INSTANT SUPPRESSION - Domain.Nation
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2009
Mehr über Instant Suppression
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 04.12.2009
- Shapeless Threat
- Fake
- Domain.Nation
- Mechanical Universe
- De(com)pression
- Segment I
- Regeneration Age
- Take The Power
- Segment II
- Frozen
- To The Back Of Beyond
- Inner Entropy
- Lost In Light
South-Russian-Progressive-Modern-Metal. Klingt komisch? Ist aber so. Und ist nebenbei verdammt gut.
Fünf junge Männer vor einem russischen Sonnenuntergang. Darf ich vorstellen: INSTANT SUPPRESSION. Die mutige Nachwuchshoffnung des Modern Metal aus Russland. Im Jahre 2005 wurde die Band in Rostow am Don gegründet und machte bislang mit einer EP und einer Single auf sich aufmerksam. Während die Band in Russland zurecht bekannt wie ein bunter Hund ist – was nach gemeinsamen Konzerten mit Bands wie ALL SHALL PERISH und DEADLOCK auch kaum verwunderlich sein sollte – ist der Rest der Welt noch Neuland für die jungen Wilden. Das soll sich mit dem 2009er Debut-Album "Domain.Nation" nun also ändern.
Moderner Metal ist ja sehr weit gefasster und oft – gerade in Promotionswelten – relativ nichtssagender Begriff. Dennoch trifft diese Bezeichnung die Musik von INSTANT SUPPRESSION außerordentlich gut. Was zeichnet diese Stilbezeichnung also aus? Um es auf wenige, wesensbestimmende Elemente zusammenzufassen, seien Riffing, Rhythmik und musikalische Offenheit genannt. Vom Metalcore und Melodic Death Metal inspiriert, regieren häufig im Off-Beat gespielte Riffs, die auf Tightness und extrem pointierten Rhythmus setzen. Diese MESHUGGAH-Herangehensweise tut dem Sound außerordentlich gut und macht ihn frisch. Die Frische wird durch die straighten im Alternative angesiedelten Chorus-Passagen perfekt ergänzt. Dabei halten sich die Ausbrüche zwischen blümchenreichen Melodien und deflorierenden Gewaltexzessen die Waage. Das Zusammenspiel der Instrumentalfraktion auf Rhythmik- und Stimmungs-Basis macht gerade den Reiz der Russen aus. Die Gitarren agieren mit einer derartigen Spielfreude – unglaublich. Insgesamt scheuen sich INSTANT SUPPRESSION nicht davor, ihre Fühler frei im musikalischen Raum herumstreifen zu lassen.So bleibt man nämlich längst nicht im Melodic Death Metal.
Vielmehr scheut sich die Band nicht davor, auch durchaus klassischer Metal-Wurzeln zu bemühen. So wird sich duelliert, was das Zeug hält – 'De|com|pression' heißt da das Stichwort – und Gitarre und Keyboard aufs Schärfste dem Schlammcatchen überlassen. Technische Riffs, wie man sie aus dem angeproggten Metal kennt, bieten den nötigen Technologievorsprung im Wettrüsten, auch hier kann die Instrumentalfraktion durch stringentes Frickeln punkten. Dass die Musik dabei aber nicht verkopft wirkt, liegt an den Songstrukturen, die dem Hörer die nötigen Ecken und Kanten zur Wiedererkennung bieten. Dabei ist es nicht so, dass die Versiertheit am Instrument in ein strenges Korsett gepresst wird, vielmehr schöpft die Band anscheinend derart aus den Vollen, dass sie sich die Freiheit nehmen konnten, nur die Creme de la Creme in ihren Sound integrieren zu müssen. Dabei wagen die Russen einen wichtigen Schritt, indem sie viel mit dem Keyboard herumexperimentieren – meistens im Hintergrund – und dieses auch in elektronisch angehauchte Sphären vordringen lassen. Die Grundlage des gesanglichen Gesamtkonzepts stellt eine Mischung aus harten Grunts und schönem Frauengesang dar. Ein einziger Kritikpunkt äußert sich darin, dass das Album an manchen Stellen etwas überladen wirkt – nichts, was man mit einem bisschen Einhören nicht auch überhören könnte, doch ich denke, dass sich auch darin die extreme Spielfreude der Band äußert. Und da das Lamentieren auf höchstem Niveau ist, kann der geneigte Fan nicht nur schnell darüber hinwegsehen, sondern sich über jene Stellen freuen. Gerade, wenn man sich auf den Sound der Russen eingestellt hat, und von der Finesse nicht mehr überrollt wird.
Fazit: INSTANT SUPPRESSION bezeichnen sich zurecht als die neue Hoffnung des Modern Metal – zumindest in Russland. Immense Spielfreude, tolle Ideen und eine hohe Eingängigkeit verbinden sich zu einem modernen Album, das vielleicht weniger progressiv als gedacht, dafür aber authentischer und realer klingt, als die aktuellen Alben der Genrevertreter. Als eine Mischung aus technisch-genialen, alten CHILDREN OF BODOM, härteren, ungeschliffeneren SCAR SYMMETRY und eingängigeren MESHUGGAH erlebt das Jahr 2009 einen letzten Newcomer-Höhepunkt, der sich etwas traut. Dafür sollten wir dem Nikolaus danken. Und der Band sowieso, denn die stellt das Gesamtkunstwerk zum kostenlosen Download auf ihrer Website zur Verfügung – und das so lange, bis sich ein Label gefunden hat, das "Domain.Nation" weltweit veröffentlichen will. Lang kann die Suche nicht mehr dauern, also frisch heran und runterladen!
Anspieltipps: Segment II, De|com|pression, Fake
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer