J.B.O. - Planet Pink
Mehr über J.B.O.
- Genre:
- Comedy Metal
- ∅-Note:
- 3.00
- Label:
- AFM Records
- Release:
- 15.04.2022
- Planet Pink
- Rockmusik hat mich versaut
- Metal Was My First Love
- Immer noch am Leben
- Einhorn
- Expeditionen ins Geistreich
- Klassiker!
- Nicht doof
- Mi-Ma-Metal
- Glaub mir lieber nicht
- Wir kommen alle in die Hölle
- Volks-Prog
Pubertierender Metal-Schlager in Reinkultur.
War J.B.O. jemals gut? Diese Frage wird deutschlandweit auf Festivals am jeweiligen Auftrittstag der Band immer mit unfassbarer Passion diskutiert. Da gibt es die "Früher war alles besser"-Fraktion, für die 1998 mit "Meister der Musik" bereits das Ende der kreativen Fahnenstange erreicht wurde, und die Verfechter der letzten Alben, welche tatsächlich "Deutsche Vita" oder "11" abfeiern ohne Ende.
Die Wahrheit liegt wohl wie so oft in der Mitte. Während die Frühwerke neben der Magie, etwas Neues zu bieten, von dem Wortwitz der Jungs profitierten, ist die Truppe mittlerweile musikalisch natürlich um Lichtjahre besser unterwegs. Somit dürfte, wenn man es denn genau nimmt, die mittlere Phase der künstlerische Zenit von J.B.O gewesen sein. Der Verfasser dieser Zeilen hat zumindest ein (rosa) Herz für die "Rosa Armee Fraktion" und kann auch mit den anderen Alben von 2000 bis 2007 etwas anfangen. In dieser Periode konnten diese Songs nicht nur beim einmaligen Hören zumindest ein leichtes Grinsen erzielen - durch ihren anderen, musikalischeren Fokus konnte man diese Tracks auch wiederholt genießen. Lieder wie 'Bejonze', 'Weichspüler' und 'Der Hofnarr' sind einfach nachhaltiger und im pinken Lyrik-Kosmos subtiler und intelligenter formuliert und geschrieben.
Nur leider war diese Phase nicht die erfolgreichste der Band und es wurde schnell ersichtlich, dass man mit einfacherem Songwriting und deutlich weniger Aufwand beim bierseligen Publikum mehr erreichen konnte. Um neben den alten Klassikern bestehen zu können, welche nur aus Nostalgiegründen einen derart hohen Stellenwert genießen, braucht es eben einfache Cover-Versionen in metallischem Gewand und eigene Kompositionen auf Ballermann-Niveau.
Womit wir jetzt tatsächlich auf dem Planeten Pink angelangt wären. Hier gibt es direkt mit dem Opener und Titeltrack eine Metal-Version des One-Hit-Wonders von EIFFEL 65 mit grenzdebiler Selbstbeweihräucherung, für die sich selbst Truppen wie die BÖHSEN ONKELZ oder MANOWAR zu schade wären und Textzeilen wie "Und liebe Frau'n, vielleicht versteht ihr den Wink - Ich lieb' auch euch, denn noch was anderes is' pink". Wenn Fremdschämen das Ziel war - here we go. Der andere Fremdkompositionsunfall lautet auf 'Metal Was My First Love', in dem beim englischsprachigen Klassiker der Rockmusik einfach nur das Music durch Metal ersetzt wurde. Innovationsgedanke gleich null, wird auf dem WOA schon funktionieren. Gerade unter Berücksichtigung des letztjährigen Todes von John Miles bekommt das Ganze aber nochmal einen weiteren bitteren Beigeschmack. Muss nicht sein.
Kommen wir zu den Eigenkompositionen, welche wieder die volle Breitseite Adam-Sandler-Humor mit American-Pie Attitüde mischen. Ich muss zumindest bei 'Klassiker!' und 'Einhorn' aus den falschen Gründen mit dem Kopf schütteln. Das klingt musikalisch immer ganz nett, aber diese Texte verhageln mir den Hörgenuss so nachhaltig, dass ich mich sogar noch aufrege, wenn ich schon andere Musik höre. Weitere Totalausfälle wie 'Volks-Prog', 'Mi-Ma-Metal' und 'Expedition ins Geistreich' haben anscheinend nur den Sinn, dass Durchschnitts-Rocker à la 'Nicht doof', 'Glaub mir lieber' und 'Immer noch' plötzlich klingen wie musikalische Offenbarungen. Dass dann ganz nebenbei noch MICKIE KRAUSE gedisst wird, ist dann fast schon Realsatire, wo man sich doch mittlerweile bei der gleichen Klientel anbiedert und der Schlagersänger mit 'Schatzi schenk mir ein Foto!', 'Geh mal Bier hol'n' und 'Nur noch Schuhe an!' nicht nur die stärkeren Songs liefert, sondern mit 'Ich bin Solo' auch zeigt, wie gelungenere Eigeninterpretationen von Fremdkompositionen klingen können. Da es den Jungs aus Erlangen dabei auch gelingt, dass ich nicht mal beim Ersthören zumindest einmal lachen musste, scheitert "Planet Pink" auch in seiner Kernkompetenz und ist selbst für J.B.O.-Verhältnisse ein schwächeres Album in der doch recht übersichtlichen Ruhmeshalle.
Aber Butter bei die Fische. Das wird uns nicht davon abhalten, beim nächsten Festival ihren Aufritt sturztrunken abzufeiern und zu 'Planet Pink' oder 'Nicht doof' die Sau rauszulassen. Nicht, weil das gute Songs sind, sondern, weil wir auch zu Euro-Dance und Ballermann-Hits feiern können und einfach das Leben lieben.
- Note:
- 3.00
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal