ION - Madre, Protégenos
Mehr über Ion
- Genre:
- Ethereal/World Music
- Label:
- Equilibrium Music
- Release:
- 27.11.2006
- Madre, Protégenos
- O Efeito Do Verão
- Learpholl
- Anathema Maranatha
- Believe
- Ultreia
- Goodbye Johnny Dear
- Fé, Esperanza, Amor
- Beyond The Morning
Wer das musikalische Schaffen von Duncan Patterson seit dessen Weggang von ANATHEMA verfolgt, weiß, dass sich der Brite inzwischen meilenwert vom Metal-Genre entfernt hat. Trotzdem lassen seine stets hochwertigen Projekte eine gewisse Kontinuität erkennen. ANTIMATTER - zunächst elektronisch ausgerichtet - erreichten ihren Höhepunkt durch bezaubernd-schlichte Akustik-Konzerte, authentisch festgehalten im "Live @ K13"-Live-Album und konsequent fortgesetzt auf dem letzten, akustischen Studiowerk "Planetary Confinement". Sein neues musikalisches Baby ÍON - das gälische Wort für "rein" - setzt genau hier an: "Madre, Protégenos" ist ebenso minimalistisch wie die letzte ANTIMATTER-Scheibe und gleichzeitig sehr viel reichhaltiger. Was paradox klingen mag, erklärt sich dadurch, dass die sehr schlichten, aber niemals belanglosen Kompositionen von Musikern und Musikerinnen sowie Sängerinnen aus Griechenland, Irland, Italien, Mexiko und Australien interpretiert werden, die jeweils ihre nationalen Einflüsse, Sprachen und Dialekte in die Stücke einfließen lassen.
Aus dieser ethnischen Melange entstanden überwiegend instrumentale, neben Klavier, Gitarre, Percussions und Bass auch mit verschiedenen Blas- und Streichinstrumenten versehene Werke genauso wie Stücke, die von den wundervollen Stimmen der Sängerinnen leben. Der Titeltrack besteht aus einem hypnotischen, sich stetig wiederholenden Gitarrenthema, begleitet von klassischen Instrumenten und der in verschiedenen Sprachen meist flüsternd wiedergegebenen Titel-Zeile "Mutter, beschütze uns". Pianoklänge, südländische Rhythmen, dramatisch-düstere Orchester-Einschübe sowie eine flüsternde spanische Männerstimme, kombiniert mit einer elfengleichen englischsprachigen Sängerin, dominieren 'O Efeito Do Verão'. 'Learpholl' ist eines der irisch anmutenden Lieder, in denen die Instrumente nur den Rahmen für diese unglaublich schönen weiblichen Stimmen bilden. Trotzdem lohnt auch hier der Blick ins Detail, denn die leise, leichtfüßige, mit vielen kleinen Details (inklusive Meeresrauschen!) versehene Melodie ist ebenso bezaubernd wie der Gesang. 'Anathema Maranatha' verstört durch einen von Marcela Bovio (STREAM OF PASSION) gesprochenen spanischen Text, dessen musikalische Untermalung immer wieder ins Stocken kommt, neu ansetzt, sich wandelt, um sich in einer von bedrohlichen Trommelschlägen begleiteten klassischen Sequenz zu entladen. 'Believe' hingegen lädt dank des melodischen Gitarrenthemas, des tröstenden Gesangs und der hübschen Flötenmelodie von der ersten bis zur letzten Note zum Träumen ein. Auf das kurze 'Ultreia' - Trommelschläge mit einer entrückten Frauenstimme im Hintergrund - folgt mit 'Goodbye Johnny Dear' ein trauriges irisches Volkslied, erneut gesungen von einer tollen Sängerin und kaum hörbar musikalisch dezent umrahmt. Eine fröhliche Spieluhr-Melodie, später aufgegriffen von Gitarre, Percussions und Orchester, bildet das Thema des instrumentalen 'Fé, Esperanza, Amor', das Bilder eines märchenhaft-altmodischen Kinderzimmers vor dem inneren Auge heraufbeschwört. Derart in seiner persönlichen Phantasie-Welt gefangen, entlässt das zu Tränen rührende, von Klavier und Gesang begleitete 'Beyond The Morning' den Hörer viel zu schnell wieder in die kalte Wirklichkeit. Wenn es irgendeinen Kritikpunkt an dem Album gibt, dann der, dass 39 Minuten Spielzeit bei weitem nicht ausreichen.
"Madre, Protégenos" soll Pattersons bisher persönlichste Schöpfung sein, rein wie die Bedeutung ihres Namens, vielfältig wie die Nationalitäten der Beteiligten, minimalistisch und gleichzeitig federleicht, verträumt, ominös, melancholisch, hoffnungsvoll, nostalgisch ... Ganz egal wie man es beschreiben mag - ein ganz besonderes Album für die ganz besonderen Momente im Leben ist es garantiert!
Anspieltipp: Alles.
- Redakteur:
- Elke Huber