IRON MAIDEN - Killers
Mehr über Iron Maiden
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- EMI
- Release:
- 02.02.1981
- The Ides Of March
- Wrathchild
- Murders In The Rue Morgue
- Another Life
- Genghis Khan
- Innocent Exile
- Killers
- Prodigal Son
- Purgatory
- Drifter
Unglaublich!
Im April 1980 wurde mit "Iron Maiden" eines der meist geachteten Heavy-Metal-Debüts aller Zeiten veröffentlicht und bereits zehn (!!!) Monate später folgte mit "Killers" der zweite Genickschlag aus dem Hause der eisernen Jungfrauen.
Wenn's läuft dann läuft's. So oder so ähnlich muß es aus den Songwritergedanken von Basssau Steve Harris gesprudelt sein. Anders ist eine Platte nicht zu erklären, die, in solch kurzer Zeit geschrieben, das Niveau des sehr starken Erstlings in monumentale Höhen katapultierte.
"Iron Maiden" war bereits hart, für damalige Verhältnisse sogar sehr. Beim Nachfolger holte sich die Band mit Starproduzent Martin Birch einen Mann ins Boot, der bereits Megaacts wie BLACK SABBATH und RAINBOW den fundamentalen Sound auf den Leib schneiderte. So kam es, wie es kommen musste. Zum ersten Mal stand der Band soundtechnisch ein ebenbürtiger Sparringspartner gegenüber, der die Vorzüge von IRON MAIDEN erkannte und überdeutlich herauskitzelte. Die Power von "Killers" hat die Band nie mehr erreicht, was auch an der Aggressivität des Materials liegt. Aber auch das basslastige Soundgerüst, mit der peitschenden Snaredrum und dem knochigen Bass, steht bislang allein auf analoger Flur.
Alles war so einfach. Man erwartete nichts weiter von IRON MAIDEN als den Durchbruch mit einem spannenden und kurzweiligen Album. Also schrieb Steve Harris dieses Album und verhalf sich und seinen Mitstreitern zum Aufbruch in die hall of fame. Und das mit brachialer Vehemenz. Denn die wütenden Attacken von Shouter Di´Anno, Schlagwerker Clive Burr, von Leadklampfer Dave Murray und Gitarrenneuzugang Adrian Smith und letztlich von Tieftöner Harris, ließen allen Hörerschichten dieser Welt die Inkontinenzschwelle bedrohlich nach unten sinken.
Mit 'The Ides Of March' leitet das beste Metalintro aller Zeiten die Wuchtbrumme "Killers" ein. Eine hymnisches Intro mit einem geilen Rocksolo von Adrian, der somit sofort Akzente setzte und die vakante Position von Dennis Stratton mächtig ausfüllte.
'Wrathchild' lässt die Fans auch heute noch austicken. Die Sechzehntel-Hihat treibt wie ein ICE und der Bass punktiert mit fieser Brutalität die Magengrube. Di´Anno singt so geil, dass ich heulen könnte, wenn ich an sein heutiges Musikerdasein denke. 'Wrathchild' ist ein Pfund, an dem Heavy Metal gemessen wurde und gemessen wird.
Das anschließende 'Murders In The Rue Morgue' vereint die Verspieltheit der Band mit der Härte und Ausgeflipptheit der damaligen Zeit. Uptempo und sägende Klampfen lassen keine Luft zum Atmen. Das Powerplay der drei Äxte stellt die Einzigartigkeit ihrer Existenz in jeder Sekunde unter Beweis und trieb seiner Zeit etliche Coverbands in den Wahnsinn.
Mit 'Another Life' legt IRON MAIDEN einen Stomper nach, der bereits leicht die zukünftige Marschrichtung andeutete. Etwas weniger Wildheit und mehr kontrollierte Härte, noch mehr Melodien und noch mehr Gewicht auf die Hookline. Clive Burr groovt ohne Ende und verschmilzt mit dem Bassspiel von Meister Harris zu einer grandios rockenden Einheit.
Das folgende Instrumental 'Genghis Khan' bringt alle instrumentellen Stärken der Band in drei Minuten auf den Punkt. Filigran, powervoll, detailiert, melodiös, hooklineorientiert, wild und unberechenbar.
'Innocent Exile' stopft allen Bassisten mit einem fetten Lauf das Maul und groovt relaxt aggressiv durch die Behausung. Auf "Killers" tummeln sich die meisten unbeachteten Nummern des gesamten Backkatalogs. 'Innocent Exile' ist eine davon. Die dezente Hard-Rock-Attitüde entwickelt sich im Lauf des Songs zu einer stark inszenierten Metalnummer, die in musikalischer Epik, für die die Band einmal berühmt werden sollte, räubert.
'Killers' kannte selbst die Maus, die von der wilden Katze gefressen wurde, deren Schwanz der Nachbarshund abbiss, der wiederum von der Großnichte der Frau einen Klapps erhalten hat, die in Nowosibirsk einen Snowboardladen betreibt, der wiederum...! [Du rauchst verbotene Kräuter, Alex, oder? Gib mir auch was ab. - Anm. d. Lektors.]
Aggressives Riffing, kraftvolle Rhythmik und, last but not least, eines der stärksten Klampfensoli aller Zeiten. Ein perfekter Song, dessen Intensität auch von IRON MAIDEN selbst nicht mehr soooo oft erreicht wurde.
Mit 'Prodigal Son' folgt eine wunderschön swingende Ballade, die der Fachwelt klarmachte, dass die Band nicht nur aus allen Rohren feuern kann, sondern auch die ruhigen Klänge aus dem Effeff beherrscht. Und das absolut überzeugend und zufriedenstellend. 'Prodigal Son' geht unter die Haut und verankert sich dort mit eisern jungfäulichen Metallhaken.
'Purgatory' tritt im Anschluss mächtig Arsch und zieht die Temposchraube wieder ordentlich an. Meines Erachtens ist 'Purgatory' der meist unterbewertete IRON MAIDEN-Song überhaupt. Ich würde mir vor Freude den fleischigen Lappen, der meine Mundhöhle mit Geschmacksnerven füllt, abbeißen, wenn Harris und Konsorten diesen Track einmal live anstimmten. Der Song ist eine Hymne vor dem Herrn und zwar von der ersten Sekunde an.
Zum Abschluss rocken MAIDEN mit 'Drifter' noch einmal fett das Haus. Mit lockerleichter Rhythmik setzt die Band den Hörer einem dynamischen Dauerbeschuss an doppelläufigen Gitarren aus. Das charakteristische Abdriften in ruhigere Solo-Atmosphären entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem weiteren Markenzeichen der Band, die ihre Trademarks heutzutage gar nicht mehr zählen kann.
Ein würdiger Abschluss für ein Hammeralbum, das vor Kraft und Spielfreude nur so strotzt.
Meine Herren, was für ein Pfund! Natürlich waren einige der "Killers"-Songs bereits zu den Aufnahmesessions des Debüts mehr oder weniger fertig geschrieben. Dennoch sind zehn Monate eine recht kurze Zeit für eine solche Produktion. Vor allem, wenn ich mir die technische Perfektion von "Killers" vor Augen halte, die manch andere Band nicht bei heutigen Studioverhältnissen und in der doppelten Zeit für die Ewigkeit festhalten können.
"Killers" ist ein Meilenstein auf dem Weg IRON MAIDENs zur führenden Position im Heavy Metal. "Killers" ist ein Meilenstein des Heavy Metal. Also los, kaufen!
Anspieltipps: Alles, beginnend bei 0:00 und endend bei 38:43!
- Redakteur:
- Alex Straka