IRON MAIDEN - Iron Maiden
Mehr über Iron Maiden
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- EMI
- Release:
- 14.04.1980
- Prowler
- Remember Tomorrow
- Running Free
- Phantom Of The Opera
- Transylvania
- Strange World
- Charlotte The Harlot
- Iron Maiden
Die New Wave of British Heavy Metal!
Keine andere Band beeinflusste diese Musikbewegung so nachhaltig wie das heutige Metalflagschiff IRON MAIDEN. Die Geburtsstunde der NWoBHM war die Geburtsstunde der eisernen Jungfrauen und mit dem Erwachsenwerden der Band entwuchs auch die NWoBHM den wilden Kinderschuhen.
1980, genauer gesagt im April 1980, ging ein Donnerhall von England aus um die ganze Welt. Eine frische Band mit bahnbrechender Musik? Harter Rock, gemischt mit punkiger Wildheit?
Ich weiß noch ganz genau, wie es damals war, die Scheibe zum ersten Mal zu hören. Und ich weiß auch noch ganz genau, wie verzweifelt meine Mutter versuchte, mit ihren langen, dürren Fingern meine Zunge wieder aus der Luftröhre zu zerren.
IRON MAIDEN legten mit dem selbstbetitelten Debüt eine wahrhaft bahnbrechende Scheiblette vor, die einen damals völlig neuartigen und fast experimentellen Musiklevel auslotete. Twingitarren und heftigst schnelle Achtelbässe, Powerdrumming und kräftiges Geshoute. Im Gesamtkontext immer auf Ohrwurmmelodien getrimmt und entfesselt eingetrümmert, enstand eines der bedeutendsten Debüts der gesamten Heavy-Metal-Historie. Das Gitarrenspiel der beiden etatmäßigen Klampfer Dave Murray und Dennis Stratton war durch seine unnachahmliche Art und Weise schnell in aller Munde und auch Schlagwerker Clive Burr konnte sich mit seinen wilden Attacken sofort einen guten Namen machen. Was sich aber wirklich meilenweit von allen anderen damals aktiven Bands abhob, war das nicht in Worte zu fassende Powerplay von Basser Steve Harris. Verantwortlich für alle Kompositionen des Albums, drückte er dem Debüt seinen einzigartigen Stempel auf.
'Prowler' beginnt mit einem der bekanntesten Gitarrenriffs der Band. Treibendes Tempo und ein dauerhafter Erguss aus gedoppelten Gitarren zeigten sofort den Weg auf, den der enthusiastische Hörer zu gehen hatte. Die teils offen gerifften Rhythmusklampfen und die Schlagzeugarbeit retteten sich aus dem Punk rüber, während die detailverliebten Zwillingsläufe für damalige Verhältnisse fast einzigartig waren. Höchstens JUDAS PRIEST und THIN LIZZY dürfen sich dieses Qualitätsmerkmal an die breite Brust heften. Paul Di`Annos Gesang war hochmelodisch und sehr häufig zwei- bis dreistimmig eingesungen, was der Musik ein zusätzlich powerndes Element hinzufügte.
Das folgende 'Remember Tomorrow' dürfte jedem Metalfan ein Begriff sein, ziert es doch in regelmäßigen Abständen immer mal wieder die Livesetlist der Briten. Düstere, melancholische und mystisch Strophen und ein Mittel- bzw. Solopart, der alleine schon den Kauf der Platte rechtfertigt. In einem für damalige Verhältnisse glasklaren Sound duellieren sich Murray und Stratton im Morgengrauen der frisch geborenen Jungfrauen. Ein absoluter Killersong, der auch Di´Annos hohe Schreie als eines seiner Markenzeichen in die Welt hinaustrug.
Der Stomper 'Running Free' bildete lange Zeit den Abschluss einer IRON MAIDEN-Show. Der coole Rocker glänzt durch seine Rhythmik und das ultrafette Bassspiel von Meister Harris. Der Refrain verleitet auch heute noch die Massen zum Austicken und bleibt, mal vorausgesetzt man leidet nicht unter einem demenziellen Syndrom, unvergessen.
Dann folgt mit 'Phantom Of The Opera' einer meiner absoluten Lieblinge im Backkatalog der Band. Solch eine Instrumentierung und diese Power gab es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf der metallischen Hochebene. Clive Burrs akzentuiertes Drumming und Strattons/Murrays hochfiligrane Gitarrenarbeit prägen dieses bis ins letzte Detail ausarrangierte und feinjustierte Megaopus, das erstmalig die Vorliebe der Band für Nummern jenseits der Siebenminutenmarke aufzeigte. Auch heute noch schwillt mir die Gänsehaut im Solopart an. Ein unglaubliches Lied, das auch im Jahre 2004 noch lange nicht angestaubt wirkt. So etwas nenne ich zeitlos!
Das anschließende 'Transylvania' ist eines der gelungensten Instrumentals der gesamten Musikgeschichte. Von vorne bis hinten interessant instrumentiert und intelligent aufgebaut, schlägt einen die Nummer mit ihrer starken Hookline in den Bann. Die Band lebt sich voll aus und jedes Mitglied zeigt, was es drauf hat. Und das ist nicht gerade wenig.
Eine der schönsten Balladen aller Zeiten folgt mit 'Strange World'. Das mystische, verträumte und melancholische Feeling der Gitarrenarbeit ist bis heute eines der prägenden Stilmerkmale der Band und hat auch bis heute nichts an seiner Intensität und Faszination eingebüßt. Die Strophen sind ein intonierter harmony overkill, der keinen Liebhaber melodischer Songs kalt lassen wird. Überbrett mit bluesigen Killersoli!
'Charlotte The Harlot' schießt dann wieder alle Lichter aus. Uptempo und Twingitarren im Quadrat kappen die Luftzufuhr durch Kehlenschnitt, während Di´Anno mit seinen Gesangshauern den dickflüssigen roten Saft aus den leblosen Hüllen saugt. Power, Power, Power!!!
Abschließend startet 'Iron Maiden' mit der bekanntesten Hookline der Bandgeschichte. Wenn diese Melodie ertönt, tobt die Meute. Wenn Dave Murray seine filigranen Griffel auf die Axt legt und diesen Song anstimmt, zerfleischt sich das Publikum in bester Lyrikmanier: "Iron Maiden´s gonna get you, no matter how far".
Mit diesem Debüt starteten IRON MAIDEN einen Triumphzug, der bis heute nur von ganz wenigen Bands reproduziert werden konnte. Aus dem Rockbereich schafften dies nur AC/DC und METALLICA. Ansonsten hielten und halten immer noch IRON MAIDEN mit eiserner Hand die Headlinerposition.
Wer wissen möchte, wie alles begann, ruft sofort die Mami an und leiht sich die nötigen paar Euro, fährt mit mulmigem Gefühl in der Magengrube und großen Erwartungen zum Plattendealer, zieht sich das Teil und lässt sich schlicht und einfach planbügeln.
Wer wissen möchte? Ihr möchtet nicht wissen, ihr müsst wissen! Glaubt mir.
Anspieltipps: Alles, beginnend bei 0:00 und endend bei 37:39!
- Redakteur:
- Alex Straka