J.B.O. - Deutsche Vita
Mehr über J.B.O.
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 6.75
- Label:
- AFM
- Release:
- 30.03.2018
- Alles nur geklaut
- Du hast dein Smartphone vergessen
- Ich will Spaß
- Das Lummerlandlied
- Wer ist der Fahrer
- Nur geträumt
- Blaue Augen
- Deutsche Vita
- Karneval in Sodom
- Wickie
- Hurra, Hurra, die Schule brennt
- Grande Finale
- Gewiss ist nur der Tod
- Fränkisches Bier [live]
Das war's dann wohl.
Auf die bisherigen Alben hat J.B.O. regelmäßig auch ein paar Blödelcover bekannter Stücke gepackt. Ihre aktuelle Studioscheibe "Deutsche Vita" besteht nun fast vollständig aus Fremdkompositionen, und zwar aus heimischer Produktion, wie der Albumtitel andeutet. Dabei wurde vornehmlich die Neue Deutsche Welle verwurstet. Leider hat die Band die Zeitersparnis beim Komponieren kaum genutzt, um beim Texten und Arrangieren ein besonders starkes Ergebnis abzuliefern.
Fangen wir mit den wenigen guten Punkten an: Die Scheibe startet themengerecht mit 'Alles nur geklaut' von den PRINZEN, das einen leichten metallischen Überzug und einen selbstironischen Text erhalten hat. Auch 'Wer ist der Fahrer' ist witzig und punktet musikalisch, da die Originalband SPLIFF, deren 'Carbonara' hier durch den Spaßwolf gedreht wurde, zu den besseren Musikern der NDW gehörte, zu der sie ohnehin nur bedingt gezählt werden konnte. Schließlich bekommt die fünfte Jahreszeit durch den brutalen Thrash Metal von SODOMs 'Bombenhagel' bzw. einen kurzen Ausschnitt daraus ihr Fett weg in Gestalt von 'Karneval in Sodom' mit Spielmannszug und Alaaf-Rufen. Halbwegs in Ordnung sind noch 'Du hast dein Smartphone vergessen' und das erste eigene Stück 'Deutsche Vita', das jedoch textlich die nachlassende Originalität dokumentiert. Dass eine Spaßkapelle gute Laune verbreiten will und sich den positiven Seiten des Lebens zuwendet, ist in Ordnung. Aber die "Alles supi"-Aussage auch noch ins Politische zu wenden, ist in Zeiten von Islamterror, Eurokrise und Netzwerkdurchsetzungs-Stasi ("Meinungen sind frei." Sicher, Hannes?) schon gewagt. Zwei Vorspannlieder aus dem Kinderfernsehen haken wir mal als Zwischengags ab.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass fast die Hälfte der gecoverten Nummern nicht mal einen neuen Text bekommen hat. Meiner Meinung nach ist es dabei völlig unerheblich, ob der Band nichts mehr einfällt oder sie vielleicht keine Genehmigung für ein freieres Cover erhalten hat. Im zweiten Fall hätte sie sich eben andere Stücke aussuchen müssen. 'Nur geträumt', der erste Hit von NDW-Modepüppchen Nena, wird auch durch holländischen Akzent und James-Hetfield-Knurren nicht wirklich lustig oder musikalisch interessant. Neben den vielen drittklassigen Interpretationen von IDEALs 'Blaue Augen' braucht auch niemand eine zweitklassige von J.B.O. Und bei 'Grande Finale' von UDO LINDENBERG gibt es dann kaum noch eine Eigenleistung bei den Arrangements, hier wurde vom Tubasolo bis zur gelegentlichen Parodie von Operngesang das Original runtergespielt. Nur am Rande: Welcher U30, der nicht gerade zeitgeschichtlich interessiert ist, versteht noch die enthaltenen Namen, Zitate und Anspielungen längst vergangener Debatten?
Mit "Deutsche Vita" hat sich J.B.O. keinen Gefallen getan, zumal sich die Gruppe hier phasenweise als humorfreie Coverband präsentiert. Das rosa Quartett sollte sich auf seine alten Stärken besinnen oder eine radikale und konsequente Neuausrichtung erwägen. Oder sich aufs Livespielen beschränken.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser