IRON MASK - Fifth Son Of Winterdoom
Mehr über Iron Mask
- Genre:
- Hard Rock / Melodic Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- AFM Records
- Release:
- 08.11.2013
- Back Into Mystery
- Like A Lion In A Cage
- One Commandment
- Seven Samurai
- Fifth Son Of Winterdoom
- Angel Eyes Demon Soul
- Rock Religion
- Father Farewell
- Eagle Of Fire
- Reconquista 1492
- Run To Me
- The Picture Of Dorian Grey
Auch auf den Schultern von Giganten können Zwerge stehen.
Wenn man möchte, kann man eine direkte Entwicklung von Ritchie Blackmore über Yngwie Malmsteen hin zu den Herren Timo Tolkki oder Luca Turilli ausmachen. Diese Entwicklung betrifft die Spielart der harten Rockmusik, die von einem virtuosen Gitarristen geprägt wird. Was im Falle Blackmores, der Bach für den Heavy Metal entdeckte, zu ein paar absoluten Götteralben führte, war bei Malmsteen nur noch bedingt fruchtbar. Zu sehr legte der Schwede Wert auf das Ausloten der Extreme von Geschwindigkeit und der Erforschung der Frage, wie wenig Songwriting man für ein Album braucht, wenn nur genügend Soli drauf sind. Den nächsten Schritt unternahmen dann Anfang der Neunziger STRATOVARIUS, deren Erfolg vor allem darin lag, dass Gitarrist und Exzentriker Tolkki seine Mitmusiker ins Songwriting einbezog und mit Jens Johansson einen Keyboarder hatte, der sein Talent bei den Finnen deutlich exponierter zur Schau stellen durfte als noch bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, dem Ferrari- und Rüschenhemden-Fan Malmsteen, der sich zu jener Zeit immer mehr darum bemühte, seinem Idol Blackmore nachzueifern, dessen Sänger zu Recyceln und seine Musiker im Rekordtempo auszutauschen. So brachten Tolkki und Johansson endgültig das Element in den, vom Barock inspirierten, Metal, das noch gefehlt hatte: Das Cembalo oder Spinett als Keyboardsound. Und ab da brachen alle Dämme, eine Unmenge an Gitarristen streifte sich das obligatorische Renaissance-Lleibchen über, übte Tag und Nacht Tonleitern, um diese dann mit ihren Keyboardern im charakteristischen Duett zu spielen und daraus aberdutzende Songs zu basteln, die alle irgendwie gleich klangen und in etwa so viele Widerhaken hatten, wie ein gut geöltes Chinchilla-Fell.
Doch in den letzten Jahren wurde es etwas still um diese, in Ermangelung erfolgversprechender Alternativen oft als "Power Metal" bezeichnete Musikrichtung. Doch nun können alle aufatmen, denen die regelmäßigen, gleich klingenden Veröffentlichungen fehlen. Denn IRON MASK aus Belgien bietet mit "Fifth Son Of Winterdoom" ein Album, das genau in diese Kerbe haut.
Und das dann teilweise sogar gar nicht schlecht. Die Erbfolge hat man durch Sänger Mark Boals gesichert, der auch schon mal für Malmsteen singen durfte, die Skalen wurden fleißig geübt und schon im zweiten Song gibt es das heiß ersehnte Gitarren-Cembalo-Duell als Intro. So weit, so vorhersehbar und auch so gut, kommen wir nun zur letzten wichtigen Frage: Wie fällt das Verhältnis zwischen Songs und Gedudel aus? Klar zu Gunsten der Songs, die jedoch nicht alle so richtig zünden wollen. Wirklich gelungen ist besagter zweiter Song, 'Like A Lion In A Cage', der einen eingängigen Refrain und ein flottes Tempo auf seiner Seite weiß. Auch das leicht progressive 'Seven Samurai' weiß zu gefallen, während der Titelsong in zehn Minuten immer wieder mit dem Folk-Appeal von THIN LIZZY punkten will, dabei aber mehr an "Lord Of The Dance" erinnert. Richtig stark wird dann noch der epische Stampfer 'Reconquista 1492', bei dem zwar wenig subtil der Anfang von 'Fear Of The Dark' umspielt wird, der aber das Potential der Band vollständig zeigt. Bei den eher hardrockigen Stücken hingegen bleibt erstaunlich wenig hängen und alles plätschert so vor sich hin. Das tut nie weh, kann aber auch nur selten begeistern.
Somit bleibt der Eindruck eines aalglatt produzierten, am Reißbrett entworfenen Albums, das im Fahrtwind von RAINBOW, YNGWIE MALMSTEEN und dem Euro Power Metal segelt, dabei aber nichts wirklich neues zu bieten hat. Für Komplettisten sicher keine Enttäuschung, alle anderen können getrost zu "Long Live Rock'n'Roll" greifen, im guten Wissen, dass damit sowieso schon fast alles gesagt war.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Raphael Päbst