INGRIMM - Todgeweiht
Mehr über Ingrimm
- Genre:
- Mittelalter-Metal
- Label:
- Black Bards Entertainment
- Release:
- 07.11.2008
- Vogelfrei
- Krieger
- Ingrimm
- Todgeweiht
- Der letzte Tanz
- Teufelsweib
- Narrentraum
- Der Stern
- Sündig Fleisch
- Rot
- Diaboli
Die grimmigen Mittelalter-Rocker aus Regensburg legen ein Jahr nach ihrem Debutalbum schon das nächste Kunstwerk vor.
Nach ihrer Gründung zum Jahresbeginn 2005 legen INGRIMM mit der Veröffentlichung ihres zweiten Longplayers ein ziemliches Tempo vor. Für die Freunde dieser Durchstarter aus Regensburg ist das schon mal eine erfreuliche Sache und der Tatendrang der Band spricht auch für die Lust an ihrer Kunst. Dass für INGRIMM vor allem der Spaß an der Musik Motivation ist, sich auszutoben, hat die Band schon reichlich kundgetan, nachdem ihr im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Vorgängerscheibe "Ihr sollt brennen" im vergangenen Jahr ihre stilistische Nähe zu anderen Mittelalterrockern zum Vorwurf gemacht wurde. Natürlich klingt auch das neue Werk wieder ein bisschen wie eine Mischung aus IN EXTREMO und all den anderen, denen gleiches anzukreiden wäre, aber spätestens nach den ersten paar Takten des ersten Tracks mit dem Titel 'Vogelfrei' ist das mal schnurzegal. Das Rad wird in der Musik wohl in keinem Genre mehr neu erfunden und zählen tut, was gefällt.
"Todgeweiht" amüsiert erst einmal mit einem interessanten Cover. Ein Ausschnitt aus dem rechten Flügel des "Garten der Lüste" des Renaissancekünstlers Hieronymus Bosch. Dessen schaurig-lüsterne Darstellungen des reizvoll Verbotenen machen sich ganz gut als visueller Spiegel ingrimmscher Vertonungen a la 'Teufelsweib', 'Sündig Fleisch' oder 'Diaboli'.
Insgesamt elf Tracks präsentieren die Mittelalterrocker in einer Dreiviertelstunde, die überwiegend in schwungvollem Tempo daher kommen. Durch die eingewobenen Drehleier- und Dudelsackelemente erhalten die Stücke eine fröhliche Grundstimmung, gleichwohl finden sich auch aggressiv finstere Kompositionen. Passend zum Songtitel 'Krieger' ist es bei Track zwei zum Beispiel gelungen, eine eher bedrohliche Atmosphäre in die Strophen zu legen, die zu einem Gutteil den Gesangsqualitäten von Shouter Stephan 'Fenris' Zandt zu verdanken ist, der mit seiner wandelbaren Stimme richtige Grolltöne zustande bringt.
Um Groll geht es auch beim folgenden Song, dem die Band nicht nur auch den Bandnamen 'Ingrimm' verpasst hat, sondern in dem sie auch textlich ihre ersten kritischen Erfahrungen als Band, die in der Öffentlichkeit steht, verarbeitet. Unterschwellig ein bisschen aggressiv, aber letztlich doch immer noch mit einer schwungvollen positiven Note kommt auch diese Nummer daher. Neben der Balance zwischen Angriffslust und Feierlaune zeichnen sich die Tracks durch ein hohes Maß an Melodik aus, die den Zuhörer automatisch zum Mitschwingen einlädt. Was auf dem Sofa vor dem CD-Player funktioniert, wird sich mit Sicherheit auch auf Live-Konzerten beweisen.
Mit zwei Stücke des Albums geben sich INGRIMM bei aller treibenden Feierlaune nachdenklich. Track acht unter dem Titel 'Der Stern' beklagt das Schicksal misshandelter Kinder und 'Rot' setzt sich metaphorisch mit den autoaggressiven Anteilen Borderline-Erkrankter auseinander. Nun ja. Nachdenkliche Töne mögen einerseits nicht das sein, was man von einer eher kraftvoll daherkommenden Rockband erwartet und allein damit haben diese eher verzagten Töne schon ihre Berechtigung. Andererseits kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass es dann doch immer die gleichen Themen sind, deren sich kritische Musiker mal annehmen. Zum Thema Gewalt gegen Kinder habe ich doch schon so manches gehört und die psychischen Krankheiten sind doch immer wieder faszinierend…
Nichts desto trotz: "Todgeweiht" macht insgesamt Spaß, reißt jene mit, die sich immer wieder gerne auf die Mischung harter Rocktöne mit mittelalterlichen Instrumenten einlassen und geht gekonnt ins Ohr. Wenn Musik unterhalten soll, dann trifft INGRIMM ins Schwarze.
Anspieltipps: Krieger, Der Stern, Diaboli
- Redakteur:
- Erika Becker