INFINITE SPECTRUM - Cage
Mehr über Infinite Spectrum
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 4.50
- Label:
- Independent
- Release:
- 16.06.2023
- Welcome To CAGE
- Faith And Science Collide
- Far Away
- If Seeing Is Believing
- The Sky Beneath
- An Unfamiliar Place
- Shapeshifter
- Strangers From The Sky
- They Walk Among Us
- Conclude The Investigation
Ein Konzeptalbum ohne inneren Zusammenhang.
Die Resonanz in unserer Redaktion zum bisherigen Schaffen der New Yorker Prog-Metaller INFINITE SPECTRUM kann als durchaus durchwachsen bezeichnet werden. Begrüßte mein Kollege Stefan Kayser das Debüt "Misguided" aus dem Jahr 2013 noch als "bemerkenswert", war das Urteil von Frank Jaeger zum 2016 veröffentlichten Zweitling "Haunter Of The Dark" deutlich weniger euphorisch. Da letztgenanntes Werk die letzte ausgearbeitete Erzählung H.P. Lovecrafts in Form eines Konzeptalbums würdigt, war das für einen Lovecraftianer wie mich Anlass genug, den aktuellen Langspieler "Cage" einmal etwas näher unter die Lupe zu nehmen.
Wie zu lesen ist, gab es in den letzten Jahren mehrere Wechsel im Line-up. Allerdings wird eine gewisse Kontinuität dahingehend gewahrt, dass auch "Cage", wie schon die beiden vorangehenden Scheiben, ein Konzeptalbum ist, dessen Charaktere durch jeweils einen Sänger bzw. eine Sängerin vertreten werden. Vokalist Will Shaw, der im Dezember 2022 zur Band stieß, wird dabei von vielen weiteren Stimmen unterstützt. INFINITE SPECTRUM klassifiziert das eigene Produkt auf der bandeigenen Website als Rock-Oper. Somit ist diese Stimmenoffensive offensichtlich ein wichtiger Baustein dieses Gesamtkonzepts.
Stilistisch bewegt sich INFINTE SPECTRUM zwischen gemäßigt technischem Progressive Metal und einigermaßen schwülstigen Balladen im Musical-Stil ('Far Away'). Der Opener 'Welcome To CAGE' kann noch am ehesten als Anspieltipp durchgehen. Das Gitarrensolo mit leichten Jazz-Einflüssen und die Keyboard-Abfahrten im Mittelteil stechen heraus, auch die Gesangslinien gehen in Ordnung. 'Faith And Science Collide' mit seinem gutturalem Gesang und den Stimmverfremdungen tut hingegen den Ohren nicht wohl. Growls und ein Schlagerrefrain passen auch nicht unbedingt gut zusammen. Nur wenig besser wird es in 'If Seeing Is Believing'. 'An Unfamiliar Place' lässt zu Beginn mit interessanten Leads aufhorchen, bis die Kopfstimme zu nerven beginnt.
Den komprimierten Sound von "Cage" empfinde ich nicht gerade als beglückend, um es mal vorsichtig auszudrücken. Teilweise unpassende Keyboard-Beregnung und extrem klinisch klingende Drums lassen ein unbefangenes Hörerlebnis nicht zu. Gerade der Schlagzeug-Sound macht es geradezu unmöglich, das Album am Stück zu hören, dazu kommen Chöre aus der Dose. Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass der Bass stellenweise gut zur Geltung kommt, denn hier gibt es einige Kabinettstückchen zu bewundern.
Meister des Songschreibens sind die drei New Yorker auch nicht gerade, denn kein Stück verfügt über eine interessante Dramaturgie. Abwechslungsreichtum ist eine feine Sache, aber hier wirkt alles wie zufällig aneinandergeklebte Ideen und Songfragmente ohne inneren Zusammenhang. Für die Gesamtwirkung des Albums ist dies natürlich auch verheerend. Zu keiner Zeit kommt das Gefühl auf, ein Konzeptalbum zu hören, da helfen auch die Samples und Vocoder-Effekte nicht. Unter den zahlreichen Stimmen könnte ich jetzt auch keine benennen, die mir wirklich zusagt. Zu einem gelungenen Progressive-Metal-Album gehört eben mehr als nur technische Finesse, über die INFINITE SPECTRUM zweifelsohne verfügt. Ein schwieriger Fall!
- Note:
- 4.50
- Redakteur:
- Jens Wilkens