INFINITE HORIZON - Dominion
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2009
Mehr über Infinite Horizon
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Black Bards Entertainment/Alive
- Release:
- 09.10.2009
- I'm Alive
- God Of Lies
- 28 Days
- Liar
- Code Of Decadence
- N.G.S.
- Pay High Fly Low
- Lines In The Sand
- Living On The Edge
- Oblivion
Moderne Sounds treffen auf Power Metal, und die Welt geht nicht gleich unter - coole Sache!
Die Siegerländer, die ich bereits seit 2001 aufgrund ihrer ersten zwei Alben zu schätzen weiß, kehren mit Album Nummer vier zurück. Fragt mich nicht, wieso das 2008er Werk "Soul Reducer" an mir vorbeigegangen ist, darauf habe ich nämlich keine sinnvolle Antwort. Soll heißen: diesen Vergleich kann ich nicht ziehen, und mit den beiden starken Frühwerken zu vergleichen, ist sicher wenig sinnvoll. Na dann – frisch ran ans Werk. Und siehe da, die Deutschen machen eine gute Figur.
Der Sound ist zumindest zu Beginn deutlich weniger progressiv als ihre eigene Stilbezeichnung uns weis machen will. Statt dessen dominiert ordentlich krachender Power Metal, der aber ziemlich außergewöhnlich angereichert wird. Da ist zum einen die auch mal harsche Röhre des Sängers Marc Lemler, der zeitweise in Richtung Thrash zu schielen scheint und dem ganzen eine harte Kante gibt. Das ist nicht immer vollständig überzeugend, passt aber auch sonst in den Gesamtsound, wo die Moderne mit dem traditionellem Power Metal brutal zusammenstößt. Fast schon Nu-Metal-artiges Riffing, das in einen starken Refrain mündet wie im Eröffnungsstück 'I’m Alive', hätte ich wirklich nicht erwartet. Klar, Power-Puristen werden mal wieder die Nase rümpfen, aber mir läuft das sehr gut rein. Zwar sind die Übergänge gelegentlich noch etwas abrupt, aber möglicherweise – und das unterstelle ich einer Band mit über zehn Jahren Erfahrung einfach – ist das ja genau so beabsichtigt, auch wenn auf dem ganzen Album das Keyboard häufig zuviel rumdudelt und eigentlich unnötig erscheint.
Im Folgenden blasen uns die Neunkirchener gleich noch achtmal sehr ordentlichen Stoff um die Ohren, dem erst im hinteren Teil des Silberlings ein wenig die Puste auszugehen scheint. Zwar wissen auch 'Lord Of Decadence', das mir etwas zu lang geraten ist, allerdings ein sehr starkes Gitarrensolo enthält, und 'N.G.S.' mit seinem leicht orientalischen Touch zu gefallen, senken das Niveau insgesamt jedoch deutlich. Der Ohrwurmcharakter von 'Pay High Fly Low' kann auch nur anfangs überzeugen. Es scheint, als wäre der Band nach hinten hinaus etwas die Energie ausgegangen, denn während die ersten vier Kracher mit Verve nach vorne gehen, kann man den zweiten Teil leider häufig auf die Chöre reduzieren, so dass zwar gute, aber keine besonderen Songs bleiben. Besonders das angesprochene moderne Element verschwindet mit zunehmender Spieldauer, und damit ein Alleinstellungsmerkmal.
Allerdings versteckt sich dann fast ganz hinten noch ein Kleinod mit 'Living On The Edge', der zwar genauswenig zu den ersten vier Stücken zu passen scheint, aber ein starkes Stück Progressive (hier ja!) Power Metal darstellt. Danach ist allerdings Schluss mit lustig, denn die abschließende Ballade offenbart, dass das Schreiben solcher Tracks nicht zu INFINITE HORIZONs Stärken gehört. Sollte das Ding live aufgeführt werden, und das Publikum holt die Feuerzeuge raus, könnte es auch sein, dass sie die Bühne anstecken wollen. Sorry, aber das Ding ist ganz furchtbar.
Aber ich will nicht mit Kritik schließen, sondern positiv und so dem qualitätsbewussten Banger ans Herz legen, auf jeden Fall in das Album oder die MySpace-Seite der Band reinzuhören, denn die folgenden Anspieltipps haben es wirklich in sich: I'm Alive, God Of Lies, 28 Days, Liar.
Edit: Die Band und speziell Christian Schmidt haben angemerkt, dass die von mir kritisierte Ballade ein Bonustrack ist, den Christian allein geschrieben hat. Christian kommentiert das so: "Live wird der Track definitiv nicht gespielt werden...er sollte nur ein extra Schmankerl sein...die Bühnen sind also nicht in Gefahr!"
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger