INSANE (D) - 20:05
Mehr über Insane (D)
- Genre:
- Metal
- Ich will dich sterben sehen
- Hanne
- Homo 2000
- Autsch
- Resignation
- Es regnet Blut
- Vater
- Nein!
- Bereit
- Ich tanze
- Ein Lied für mehr Toleranz
Warum Metal-Sänger, die ihre lyrischen Ergüsse auf Deutsch vortragen, das "r" rollen müssen, ist ein großes Rätsel. Klingt das interessant? Klingt das böse? Ist das gar urteutonisch? Fast. Es ist überflüssig. Und da INSANE die Verkaufszahlen von RAMMSTEIN ohnehin nicht erreichen werden, könnten sie sich dieses "Stilmittel" auch schenken. Vielleicht würde dieser Schachzug sogar helfen, den Vergleichen mit den Megasellern aus dem Weg zu gehen, wobei sie dafür zusätzlich auch Glück brauchen, da eh jede Band, die deutsche Texte und zum Teil grollenden Gesang mit simplen Riffs verbindet, als Kopie der Till-Lindemann-Gang abgestempelt wird.
Dass das seit Anfang der Neunziger aktive Quartett wie Millionen andere auch schon mal mit der Musik der Vorzeigeprovokateure in Berührung gekommen ist, kann man vermuten, will man es allerdings musikalisch belegen, wird's eng. Die Combo tendiert vielmehr Richtung WEISSGLUT (womit selbstverständlich auch TYPE O NEGATIVE hier und da grüßen lassen), FLEISCHMANN und – um als gutes Omen mal 'ne deutsche Band zu nennen, die noch existiert – (alte) OOMPH!, so dass insgesamt ein Düsternisgrad erreicht wird, der auch Schwarzkittel anspricht. Da die Jungs schon drei Platten gemacht haben, befinden sie sich auf einem professionellen Level; es gelingt ihnen jedoch nicht, durchgehend fesselnd zu agieren. Vieles auf "20:05" nimmt die Fünf-Minuten-Hürde, und einiges davon bleibt auf halber Strecke liegen. In 'Homo 2000', 'Resignation' und 'Autsch' drehen die Jungs an der Dynamikschraube, allerdings werden die Tracks dadurch gleichzeitig ihres Schwungs und ihrer Geschlossenheit beraubt. Und so bleiben neben guten Ansätzen "nur" fünf Treffer: der treibende Opener 'Ich will dich sterben sehen', die düsteren 'Hanne' und 'Vater', das eingängige 'Nein!' sowie der Midtempo-Brecher 'Bereit'. Auch 'Ein Lied für mehr Toleranz' ist gelungen, fällt stilistisch aber aus dem Rahmen. In bester ÄRZTE-Manier schafft man einen Kontrast zwischen Musik und Text, bewegt sich auf sommerlichem SUBLIME-Terrain und baut zudem noch TYPE O NEGATIVEs 'Black No. 1' ein. Netter Abschlussgag der Scheibe.
Noch in diesem Jahr soll der "20:05"-Nachfolger unter Dach und Fach gebracht werden. Und wenn INSANE ihre Arrangements zurechtstutzen und das Potenzial des Wechselgesangs noch ausschöpfen, wird das Teil ein weiterer Schritt nach vorne.
Anspieltipps: Ich will dich sterben sehen, Hanne, Nein!
- Redakteur:
- Oliver Schneider