INSTRUMENT - Instrument
Mehr über Instrument
- Genre:
- Rock/ Jazz/ Postrock/ Cross Section
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- The Instrument Village/ Broken Silence
- Release:
- 14.05.2010
- Slow Motion Emotion
- Joke On Me
- Watzmann
- The Odd Fish, That's Me
- About Suits & Dresses
- Handshake
- I Don't Want To Lose This Beautiful Darkness
- A Story Told By Someone Else
Ein Glanzpunkt 2010.
Eine neue Münchener Runde. Oder besser vielleicht: Neue Münchener Runde? NMR. Auf jeden Fall voll angefüllt mit viel viel Vorbereitungsschweiß, Vorbereitungszeit, Wissen und vor allem auch Spielfreude. Aus den Trümmern des ehemaligen Geheimgeheimtipps COSMIC CASINO haben sich INSTRUMENT geformt. Mit der Erfahrung von drei CC-Alben in den Fingern und im Gedächtnis treten somit zwei alte Bekannte in den Ring der Namenslosigkeit. Das ist keine Beschimpfung, eher Mittel zum Zweck und wird von diesem Quartett auch so vorgelebt, vorkommuniziert. Es scheint egal, wer das hier spielt und Töne erfunden hat, als Mmh... Referenz werden sämtliche Musikstilrichtungen der Popularmusik eingestreut, namentlich ebenso auf Wesentliche reduziert – wer nennt seine musizierende Freundschaft schon "Instrument"? -, stehen wir einer Selbsterfindung gegenüber.
Aber Misstrauen ist angesagt: da steht auch "Postrock" als Schubfach. Spontan erweitert um Prog Rock. Also kann erwartet werden: instrumentale Atmosphärität, wobei bereits 'Joke On Me' mit offensivem, kräftigem Gesang überrascht, der den Beitrag sehr nachhaltig prägt, das Stück zu einem klaren Ausdruck und einer unaufgeregten Struktur verhilft. Spätestens hier wird auch klar, dass da Fachkräfte am Werke sind. Der Gesang ist sehr überlegt erwählt, er sucht sich seine Pausen, sein präsentes Dasein ist mehr als gerechtfertigt.
Postrock – ich kann das Wort nicht mehr lesen... - wird meist einfach so definiert, wie INSTRUMENT ihre Musik im Ansatz auch basiert, nämlich mit einer langen Entwicklung der Stücke, mit progressivem (wieder so eine Ausgelutschtheit) post-popmusikalischen Entgegen-der-Beliebigkeit-Willen, mit Gesang nach 2.48 in 'The Odd Fish. That's Me' und uferfern erscheinenden Fließenlassen. In reger Selbstüberprüfung kam heraus, dass es nicht einfach ist, so in einem Prozess, in einem Guss, über dieses gleichnamige Debüt Worte zueinanderreihen zu können. Meine Damen und Herren, wie oft habe ich das Album hineingeschoben und mich Minute für Minute nur weiter gewagt, es bis heute nicht vermocht, in Komplettheit zu hören. Da stand gerade "wagen" - als gäbe es so etwas wie die Furcht, sich durch solche Aneinanderfügungen grosser Momente zu hören.
Drastisch der Gedanke zwar, aber nicht nur bei meiner Person zutreffend, wage ich zu behaupten. Nun, im Zuge der Zuschreibungen hier, ist das Album endlich komplett durchgelaufen, umsomehr nun auch die Erkenntnis, etwas sehr Wertvolles gehört zu haben.
Ja, eine Platte, die der Besitzermensch mitschleppen wird, frische, nicht antiquirte Pianos müssen ertragen werden, feiste Gitarrenpedaltritte walzen sich in unerwarteten Sekunden heran. Jenseits der üblichen Kategorisierungen hat es bei INSTRUMENT keinen Sinn zu behaupten oder zu vorzuschlagen "Die klingen ja wie..." oder "Hallo, das ist doch...!". Seltsam wird es trotzdem bleiben: Da erfinden und beweisen Münchner die Großartigkeit des Ozeans Musik und viele viele Durstige werden weiterhin abgestandenes und teures Brackwasser saufen.
Daher ein Muß für Kenner! Und für Schwimmer, die die Weite und die Unsichtbarkeit des Horizonts nicht scheuen. Für Anfänger, für Rückkehrer. Besinnt Euch. Instrumente sind das Leben.
Und wem wird da nicht aus dem Herzen gesprochen: I Don't Want To Lose This Beautiful Darkness!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben
