INSOMNIUM - One for Sorrow
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2011
Mehr über Insomnium
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Century Media (EMI)
- Release:
- 14.10.2011
- Inertia#
- Through The Shadows
- Song Of The Blackest Bird
- Only One Who Waits
- Unsung#
- Every Hour Wounds
- Decoherence
- Lay The Ghost To Rest
- Regain The Fire
- One For Sorrow
Die Dunkelheit hat zugenommen, der Variationsreichtum allerdings auch. Ein neuer Top Act aus Finnland?
Es ist interessant, nein, spannend, wie sich Bands entwickeln. Dort gibt es Bands, die Jahre lang versuchen, das Highlight ihres Backkatalogs zu reproduzieren – und daran scheitern – und es gibt Bands, die von Album zu Album besser, weil eigenständiger, mutiger oder technischer in einem positiven Weg werden. Zu diesen, zweiten Bands gehören die Finnen von INSOMNIUM. Seit Jahren arbeitet die Band an stetiger Verbesserung, an einer Fixierung des Sounds. Und an einer Loslösung von Vorbildern. Schon immer haben sie es verstanden, dunkle Gefühle wie Melancholie, Aggression und hintergründige Intensität zu erzeugen, ohne dabei allzu depressiv oder gar nihilistisch zu klingen. "One For The Sorrow" bündelt diese Fähigkeiten und macht die Band so sehr wie noch nie zu den Antipoden der Finnen von AMORPHIS.
Natürlich würde es der Band absolut nicht gerecht werden, lediglich im Spiegel der Chartstürmer und Kabala-Liebhaber von AMORPHIS wahrgenommen zu werden, dennoch: INSOMNIUM standen in der Vergangenheit sehr nahe an den aggressiveren Veröffentlichungen von AMORPHIS. Auch im Jahr 2011 gibt es diese Analogien noch. Doch wo sich die eine Band in eine fast poppige Version metamorphiert hat, gehen INSOMNIUM tiefer in den schwarzen Tunnel hinein, auch wenn das Licht am anderen Ende durchaus auf den breiten Rücken der intelligenten Musiker scheint. Das Songwriting hat sich daher kaum verändert, epische Lead-Melodien, schon fast als finnischer Standard wahrgenommen, erheben sich wahlweise über CREMATORY-artige Dark-Metal-Ambient-Grooves oder moderne Melodic-Death-Metal-Riffs. Letztere sind dankbarer Weise aber weit weniger austauschbar als in der Vergangenheit, vielmehr bündeln sie die Power, die Spielfreude der Band und geben dem Album den nötigen Nachdruck.
Es ist schwer davon auszugehen, dass lyrisch einiges geboten wird. Die Band stand seit der Gründung für intelligente, tiefgründige Texte, die Zerstörung der Natur wurde zum Beispiel auf dem Vorgängeralbum ('Where The Last Wave Broke') "Across The Dark" ebenso verhandelt wie beispielsweise die Widrigkeiten des Lebens an sich. Überraschender ist da schon der Klargesang, der sich im ersten Song nach dem Intro erhebt. 'Through The Shadows' ist dabei das perfekte Ergebnis dieser INSOMNIUM-Schablone, denn die Band schafft es hier, sowohl den drückend traurigen Zustand der Schatten adäquat wiederzugeben, als auch eine positive Botschaft in das Lied einzuweben, die durch den zwar durchaus charttauglichen, aber niemals unpassenden Gesang äußerst intensiv eingefangen wird. Ob INSOMNIUM intensives IRON-MAIDEN-Song-Studium betrieben haben, sei einmal dahin gestellt, doch dass der ein oder andere Refrain vielleicht das Stückchen zu oft wiederholt wird, darf als kleiner Abstrich eines tollen Albums wahrgenommen werden.
Fazit: INSOMNIUM unterstreichen eindrucksvoll ihren Anspruch, als finnischer Top-Act wahrgenommen zu werden. Und sieht man sich die Leidenschaft der Musiker an, die Arbeit, die sie in den vergangenen Jahren in die Band gesteckt haben, hoffe ich nichts mehr, als dass sie den verdienten Erfolg bekommen werden. Nicht jeder Moment ist großartig, dennoch legen INSOMNIUM eine überdurchschnittlich gute Scheibe in das Rennen um den Herbstmeister auf den Gabentisch.
Anspieltipps: Through The Shadows
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer