IRRSEELE - Wahn & Wehmut
Mehr über Irrseele
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 03.02.2023
- Verderbnis
- Erweckung
- Sturmgewalt
- Irrsinn
- Requiem
- Ursprung
- Metamorphose
- Groll
- Melancholie
Überraschung: roher und spannender Black-Metal-Newcomer.
Hinter dem Bandnamen IRRSEELE verbirgt sich Magnus Animus. Der Name ist natürlich auch nur ein Pseudonym, wer sich dahinter nun wirklich versteckt und auch wo das Ein-Mann-Projekt in der Bundesrepublik seine Zelte aufgeschlagen hat, bleibt im Dunkeln, dennoch präsentiert uns der Multiinstrumentalist mit "Wahn & Wehmut" dieser Tage seine Version von atmosphärischem Black Metal. Im Regelfall würde ich angesichts der schieren Zahl von Veröffentlichungen in diesem Sektor, die uns jede Woche erreichen, wohl mit einem weiteren belanglosen Newcomer rechnen, doch andererseits verbirgt sich im schwarzmetallischen Heuhaufen auch immer wieder die eine oder andere Perlen-Stecknadel.
Und wenn ich nach den eröffnenden Minuten gehen, könnten wir es hier durchaus mit einer solchen Perle zu tun haben, denn 'Verderbnis' und auch das folgende 'Erweckung' zelebrieren die Rohheit des Black Metals in Perfektion. Die Gitarren, deren Sound schon fast unangenehm an eine schlecht geölten Kettensäge erinnert, sägen sich durch ein Riff nach dem anderen, Magnus schreit sich heiser die Kehle aus dem Leib und die Drums liefern das passende Maschinengewehr-Double-Bass-Feuerwerk. Kurzum, hier klingt alles so wie sich das für klassiches Schwarzmetall gehört. Einzig das Prädikat "atmosphärisch" würde ich hier nicht vergeben, denn schwelgerische oder gar epische Momente sucht man zwischen den brutalen Riff-Attacken erst einmal vergeblich.
Später halten diese zwar durchaus in Form von Intros und ein paar beschwörerischen und von Keyboards getragenen Momenten Einzug in den Bandsound, doch insgesamt donnern die Kompositionen auf "Wahn & Wehmut" mit stürmischer Gewalt aus den Boxen. Kein Wunder, dass da ein Song auch den Titel 'Strumgewalt' trägt und sich zu einem meiner Höhepunkte aufschwingt. Noch besser gefällt mir sogar 'Irrsinn', das sich zumindest in Teilen an einer melodischeren Auslegung der Genre-Formel versucht, bevor 'Requiem' erstmalig wirklich etwas melancholischer und epischer aus den Boxen tönt und in Sachen Tempo auf die Bremse tritt. Mit dem ansonsten recht gleichbleibenden Tempo geht natürlich mit zunehmender Spielzeit auch ein gewisser Abnutzungseffekt einher, der vor allem im hinteren Drittel der Spielzeit eintritt. Dort bleibt mir vielleicht beeinflusst davon kein Song mehr wirklich im Ohr, auch wenn eigentlich mit der gleichen Intensität wie zu Beginn musiziert wird.
Dennoch ist "Wahn & Wehmut" ein durchaus beachtliches Debüt, das für mich aus der breiten Masse an Black-Metal-Veröffentlichungen mit seinem druckvollen und dennoch ausreichend truen Lo-Fi-Sound, absolut brutalen Songs und einer finsteren Atmosphäre heraussticht. Zu mehr als 7,5 Punkten reicht es dann aber am Ende doch nicht, denn zwischen all der Raserei fehlen hin und wieder die zwingenden Momente, die aus einer guten eine sehr gute Platte machen würden.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs