INNER ODYSSEY - The Void
Mehr über Inner Odyssey
- Genre:
- Progressive Rock / Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenpressung / Just For Kicks
- Release:
- 20.03.2020
- Overhanging
- The Reckoning
- Into The Void
- Don't Walk Away
- I'm Fine
- Endgame
- Nemesis
- Continue Without Saving
- The Great Collapse
Prog ist ein weites Feld.
"The Void" ist der dritte Langspieler der Prog-Band INNER ODYSSEY aus dem französischsprachigen Teil Kanadas, deren Texte dennoch englisch sind. Das Konzeptalbum über negative Gefühle und die Flucht in virtuelle Welten ist ein schönes, breit aufgestelltes Scheibchen.
Bislang kannte ich die Gruppe nicht, durch die Einordnung "Progressive" hatte ich nur eine ungefähre Vorstellung, was mich erwartet. Ich war zunächst irritiert, dass der Eröffner 'Overhanging' mit Elektronik und Vocoderstimme aufmacht, aber diese computerhaften Sounds illustrieren nur die erwähnte Cyberwelt und machen nach dem Intro Gitarrenriffs Platz. Dieser Umbruch soll symptomatisch für das ganze Album sein. INNER ODYSSEY spielt auf "The Void" einfach Progressive und nutzt dabei verschiedenste Ausdrucksmöglichkeiten. Wuchtiger Prog Metal wechselt mit melancholischen Orgelpassagen und reduzierten, akustischen Stellen, es gibt orchestrale Sounds und Keyboards im gar nicht mehr so neuen Neoprog-Stil, mitunter perlt ein Klavier, hier erinnert eine Stelle an die spacig-proggige Frühphase von LEVEL 42, dort ein schräger Chor an GENTLE GIANT. Bezeichnend ist die Stelle, als das eher introvertierte 'Don't Walk Away' mit seinem beinahe poppigen Chorus ausklingt, und darauf 'I'm Fine' mit einem drückenden und scheppernden Bass einsteigt. Und diese scharfen Brüche finden häufig auch innerhalb einzelner Stücke statt. Was bei vielen anderen Bands nach Beliebigkeit und Gemischtwarenladen klänge, passt bei INNER ODYSSEY einfach. Das Quintett hat ein stimmiges und schlüssiges Album eingespielt. Dadurch dass einzelne Nummern eingängige Refrains haben, bleibt die Scheibe fassbar. Das macht einen Künstler aus, dass er nicht nur mit Rhythmuswechseln und schrägen Takten experimentiert, sondern daraus genießbare Musik schafft. Aber nicht nur durch gelungene Melodien und Arrangements wirkt die Gruppe, sondern stellenweise sogar durch Klangfarben, wie beispielsweise auf 'Into The Void' nachzuhören ist.
Sicher kann man die Stimme des Sängers als ein wenig dünn empfinden, sicher kann man sich als Freund harter Töne im Durchschnitt einen etwas höheren Härtegrad wünschen, aber das sind Punkte, an denen die Scheibe kein Optimum erreicht, schlecht ist an "The Void" gar nichts. Hier ist ein anspruchsvolles Album, das sich trotzdem unangestrengt anhören lässt.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser