IVORY MOON - Human Nature
Mehr über Ivory Moon
- Genre:
- Symphonic Power Metal
- Label:
- Ulterium Records
- Release:
- 28.09.2007
- Crimson Horizon
- In The Deep Forest
- Wasted Time
- Reign Of Time
- Clown In The Mirror
- Golgota
- The Second King
- Through Different Eyes
- Phantom Ship
- Overflow
- The Journey
Die italienische Metal Szene im Jahr 2000: Tausende Bands schießen wie Pilze aus dem Boden hervor, ein penetranter Release-Overkill überflutet die gesamte Szene und bringt das kurze Zeit neu durchgestartete Genre mit einem Mal wieder auf den Boden der Tatsache zurück. Sieben Jahre später: Nur einige wenige Gruppen haben die zwischenzeitliche Flaute überlebt, und noch wenigere sind auch im Jahre 2007 noch dazu imstande, das Publikum mit hochwertigen Veröffentlichungen zu begeistern. Denkt man beispielsweise an die vergangenen Taten solcher Acts wie LABYRINTH, SKYLARK oder RHAPSODY, bleibt einem nichts als trauriges Kopfschütteln. Dennoch bietet die Pasta-Szene auch heute noch einige Ausnahmeerscheinungen wie beispielsweise IVORY MOON, die bereits mit ihrem Debüt "On The Edge Of Time" das Interesse auf sich ziehen konnten. Nach einigen Besetzungswechseln, jedoch mit neuem Mut gestärkt, hat sich das römische Septett nach drei Jahren Pause jüngst wieder ins Studio begeben, um den lange erwarteten Zweitling "Human Nature" einzuspielen und die Flagge des italienischen Power Metals aufrecht zu halten.
Ausgehend von den elf neuen Stücken kann man ihnen nunmehr bescheinigen, dieses Unterfangen weitestgehend überzeugend in die Tat umgesetzt zu haben. IVORY MOON basteln anno 2007 ein sehr epischen Sound, greifen dabei zwar noch stärker auf die Tasten zurück, finden sich aber zwischen dem pompösen Stückwerk der heimischen Vergangenheit mit recht ansprechendem Material sehr gut zurecht. Da werden bombastische Melodien ins Rennen geschickt, fast schon orchestrale Arrangements gestrickt und obendrein gleich mehrfach im farbenfroh Duett zwischen elfischem Liebreiz und maskulinem Grollen getänzelt. Dazu gibt's stimmige Tempowechsel und generell recht dynamisches Songwriting. Problematisch jedoch: Das Gros der Ideen wirkt trotz der epischen Strukturen ein wenig den größeren Namen des Genres nachempfunden. Sobald Frontdame Cecilia Serra zum Beispiel höhere Oktaven bemüht, liegen die Vergleiche zu Bombast-Metal-Acts wie WITHIN TEMPTATION und NIGHTWISH sofort auf der Hand, und die Band wird sich auch kaum davon freisprechen können, hier nicht bewusst Arrangements geliehen zu haben. Des Weiteren stört auch die stets durchgetretene Doublebass, einst das prägnanteste Übel der italienischen Power-Metal-Szene. Überhaupt ist die Rhythmusarbeit ein entscheidendes Manko, da sie nur selten mit dem symphonischen Unterbau harmoniert und als effektreiches Instrument häufig fehl am Platze scheint.
Aufgrund der tollen Melodieführung und der exzellenten Gesangsdarbietung fühlt man sich nach mehreren Durchläufen aber dennoch zu den Klängen von "Human Nature" hingezogen. Sieht man mal von langatmigen Stoff wie 'Golgota' und 'Clown In The Mirror' ab, verstecken sich auf der zweiten Scheibe der Südländer einige echte Sympho-Metal-Perlen. Gerade orchestral anmutende Kompositionen wie 'Crimson Horizon', 'Phantom Ship' und das herrliche 'The Journey' können den skeptischen Betrachter schließlich vom Gegenteil überzeugen und IVORY MOON trotz deutlicher Parallelen zu manch namhafterem Act als begabte und zumindest an den entscheidenden Stellen eigenständige Kapelle etablieren.
"Human Nature" belegt größtenteils, dass die Szene im Lande des Stiefels noch nicht ganz abgeschrieben werden sollte. Es bedarf zwar noch etwas detaillierter Feinarbeit, um IVORY MOON uneingeschränkt konkurrenzfähig zu machen, doch hat die Band hier ein respektables, überdies sehr abwechslungsreiches Album veröffentlicht, das einem sehr schön über die eine oder andere Enttäuschung der letzten Monate hinweghelfen sollte. Wer Bands wie ANGRA, NIGHTWISH und THERION zu seiner bevorzugten Beschallung zählt, sollte sich auf jeden Fall Mal einen Eindruck von den neuen Songs verschaffen. Hier gibt's ein paar erste Eindrücke.
Anspieltipps: Crimson Horizon, Wasted Time, Phantom Ship
- Redakteur:
- Björn Backes