INSOMNIUM - Argent Moon
Mehr über Insomnium
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Century Media Records
- Release:
- 17.09.2021
- The Conjurer
- The Reticent
- The Antagonist
- The Wanderer
Kleine Nachtmusik.
Neuer Anlauf für INSOMNIUM und mich: Die finnischen Chamäleons unter den Melodic-Death-Vertretern hatten mich mit ihrer folkig-schunkeligen 2014er Platte "Shadows Of The Dying Sun" vergrault; an "One For Sorrow" sowie die erdigeren, knackigeren Kompositionen des ersten Bandjahrzehnts kam für mich infolgedessen keine INSOMNIUM-Veröffentlichung mehr heran. 2021 entsprang dem Kreativprozess der Nordeuropäer jedoch mit "Argent Moon" ein kleines, vierteiliges Epos, das abermals neue Akzente setzt und in meinen Ohren die Kurve kriegt.
"Argent Moon" ist, verglichen mit allen vorherigen INSOMNIUM-Outputs, ausschließlich dies: verträumt, zurückgenommen, besinnlich. Die vier Stücke, die sich in Sachen Melodieführung, Tempo, Harmonien und Spannungsaufbau stark ähneln, bilden im Prinzip ein vierteiliges, gut zwanzigminütiges Mini-Epos. Beginnend mit schwelgerisch geschrammelten akustischen Gitarrenakkorden eröffnet 'The Conjurer' den Reigen, und die Düsternis in Form verzerrter Gitarren und Nillo Sevänens grunziger Grabesstimme weicht in steter Regelmäßigkeit dem silbernen, Hoffnung spendenden Mondschimmer in Form friedlicher, weicher Harmonien und Ville Frimans klarem Gesang. INSOMNIUM bleibt der melancholischen, resignierten Atmosphäre und Thematik verhaftet – keine andere Melo-Death-Truppe lässt sich eindeutiger mit Vanitasmotiven in Verbindung bringen als INSOMNIUM –, der titelgebende Mond spendet jedoch genug Trost durch viele ruhige Passagen und weniger dramatische denn erfrischende Gitarrenleads. "Argent Moon" hat zudem aufgrund des repetitiven Charakters der Songs etwas Lyrisch-Dichterisches an sich. Dieser Gleichklang und die fast identische dramatische Zuspitzung aller Kompositionen macht die Kurzspielplatte allerdings auch etwas eintönig.
Auch "Argent Moon" verbindet fast nichts mit den herrlichen Uptempo-Krachern von 'The Bitter End' bis 'Every Hour Wounds' von anno dazumal, aber das macht nichts. Der kompakte Viertracker kommt ohne Experimente und Geschunkel aus; die neue EP klingt balladesk in einem sehr erwachsenen Sinn und ist die ideale Untermalung eines kuschelig-dunklen Herbstabends. Eines muss ich als kleine Spitze aber noch festhalten: Diese vier ruhigen Nummern, verteilt auf einem Langspieler und kombiniert mit einer Handvoll knackiger, flotter Melo-Death-Keulen – das wäre ein Album, wie ich es mir von INSOMNIUM seit Längerem wieder wünsche.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause