INTERSPHERE, THE - Wanderer
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2023
Mehr über Intersphere, The
- Genre:
- Alternative Rock / Pop / Prog
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Odyssey Music
- Release:
- 26.05.2023
- Wanderer
- Bulletproof
- Down
- Who Likes To Deal With Death?
- Heads Will Roll
- A La Carte
- Always On The Run
- Corrupter
- Treasure Chest
- Under Water
Weiterhin das Maß aller Dinge im deutschen Alternative-Rock-Sektor.
Ein Tag, an dem ein neues THE INTERSPHERE-Album angekündigt wird, ist immer ein kleiner Feiertag. Immerhin ist der deutsche Vierer für mich schon seit Jahren der größte Hoffnungsträger im Bereich Prog und Alternative Rock der hiesigen Szene und hat in der bisherigen Karriere noch kein einziges schlechtes, oder auch nur schwaches Album veröffentlicht. Stattdessen liefert das Quartett konstant Qualitätsarbeit ab und hat mit dem großartigen Zweitwerk "Hold On, Liberty!" einen dieser Langdreher veröffentlicht, den ich auf eine einsame Insel mitnehmen müsste. Eigentlich kann es also nur abwärts gehen mit dem neuen Silberling "Wanderer", oder?
THE INTERSPHERE wäre aber eben nicht THE INTERSPHERE, wenn sich die gerade gestellte Frage nicht schon nach dem ersten Durchlauf mit einem laut schallenden "Nein" beantworten ließe. Ein Beispiel für die Klasse des Vierers gefällig? Nehmen wir uns doch einfach mal den eröffnenden Titeltrack zur Brust: Proggy genug, um auch beim zehnten Durchlauf noch neue Details zu offenbaren, gleichzeitig aber auch eingängig genug, um sich problemlos sofort im Ohr einzunisten, schreit der Track praktisch schon lauthals "Song des Jahres". Unterstrichen wird die Begeisterung, die mich schon ab den ersten Tönen der Scheibe erfasst, von der absolut gigantischen Produktion des neuen Albums, das einerseits luftig genug klingt, um Christoph Hesslers toller Stimme den gebührenden Platz einzuräumen, gleichzeitig aber in den härteren Momenten so druckvoll aus den Boxen donnert, dass die Gläser im heimischen Schrank freudig im Takt mitklirren. Ganz, ganz großes Kino ist das hier!
Danach dürften aber Fans, die der Entwicklung der Band seit "Hold On, Liberty!" nicht ganz gefolgt sind, durchaus überrascht sein, denn von 'Bulletproof' an wird die Musik doch überraschend tanzbar. Ist der gerade erwähnte Track mit Fuzz-Gitarren noch eher im Alternative Rock einsortierbar, so sind 'Down' und auch 'Who Likes To Deal With Death?' doch schon fast unverschämt poppig und haben zumindest bei mir ein paar Anläufe gebraucht. 'Heads Will Roll' geht sogar noch einen Schritt weiter und flirtet ganz offen mit Hip-Hop-Einflüssen, entpuppt sich abseits davon aber als durchaus ordentlicher Brecher. Die ganz große Experimentierfreude, die ich übrigens immer als großen Pluspunkt der Band gewertet habe, ist im Anschluss aber erst einmal etwas verflogen, denn ab dem treibenden "A La Carte' und dem folgenden 'Always On The Run' gibt es durchaus wieder vertrautere Kost zu hören, die auch auf dem letzten Landreher "The Grand Delusion" einen Platz gefunden hätte. Musiziert und komponiert wird dabei natürlich immer auf allerhöchstem Niveau, weshalb selbst die abgedrehtesten Experimente für die Mannheimer funktionieren und am Ende nur ein weiteres Puzzlestück im sich stetig weiterentwickelnden THE INTERSPHERE-Kosmos sind.
Dennoch muss ich zugeben, dass mir die poppige Note auf "Wanderer" doch ein bisschen zu weit geht. Nicht im negativen Sinne, doch die rockige Kante, die etwa den Titeltrack für mich zu einem solchen Volltreffer macht, wünsche ich mir eben doch etwas häufiger herbei. Das alles bleibt aber Meckern auf allerhöchstem Niveau, denn für alle Freunde und Freundinnen von modernem Alternative Rock wird auch der sechste Langdreher des Vierers ein wahres Freundenfest sein und auch für mich bleibt die Erkenntnis: THE INTERSPHERE kann ähnlich wie die Kollegen von BIFFY CLYRO offensichtlich einfach kein schlechtes Album veröffentlichen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs