INNERWISH - Silent Faces
Mehr über Innerwish
- Genre:
- Melodic Power Metal
- Label:
- Limb Music Products
- Release:
- 15.03.2004
- Dancer Of The Storm
- Hold Me Tight
- If I Could Turn Back Time
- Midnight Call
- Hold On
- Silent Faces
- Dreadful Signs
- Set Me Free
- Riding On The Wind
- Realms Of Tomorrow
Nach der ersten Albumveröffentlichung "Waiting For The Dawn" im Jahre 1998 und einigen Besetzungswechseln in den Folgejahren, legt die griechische Power-Metal-Fraktion INNERWISH mit "Silent Faces" ihr zweites abendfüllendes Langeisen vor. Und das hat es faustdick hinter den Ohren.
Mit deutlicher, melodischer US-Power-Metal-Schlagseite zieht sich der glühende Stahlfaden durch zehn Tracks, die qualitativ hochwertig und in einem transparenten und druckvollen Soundgerüst durch die Botanik huschen. Im Vordergrund steht dabei jederzeit die Melodie, die aber anders als bei den meisten europäischen Powermetallern, nicht überstrapaziert wird. Sänger Babis Alexandropoulos tönt kraftvoll und hat geile vocal lines auf die Veröffentlichung gebannt, die sich wohltuend vom derzeitigen Kraftstahleinerlei abheben.
Teilweise blitzen die alten Kürbisköpfe aber doch noch durch, was man in dieser stilistischen Nische wahrscheinlich gar nicht verhindern kann. INNERWISH legen aber vermehrt Wert auf RAINBOW-lastiges Power-Entertainment und RIOT-ähnliche Arrangements. Fans dieser Bands liegen bei INNERWISH sicherlich nicht falsch.
Der Opener 'Dancer Of The Storm' geht als schön harter Uptempo-Rocker durch, der präzise positionierte Hooklines und klasse Harmoniebögen aufweisen kann. Das Schlagwerk treibt, das Tieftonfundament drückt und die Klampfen ergießen einen Melodiestrom nach dem anderen. Ein sehr schmeichelnder und eingängiger Einstieg. Tight as hell!
'Hold Me Tight' kratzt schon mehr am gängigen europäischen Power Metal, umschifft aber geschickt alle Kitschklippen. Die Chöre sind wohltuend im Zaum gehalten und auch die Gitarren riffen teils recht bretthart. Ansonsten ist auch 'Hold Me Tight' ein astreiner Ohrwurm, der auch den Finnen THUNDERSTONE gut zu Gesicht gestanden hätte.
'If I Could Turn Back Time' ist straight wie ein Lichtstrahl und trampelt mit punktgenauen Beats auf die Glocke. Die Strophe ist an Eingängigkeit kaum zu überbieten, die im Refrain schon leicht in MAIDEN-Sphären abdriftet. Der Track ist in sich stimmig, nie langweilig und hypermelodiös. Somit kann man 'If I Could Turn Back Time' Kurzweil in Perfektion attestieren.
Der Anfang und die Strophen von 'Midnight Call' knacken mit brettharten Klampfen, während die wiederum europäisch geprägten Refrains mit schönen Keyboardthemen den Weg ins Langzeitgedächtnis finden. Die Nummer rockt erstklassig und lässt keine metallischen Wünsche offen.
'Hold On' killt mit einem Monsterriff, dezent eingesetzter Disharmonie, einem halsbrecherischen Tempo und einer absolut arschtighten Umsetzung. Leider ist der Song mit einem nicht gerade innovativen Tralala-Refrain gesegnet, der die Nummer unter das bisher aufgebaute und gehaltene Niveau bugsiert. Schade drum, der Rest tritt mächtig Popo.
Der Titeltrack beginnt mit massiver Epik und theatralischer Dynamik, die in mächtigen Keyboardwänden und Riffbergen ihre stampfende Vollendung findet. Manchmal grinst DIO sein diabolisches Lächeln, teilweise grüßen BLACK SABBATH der End-Achtziger und immer sitzt die melodische Krone auf dem breiten Kraftstahlhaupt. Die jederzeit songorientierte Instrumentierung lässt Sänger Babis haufenweise Raum zur Entfaltung, den er auch bis ins Letzte nutzt und unmissverständlich zeigt, was in ihm steckt. Das ist nicht geade wenig.
'Dreadful Signs' führt diese Epik in reichlich experimentelle und progressive Gefilde, die mit zahlreichen Breaks durchsetzt sind und in verschiedenen Geschwindigkeitsleveln ablaufen. Das Hauptaugenmerk liegt im Uptempo, das in der zweiten Songhälfte mit lockerem, eingängigem Stahl ausgefüllt wird. Leicht zu hören und leicht zu genießen!
Der Stampfer 'Set Me Free' orientiert sich an SAVATAGE-Attributen, die ebenfalls gekonnt in Szene gesetzt und mit dezent doomigen Vocals verfeinert werden. 'Set Me Free' ist ebenfalls eine starke Angelegenheit.
Das anschließende 'Riding On The Wind' powert volle Suppe. In der ersten Strophe verfällt der Killer in ein wunderschön inziniertes, dynamisches Entertainment der gehobenen Klasse. Ansonsten bläst der Track in bester galoppierender MAIDEN-Tradition alles weg. Stark!
Das abschließende 'Realms Of Tomorrow' wuchert noch einmal mit tonnenweise Twingitarren und jeder Menge Riffpower. Mit der meiner Meinung nach stärksten, weil interessantesten Nummer des Albums, schließen INNERWISH das Buch ihres schweren Rocks.
Wenn auch die absolut zwingenden Refrains fehlen und nicht immer ein kontinuierlich hohes Niveau gehalten werden kann, haben sich INNERWISH unsere Aufmerksamkeit mit "Silent Faces" redlich verdient. Das Album vereint alles, was ein kraftvolles Heavy-Rock-Baby zum Leben braucht. Jetzt muss man dem kleinen Kerl nur noch beibringen, seine Beine in die Hand zu nehmen und loszurennen.
Melodic-Metaller machen mit "Silent Faces" nichts falsch. Deshalb kann ich ohne Gewissensbisse, ruhelose Nächte und permanenten Angstschweiß im Schritt eine Kaufempfehlung aussprechen. Ist somit geschehen!
Anspieltipps: Dancer Of The Storm, Hold Me Tight, Silent Faces, Set Me Free, Realms Of Tomorrow
- Redakteur:
- Alex Straka