JAAW - Supercluster
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2023
Mehr über Jaaw
- Genre:
- Post Industrial Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Svart Records
- Release:
- 30.04.2023
- Thought And Prayers (Mean Nothing)
- Reality Crash
- Rot
- Total Protonic Reversal
- Bring Home the Motherlode, Barry
- Hellbent On Happiness
- The Dead Drop
- Army Of Me
Harter Tobak.
Während die Nordiren von THERAPY? seit Beginn der 1990er Jahre frisch und unbekümmert ihre Alben an den Mann bringen und jüngst mit "Cold Hard Fire" nach fünf Jahren wieder von sich reden machten, juckte es Frontmann Andy Cairns wohl mächtig in den Fingern. Diesen Hang zum Post-Industrial kann der Alternative Rock bzw. Metal seiner Hauptband dem Anschein nach kaum befriedigen, sodass er sich mit Jason Stoll, Wayne Adams und Adam Betts kurzum sein eigenes Projekt erschuf, um dem kalten, industriellen und einlullenden Sound der 1990er-Jahre-MINISTRY-und GODFLESH-Versionen Tribut zu zollen.
Vorab dürfen wir keine Mixtur aus THERAPY?, MUGTAR, THREE TRAPPED TIGERS, DEATH PEDALS und PETBRICK erwarten – das wäre auch zu viel des Guten – denn JAAW, so der Name der illustren Supergruppe, drückt vollends auf den hypnotisierenden Industrial-Ansatz, der auf beispielsweise "Psalm 69" ganzen Generationen einen passenden Soundtrack aus Samples, knüppelharten Gitarren und einlullender Dezent-Zerstörung schenkte. Gut, von diesem brillanten MINISTRY-Auswurf ist das JAAW-Debüt "Supercluster" meilenweit entfernt, doch trotz eigenartigen Ansatzes ist es vor allem die beinah schon undurchdringbare Soundmasse, die mir einerseits zwar sehr viel abverlangt, andererseits in der richtigen Stimmung den Punkt genau treffen kann. Zusammen mit ein paar guten Riffings, der einen oder anderen Hook, die hängenbleibt, verhindern die acht "Supercluster"-Stücke zwar eine kopfschmerzfreie Hörzeit, doch verschwendet wird diese bisweilen auch nicht.
Songtitel wie 'Reality Clash', 'Total Protonic Reversal' oder 'Hellbent On Happiness' sagen genauso viel über die musikalische "Supercluster"-Ausrichtung aus wie das vollkommen überfordernde Artwork. Irgendwo zwischen verstörendem Klanggewitter ('Rot'), schwer definierbarem Arrangementteppich mit verzerrtem Gesang ('Bring Home The Motherlode, Barry') und wütendem Scheppern, Pochen und akustischem Fiebertraum ('Army Of Me'), sorgt "Supercluster" also für laute, schlaflose Nächte. Es ist, wie geschildert, meilenweit vom MINISTRY-Ausdruck entfernt, aber hat trotzdem etwas Faszinierendes, das mit Gewalt versucht, mich in seinen Monsterschlund zu ziehen.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp