INGURGITATING OBLIVION - Ontology Of Nought
Mehr über Ingurgitating Oblivion
- Genre:
- Progressive Death Metal / Technical Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 27.09.2024
- Uncreation’s Whirring Loom You Ply With Crippled Fingers
- To Weave The Tapestry Of Nought
- The Blossoms Of Your Tomorrow Shall Unfold In My Heart
- Lest I Should Perish With Travel, Effete And Weary, As My Knees Refuse To Bear Me Thither
- The Barren Earth Oozes Blood, And Shakes And Moans, To Drink Her Children’s Gore
Nichts ist unmöglich - wirklich nichts!
Sieben schier endlos lange Jahre haben die Herren von INGURGITATING OBLIVION ihrem Publikum gegeben, um ihren knotigen Meilenstein "Vision Wallows In Symphonies Of Light" verdauen zu können, sich gleichzeitig aber auch zu neuen extremen Abenteuern aufzuschwingen. Und diejenigen, die es seinerzeit tatsächlich geschafft haben, diesen totalen Overkill an technischen Fragmenten, extremen Attacken, unzähligen Breaks und der gegebenen stilistischen Breite zu entschlüsseln, dürfen sich tatsächlich freuen: Die Berliner treten nämlich in Sachen Komplexität keinen einzigen Schritt von ihrer bisherigen Gangart zurück!
Im Gegenteil: "Ontology Of Nought" suhlt sich bereits zu Beginn in noch heftigere Extreme, erzeugt binnen weniger Sekunden eine Vielzahl von Kontrasten und nutzt das gesamte Spielfeld zwischen grindigen Abfahrten und melancholischen Gesängen, um der Hörerschaft auch nicht ein einziges Mal die Chance zu lassen, einen kurzen Atemzug zu nehmen. Im Gegensatz zum direkten Vorgänger ist das dritte Album jedoch deutlich sperriger und dies sogar mit einer Tragweite, dass man sich schon zur Mitte des Openers 'Uncreation's Whirring Loom You Ply With Crippled Fingers' gelegentlich genötigt fühlt, das Handtuch zu werfen. Brutalster Death Metal trifft hier auf irrwitzigen Progressive Rock und einige stimmungsvolle Interludien werden direkt wieder von bösartigen, finsteren Offensiven zerpflückt. Wenn man sich dieses sich ständig wiederholende intensive Brutalo-Kammerspiel über die Dauer einer Viertelstunde zu Gemüte führt, hat man letztlich sogar das Gefühl völlig durchzudrehen. Entweder ist dies alles zu abgefahren oder braucht einfach eine Menge Zeit, bis man die einzelnen Fragmente für sich sortiert hat. Nicht viel anders agiert INGURGITATING OBLIVION im anschließenden 'To Weave The Tapestry Of Nought': keine durchschaubaren Arrangements, eine nicht zu identifizierende Linie, Kontraste am laufenden Band und alles in einem - da muss man sich einfach ständig wiederholen - so krassen, extremen Setting, dass es einem den Boden unter den Füßen wegreißt.
Bevor man sich hier auf weitere Gehversuche einlassen kann, ist die leicht entschleunigte zweite Hälfte von "Ontology Of Nought" fast schon eine Entspannungskur, in der zumindest nicht mehr ganz so viele Experimente mit brachialer Gewalt durchgesetzt werden, sondern die Prog-Schlagseite immer größere Räume einnimmt. Bevor das in drei Sektionen aufgeteilte 'The Barren Earth Oozes Blood, And Shakes And Moans, To Drink her Children's Gore' schließlich wieder den Hammer auspackt, liegt der Fokus hier auf verspieltem Instrumentarium, einigen episch ausgetragenen Doom-Elementen und einer dezent besser strukturierten Arbeitsweise, die auch für den Laien leichter nachzuvollziehen ist.
Und dennoch: Auf "Ontology Of Nought" bleibt kein Stein auf dem anderen, keine Passage gönnt einem Ruhe oder Verschnaufpausen. Selbst wenn der Hang zur Überforderung schnell präsent ist, bekommt man die einzelnen Komponenten mit der Zeit besser (wenn auch nicht endgültig) sortiert und kann auch die ersten beiden Tracks für sich annehmen. INGURGITATING OBLVIOON bleibt definitv musikalischer Extremsport und wird selbst Teile der eigentlichen Zielgruppe nach wie vor abschrecken. Im brutalen Sektor gibt es jedoch kaum vergleichbare Bands, bei denen so viel zu entdecken und erforschen ist und bei denen das Dranbleiben am Ende auch so lohnend ist. Ob die Herren aus der Hauptstadt dieses Material live reproduzieren können, halte ich für arg unwahrscheinlich. Aber hier scheint nach wie vor alles möglich - wirklich alles!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes
