INFERNAL ANGELS - Midwinter Blood
Mehr über Infernal Angels
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- My Kingdom Music / Masterpiece Distribution
- Release:
- 28.09.2009
- Prologus Odii
- Melody of Pain
- Midwinter Blood
- Coronation of Dark Victory
- Conquering the Throne of Sin
- A New Era Is Coming
- Tutto Quel Che Rimane
- Sangue
- Inesorabile
- Epilogus Humanitatis
Wenn viel zu viel versprochen wird, dann bleibt oft das durchaus Vorhandene unbeachtet.
Zeitgleich mit den Brutal-Death-Metallern von SYMBOLYC haben sich die italienischen Talentscouts von My Kingdom auch eine einheimische Hoffnung in Sachen melodischen Black Metals ins Roaster geholt. Dabei handelt es sich um INFERNAL ANGELS aus Potenza, deren zweites Studioalbum "Midwinter Blood" (ob da eine schwedische Band Pate gestanden hat?) nun über dieses rührige Label in die Läden kommt.
Der Opener 'Prologus Odii' ist unheimlich schnell, fett und modern produziert und wird auf italienisch gesungen, was bei knapp der Hälfte der enthaltenen Songs der Fall ist. Das ist zwar eine Seltenheit im schwarzmetallischen Universum, aber durch die sehr austauschbare Art, wie Fronter XeS seinen für Black-Metal-Verhältnisse eher tiefen Gesang artikuliert, leider kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal für die höllischen Engel. Ein solches findet sich dann eher im schrägen, akustischen und mit Klargesang versehenen Einschub beim zweiten, englischsprachigen Stück 'Melody Of Pain', doch auch hier bleibt es beim Stückwerk. Eine wirklich bedrohliche, oder - wie behauptet - gar epische Atmosphäre, vermögen die wild geschminkten Jungs nicht zu erzeugen. Nein, wirklich nicht. Wie das Stück die letzten drei Minuten spannungslos vor sich hin blubbert, ist das fast schon eine Zumutung.
Das Titelstück, kommt mit einem netten Intro ums Eck, bei dem cleane E-Gitarren wie klirrende Schwerter klingen. Ja, MANOWAR haben sowas auch schon gemacht. Das Stück als solches hat dann - bei dem Titel wenig überraschend - einen gewissen Pagan-Touch, Heldenchöre im Refrain, "geheimnisvolles" Flüstern, doch auch hier hört man das Baukastenprinzip förmlich raus, das Schlagzeug rattert komplett leblos mit einem einfallslosen Hauptriff einher. Nun ist es nicht so, dass jeder Song ein Ärgernis bereit hält. Zum Beispiel 'Coronation Of Dark Victory' geht als durchschnittlicher Black-Metal-Klopfer durch, doch ist "durchschnittlich" nicht unbedingt das Attribut, das man als Band anstreben sollte, die sich in einem Genre niederlässt, in dem täglich gefühlte fünf neue Scheiben den Markt zukleistern.
Da braucht eine Band schon erheblich mehr Potential als INFERNAL ANGELS hier offenbaren, um auch nur ansatzweise Gehör zu finden. Wenn bei 'Conquering The Throne Of Sin' das unsäglich klackernde Schlagzeug nämlich wieder mehr in den Vordergrund rückt, dann ist der Ofen schon wieder eiskalt. Willy Astor würde sagen: "Das ist aber ein kühler Grill!". Hat sich was mit infernalisch! Und wenn die Promotion-Abteilung des Labels sich zu Aussagen versteigt, wie jener, dass "Midwinter Blood" gar ein perfekt produziertes Muss sei, für alle Fans von TAAKE, DISSECTION, GORGOROTH, NAGLFAR und alter AETERNUS, dann ist das nicht nur dick aufgetragen, sondern regelrecht vermessen.
Um in diese Bereiche zu kommen, fehlt es nicht nur an Originalität, Ausstrahlung und kompositorischem Geschick, sondern bereits im handwerklichen Bereich. Mit derlei abseitigen Lobhudeleien tut das Label einer jungen Band wie INFERNAL ANGELS sicherlich keinen Gefallen, denn die wenigsten Hörer werden nach dem ersten, enttäuschenden Eindruck, der Band noch genug Chancen geben, um zu merken, dass INFERNAL ANGELS zum Glück mit einigen guten Momenten, wie etwa dem düster-atmosphärischen 'A New Era Is Coming' nochmal die Kurve kriegen und zeigen, dass durchaus Ansätze vorhanden sind, die aufhorchen lassen. Auch bei 'Tutto Quel Che Rimane' ist das der Fall, wo die italienische Sprache endlich mal interessant eingesetzt wird.
Insgesamt ist "Midwinter Blood" also ein eher unterdurchschnittliches Black-Metal-Album, das den Lobhudeleien der eigenen Plattenfirma zu keiner Minute gerecht wird, und daher bei den meisten Hörern schon verloren haben dürfte, bevor die wesentlich stärkere zweite Hälfte der Scheibe offenbart, dass doch vielversprechende Momente vorhanden sind, auf die sich aufbauen ließe. Aber vor den Erfolg hat der Herr den Schweiß, und vor den Triumph die Bescheidenheit gesetzt.
Anspieltipps: A New Era Is Coming, Tutto Quel Che Rimane, Sangue
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle