INFINITY'S CALL - Daggers And Dragons
Mehr über Infinity's Call
- Genre:
- Melodic Metal / Heavy Metal / Hardrock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- 7Hard / Membran
- Release:
- 29.06.2018
- Chaotic Mind
- The End Of The Same Old Song
- One Love (feat. Apollo Papanthanasio)
- The Calling
- Refuser
- Black Rain
- Lost
- Walls
- Night By Night
- Watch Me Burn
- Beyond The Skies
- Goodbye
Großartiges Melodic-Rock-Feuerwerk aus schwäbischen Landen.
In den Achtzigern und frühen Neunzigern war die Ulmer Szene ja ein lebhaftes kreatives Zentrum, und auch wenn fast keine der alten Kultbands mehr als solche aktiv ist, so sind uns doch einige der seinerzeit involvierten Musiker auf die eine oder andere Art erhalten geblieben. So wurde INFINITY'S CALL bereits vor gut achtzehn Jahren von Philipp Zanella ins Leben gerufen, den die meisten von Euch aus seiner Zeit mit TYRANT und manche vielleicht auch noch von ARRAKIS kennen dürften. Auf dem Drittling seiner Band spielt Philipp nun wieder mit keinem Geringeren zusammen als mit Chris Peterhänsel am Bass, mit dem er vorzeiten bereits an TYRANTs großartigem letztem Studioalbum "Ruling The World" (1988) beteiligt war.
Mit dem schnörkellosen Teutonenstahl der Tyrannen hat INFINITY'S CALL indes auf den ersten und auch auf den zweiten Blick nicht allzu viel gemein, denn die Schwaben haben auch auf ihrem dritten Album einen ganz anderen Ansatz, was bereits der vertrackte, rhythmisch sehr spannende Opener 'Chaotic Mind' klar macht. Gleichermaßen klassisch und auch mit der nötigen Härte versehen, aber dann doch eher im melodischen Hard Rock verwurzelt als im Teutonenstahl der Achtziger, und zudem natürlich auch spielerisch wie kompositorisch einen guten Tick progressiver. Dennoch, "Daggers And Dragons" ist alles andere als zahm, so dass sich kein überzeugter Metaller davor fürchten muss, dass er dazu nicht anständig headbangen kann, denn das Album rockt zu jeder Zeit dynamisch und wild, wie etwa bei 'The End Of The Same Old Song', das für mich einen gewissen VAN HALEN-Spirit atmet. Die Rhythmusgruppe sorgt hierbei für einen unwiderstehlichen Groove, während Phils Gitarrenspiel dich als Hörer sowohl im Bereichs der Riffs als auch durch seine melodischen Leads und Soli gefangen nimmt. Der flotte und eingängige Rocker 'One Love' mit dem tollen Gastgesang von Apollo Papathanasio (u.a. SPIRITUAL BEGGARS, ex-FIREWIND) und seinem triumphalen Solo ist ein weiteres Highlight, während 'The Calling' in getragenem Tempo mit einem wahnsinning effektiven Refrain den Hörer zum entspannten Abrocken zwingt.
Geradezu grandios ist dann der Doppelschlag mit dem harten, mitreißenden Banger 'Refuser' und dem darauf folgenden epischen 'Black Rain', dessen Stimmung und Arrangements bei mir beste Erinnerungen an das DIO-Spätwerk oder an Bruce Dickinson-Epen der Neunziger wecken. Völlig unwiderstehlich ist der rockige Groove bei 'Lost', bei dem die tolle organische Produktion wirklich ganze Arbeit leistet, für die im Übrigen Phil und Chris selbst verantwortlich zeichnen. Ja, das Stück geht richtig in Nacken und Beine, das Solo ist großartig, der Refrain auf perfekte Weise eingängig, und Sänger Francis Soto (u.a. SUBWAY, SANVOISEN, FRANCIS SOTO...) zeigt, warum er die perfekte Wahl für den Drittling der Band ist: Der Mann hat eine großartige Rockröhre, mit jeder Menge Biss in der Stimme, hat jedoch auch den Spirit und das Gefühl, um ruhigere, reflektierte Stücke wie 'Walls' mit seiner leicht funkigen Rhythmik zum Atmen zu bringen. Hier und da brilliert der Mann aber auch in den hohen Tonlagen und beweist, warum er als Live- und Studiomusiker auf eine beeindruckende Vita verweisen kann.
Durch die Klasse und Erfahrung der beteiligten Musiker ist "Daggers And Dragons", sowohl musikalisch, wie auch produktionstechnisch und vor allem kompositorisch, zu einem rundum empfehlenswerten Album geworden, das jeden Fan traditionell-melodischer Heavy-Metal- und Hard-Rock-Klänge für sich einnehmen sollte, denn ganz gleich, ob uns das Quartett einen herrlich gut gelaunten Speedster wie 'Watch Me Burn' um die Ohren pfeffert, ob es uns wie beim Instrumental 'Beyond The Silence' erst zartfühlig und melancholisch-balladesk umgarnt, um sich sodann heavy und eindringlich zu steigern, oder ob 'Goodbye' uns mit HEEP'schem Drive in die Nacht entlässt: Auf diesem Album passt alles zusammen. Dolch und Drache mögen nicht direkt aus dem Stand einschlagen wie eine Bombe, doch das Album ist in sich so geschmeidig und stimmig, das musikalische Gespür so untrüglich, dass die Scheibe mit jedem Durchlauf immer weiter wächst.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle