INVERTIGO - Veritas
Mehr über Invertigo
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Progressive Promotion Records
- Release:
- 03.04.2012
- Darkness
- Lullaby
- Waves
- Dr. Ho
- Suspicion
- Truth
- The Memoirs Of A Mayfly
Toller deutscher Progressive Rock!
Progressive Promotion Records machen in letzter Zeit Prog auf unglaublich hohem Niveau. Nach dem Meisterwerk von SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR und dem Debüt von FLAMING ROW kommt nun mit INVERTIGO der nächste Schlag. Und hier entpuppt sich die Qualität der genannten Alben als Krux, denn ich musste mich erstmal freimachen von der Erwartungshaltung, hier nochmal das beste Progalbum des Jahres zu hören zu kriegen, mindestens. Geht ja auch nicht, haben wir ja schon mit den Sieben Schritten, nicht wahr? Aber tatsächlich ist auch "Veritas" formidabel gelungen. Wie kann es sein, dass noch keines der einschlägigen Labels Oliver Wenzler eingekauft hat? So ein Gespür für großartigen Prog scheint sonst niemand zu haben.
INVERTIGO machen sich auf ihrem zweiten Album auf, über siebzig Minuten und über 7 Songs die Fans klassischen Progressive Rocks zu verzaubern. Die Band aus Nordrhein-Westfalen konnte ja bereits mit "Next Stop Vertigo" Aufmerksamkeit erregen, wobei ich zugeben muss, dass ich mir erst einmal ein paar Songs des Albums anhören musste, da dies leider an mir vorbeigegangen war, ein Fehler den ich umgehend korrigieren werde. Außerdem tourte die Band bereits mit einem meiner großen Helden, FISH, so dass auch in diesem Bereich die Messlatte auf Rekordniveau liegt.
Aber auch wenn diese nicht mit völliger Leichtigkeit übersprungen wird, so wird sie in jedem Fall auch nicht gerissen. Grund dafür ist einerseits, dass INVERTIGO Art Rock und PINK FLOYD (Beispiel: 'Waves') ebenso in ihren Sound integrieren können, wie Classic Rock Sprengsel mit 80er TWELFTH NIGHT Feeling (Beispiel: 'Dr. Ho', welches sich bemerkenswerterweise endlich einmal mit einem verdrängten Thema beschäftigt, das in unserer Gesellschaft stigmatisiert ist und nur in verschämten Männerrunden in Hinterzimmern stattfindet oder im gemeinschaftlichen Schlafzimmern in kränkender Manier als femininer Giftpfeil Anwendung findet: altersbedingter Haarausfall!) und daraus eine spannende Melange kreieren, die sowohl Humor als auch Anspruch nicht vermissen lässt. Ein sehr geschicktes Beispiel dafür ist das augenzwinkernd und anklagend betitelte Instrumental 'Truth', mit Einsprengseln der aktuellen und vormaligen Mächtigen dieser Welt. Die Wahrheit liegt eben im Auge des Betrachters.
Aber für den Progfan ist das natürlich nur Geplänkel. Die beiden Herzstücke von "Veritas" sind natürlich 'Suspicion' und 'The Memoirs Of A Mayfly', die beiden Longtracks. Hier zeigen die Deutschen, dass sie auch dieses Pflichtprogramm, ohne das man nicht in den Progolymp aufsteigen darf, meistern. Der erste Song, 'Suspicion', ist mit knapp unter vierzehn Minuten noch moderat, überzeugt aber mit schönem Einsatz akustischer Gitarren und einer starken
Gesangsleistung. Der zweite dagegen ist mit beinahe zweiundzwanzig Minuten ein Schwergewicht, das in Anlage und Ausführung zwischen JETHRO TULL (die Flöte drängt einfach diesen Gedanken auf), IQ und SHADOW GALLERY liegt.
Saubere Sache. Das drittbeste Album von Progressive Promotion Records bislang in diesem Jahr. Und damit immer noch ein Anwärter auf das Progtreppchen!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger