ISOLE - Anesidora
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2023
Mehr über Isole
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Hammerheart Records
- Release:
- 10.03.2023
- The Songs Of The Whales
- Forgive Me
- Monotonic Scream
- Twisted Games
- In Abundance
- Open Your Mind
- Vanity
Emotional intensiver und musikalisch zutiefst faszinierender Epic Doom aus Schweden... während der Himmel weint!
Stilbildendes Merkmal des Doom Metal ist ja bekanntlich die schmerzvolle, schwermütig melancholische Tristesse des musikalischen Ausdrucks angesichts der menschlichen Erfahrung von Leid und Vergeblichkeit. Und ziemlich langsam geht's auch immer zu. Dennoch ist es beeindruckend, wie viele klangliche Nuancen und Facetten man diesem künstlerischen Ansatz offenbar entlocken kann. Von dämonisch depressiven, hasserfüllt schmutzigen Sludge Doom-Klängen bis hin zu feierlich erhabenem, breitwandig monumentalem Epic Doom reicht die Palette der SloMo-Anbieter. Außer für beinharte Speed Metal-Fans sollte da eigentlich für jeden und jede etwas dabei sein. Die schwedische Formation ISOLE gehört eher zum Lager der feinsinnigen Epic Doomer und kann bereits auf eine beachtliche Diskographie verweisen. Nachdem die Band 2005 mit "Forevermore" debütierte, ist "Anesidora" inzwischen das Studio-Album Nummer 8. Insgesamt betrachtet sind eigentlich alle Scheiben in der Presse auf sehr positive Resonanz gestoßen. Dennoch gilt ISOLE unter Fans wohl weiterhin eher als Insidertipp.
Über all die Jahre hinweg sind die beiden Protagonisten hinter ISOLE, die EREB ALTOR-Gitarristen Daniel Bryntse und Crister Olsson, ihrem ureigenen Stil treu geblieben und zelebrieren einen wunderschönen, introvertierten, warm und wohlig unter die Haut gehenden Epic Doom-Sound, der seinen exorbitanten Charme eher aus originellen und raffinierten klanglichen Feinheiten als aus reißerisch cineastischem Drama-Überschwang gewinnt. Dies gilt auch für das prächtige neue Album, besagtes "Anesidora", auf dem das Quartett eben solche großartigen, düster-eleganten Klangwelten über die weite, einsame, verschneite Landschaft ziehen lässt und sich dabei musikalisch behutsam weiter entwickeln. Da ich bereits das Review zum 2014er Meisterwerk "The Calm Hunter" schreiben durfte, bin ich in Versuchung auf den damaligen Text zu verweisen, denn das meiste dort Aufgeschriebene trifft auch auf "Anesidora" zu. Allerdings klingt das aktuelle Werk insgesamt ein wenig entrückter und grenzenloser als seine Vorgänger.
Der Name Anesidora wird in der Mythologie an verschiedenen Stellen als Beiname von Göttinen und gottverwandten weiblichen Figuren, wie z.B. Gaia oder Pandora, verwendet und bedeutet so viel wie "die Schenkende". Somit passt der Name sehr gut zu diesem Album, denn den Doom-Aficionados werden hier viele ganz exquisite Gaben unter die Trauerweide gelegt. Die wunderschönen Kompositionen werden von mächtigen Riffwellen und ausufernden Harmonien getragen; hier und da werden hypnotische Soundscapes eingewoben. Stilistische Verbindungen ergeben sich daraus am ehesten zu ANATHEMA und den unerreichten WHILE HEAVEN WEPT. Lobend hervorzuheben ist auch noch der klare, gefühlvolle, schwermütige und manchmal fast zerbrechlich wirkende Gesang von Daniel. Er verleiht damit gerade träumerischen Passagen, wie der ersten Hälfte von 'Forgive Me', eine ganz besondere Intensität. Generell wirkt "Anesidora" ein Stück weit eindringlicher und auch persönlicher als die letzten ISOLE-Alben, was auf ein gereiftes Bandgefüge schließen lässt. Nachzuhören ist dieser Eindrucks vor allem im anklagenden 'Monotonic Scream' und bei 'In Abundance', dem grandiosen Höhepunkt eines rundum hervorragenden Albums.
Wer auch nur ansatzweise irgendwas mit Doom Metal anfangen kann, muss "Anisedora" unbedingt gehört haben. Und ich hoffe sehr, dass ich dann Zustimmung ernte für meine Aussage, dass ISOLE zu den ganz, ganz Großen dieses Genres gehören und sich hinter nichts und niemandem verstecken muss. In meiner Welt ist "Anisedora" das Album des Monats März 2023. Daher mein Tipp: Album auflegen, Kopfhörer aufsetzen und versinken in der melancholisch schönen und mystischen Welt von ISOLE!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Martin van der Laan