INVECTION - Demented Perception
Mehr über Invection
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenproduktion / Stormspell Records
- Cranial Abyss
- Two Faced Lie
- Invection
- Putrescent Resurrection
- Incarcerate
- Controlled Insanity
Gnadenlos filetierender Thrash, sowohl mit technischen als auch punkigen Anwandlungen.
Aus Kalifornien heranrumpelnd praktizieren INVECTION eine herausstechend messerscharfe, rasante Form des Thrash Metal. Durchgetretenes Gaspedal mag in diesem Genrekontext natürlich nicht weiter erwähnenswert sein, aber steigt die Band mal in die Eisen, so werden auch schon mal einige stilistische Nachbarn in einer Staubwolke zurückgelassen. Alles schneidet und fräst, absolut kompetent produziert und eingespielt, zwischen Midtempo-Bomben und leicht technisch überzuckerten schnellen Saitenspasmen verbirgt sich ein gutes Gefühl für kompromisslos metallische Songstrukturen. Dank dieses Gespürs schafft es die Musik, es sich an einem gut gewählten Platz zwischen Eigenständigkeit und roher Aggression bequem zu machen, der guten Ausblick auf beide Enden liefert.
Das hier ist kein melodischer, modernerer Thrash, auch kein bösartiger Thrash mit Anleihen aus schwärzeren Ländereien und ebensowenig primitiver Knüppelthrash, der ausgebleichte KREATOR-Patches und CALIBAN-Fans zum Brunch verspeist. Nein, dieser Knallfrosch ist purer punkiger Altertums-Thrash in einem beeindruckend technisch versierten Gewand. Bereits mit dem kurz-knackigen Opener demonstriert INVECTION, was den Hörer auf der EP erwartet: Flinker Quetsch-und-dresch-Metal mit Riffs, Riffs, Riffs, die keine Verschnaufpause zulassen. Rein instrumental und relativ schnell vorbei geht es weiter zu 'Two Faced Lie', einer monströsen Dampfwalze, die das Spektrum des Albums um eine headbangtaugliche, im Kontext vergleichsweise gemäßigt dahinstampfende Granate erweitert. Obwohl er im Schnitt nicht das Tempo der übrigen Songs erreicht, kann er als Aushängeschild der Fähigkeiten der Band dienen: Markantes Songwriting (hier auch inklusive Faust-gen-Gestirn-Refrain), Riff-Huldigungen von kernig bis blitzschnell und ebenso typisch chaotische Thrash-Soli, die jedes Lied zum Schluss noch einmal abschmecken. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch das Schlagzeug, welches nicht minder gekonnt wie die Gitarrenarbeit von Anfang bis Ende mit seiner kompetenten Umsetzung und Produktion brilliert.
Nach 'Two Faced Lie' wird es nur noch schneller, fieser und einschneidender. Es passiert sehr viel auf diesem Album, wohlgemerkt, die Schranken und Abgrenzungen des Thrash ragen pflichtbewusst über allem auf, keinen Ausfall erlaubend, was jedoch nicht heißt, dass der werte Hörer nicht vollkommen gnadenlos zwischen ihnen hin und her geschleudert wird. Kompositorisch gibt es absolut nichts auszusetzen, instrumental regiert die Professionalität. Man sieht, dass die Band auf ihren drei vorangehenden Veröffentlichungen wohl bereits eine Menge Erfahrung und Finesse im Proberaum und/oder auf der Bühne sammeln konnte.
Der allgemeine Stil der EP könnte sowohl an den gemäßigteren wie auch auditiv zerhäckselnden Stellen etwas an die letzte TESTAMENT erinnern, wäre da nicht der kurz angebundene, stark Hardcore-lastige Gesang. Gebadet in Aggression und dem Schweiß von altgediegenen und revival-istischen Crossover-Thrash-Bands steuert dieser nochmal einen gehörigen Teil zur frischen Rohheit und "Ehrlichkeit" von INVECTION bei, ohne sich dabei mit der relativ polierten und professionellen Produktion zu beißen. Alles in allem eine eindrucksvolle Leistung für die erst zweite vollwertige EP und ein beinahe schon an und für sich ausreichend sättigender Aperitif für das (hoffentlich bald anstehende) vollwertige Album. Fans von riff-basierten Lichtgeschwindkeits-Thrash sollten jedenfalls bis dahin mit "Demented Perception" schon mal bestens bedient sein.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Daniel Wimmer