchaus zu überzeugen. "Insanity Begins" ist nichts für die Ewigkeit, aber zumindest ein ordentlicher Einheizer und markiger Grundstein, auf den die Franzosen aufbauen können. Es wird sicherlich noch deutlich mehr ausgefallene Ideen, mehr Konsequenz im Songwriting erfordern, um den nächsten Schritt zu vollziehen – dies ist der Band aber durchaus zuzutrauen. Ein Anfang ist gemacht. Im Übrigen scheint hier tatsächlich ein Markenzeichen im Aufbau begriffen zu sein, denn französischer Metal in den 10er Jahren ist eines offenbar mit Sicherheit: Durchgeknallt.
Anspieltipps: No More, Alive, Dead End
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause