JACK FROST - Wannadie Songs
Mehr über Jack Frost
- Genre:
- Gloom Rock
- Label:
- Massacre Records
- Release:
- 04.02.2005
- Me And Dark And You
- Leaving The Fields
- Forever And Never
- Forlorn
- The Night
- The Wannadie Song
- Whore The Downfall
- Whore The Vengeance
Die Österreichischen Gloom-Rocker JACK FROST schmeißen "Wannadie Songs" auf den Markt und ich war wirklich gespannt, wie es die Meloncholiemeister schaffen wollen, ihre erdrückende Schwermut weiter zu perfektionieren. Eines vorweg: Meiner Meinung nach ist "Wannadie Songs" ein sehr gutes Album. Punkt, aus!
Der Opener 'Me And Dark And You' kommt mit fetten Klampfen daher und offenbart eine gewisse Nähe zu alten SENTENCED, die beim folgenden 'Leaving The Fields' durch eine frappierende Ähnlichkeit zur ersten HIM-Scheiblette abgelöst wird. Erstgenannter Track wird im Verlauf etwas fad und langweilt beim dritten Durchlauf bereits. 'Leaving The Fields' liefert hingegen das richtige Soundkorsett für Sänger Phreds sonore Stimme. Er wimmert seine vocal lines förmlich ins Mikro und klingt dabei wirklich gepeinigt von den Tristessen dieser Welt. Die Instrumentierung nimmt sich angenehm zurück und limitiert sich auf das letzte Geleit, das Phred anzutreten scheint. Klasse Nummer! 'Forever And Never' steigt noch weiter in die Untiefen destruktiv melancholischer Rockmusik hinab. Ein schwelender Funke im Dunkel des Alltags, der zum Ende hin zu einem strahlenden Stern erblüht und stilistisch nicht weit von frühen TYPE O NEGATIVE entfernt ist. Es folgt die Hymne 'Forlorn', die einmal mehr in harten HIM-Gefilden wildert. Melodiös und unterschwellig pulsierend werden die Arrangements an den Mann gebracht. Stark!
Auf der Sollseite steht einmal mehr die gewöhnungsbedürftige Stimme Phreds, die seit jeher die Lager spaltet. Auch nicht unbedingt förderlich erscheint der hohe Konzentrationsaufwand, den man JACK FROST einfach widmen muss, um den Kompositionen umfassend gerecht zu werden. Letzteren Punkt empfinde ich jedoch nicht unbedingt als Minus, da ich mich gern mal in einer ruhigen Minute und in einem abgedunkelten Raum mit geschlossenen Augen einer Scheibe hingebe. So gesehen sind die extrem ruhigen und nachdenklichen 'The Night' oder der Titeltrack Vorzeigebeispiele für die Intensität des Gloom Rock. Ausfälle wie 'Whore The Vengeance' schmälern das Gesamtbild, machen aber letztendlich aus der Gesamtbewertung keine negative.
"Wannadie Songs" ist eine sehr intensive Scheibe geworden, die in Finsterkreisen ihre Freunde finden wird. Da bin ich mir ganz sicher. Die Produktion ist gelungen, fett und organisch und auch die spartanische Aufmachung des Albums hat ihren Reiz. Wenn man also mit der Stimme Phreds klarkommt und auf Endzeitklänge der melancholischsten Sorte steht, sollte man sich JACK FROST im Hinterkopf behalten.
Anspieltipps: Leaving The Fields, Forlorn, The Wannadie Song
JACK FROST in own words:
'Me And Dark And You'
Eine Auftragsarbeit für unseren Videoregisseur, gewissermaßen. Er ist an uns herangetreten, weil er ein Video für uns machen wollte, brauchte dafür einen kurzen, catchy Song, und den haben wir ihm geschrieben. Textlich eine klassische Beziehungsgeschichte, wie sie bei uns gerne mal zu finden ist.
'Leaving The Fields'
Der älteste Song auf dem Album, er wurde sogar schon ein Jahr davor aufgenommen. Leaving the Fields war der Anlass, warum wir auf diesem Album doch wieder mit Cello gearbeitet haben, wir hörten das fertige Stück und wussten, da muss ein Cello drauf. Wahrscheinlich der positivste Song auf der Platte, auch wenn der Tod mit im Spiel ist..
'Forever And Never'
Der Song entstand in einer Arbeitsphase in der wir versucht haben, total minimalistisch ans Songwriting zu gehen und nur ein Minimum an Akkorden zu verbraten. Der Song lebt von der schleichenden Dynamik zu Beginn und geht am Schluss in einer fast schon kitschigen Melodie auf. In dem Song geht’s darum, einen Verlust nicht zu verkraften und jemand in den Tod zu folgen.
'Forlorn'
Hier könnte man uns fast schon ein Faible für Popmusik unterstellen. Forlorn ist bis auf die Basisakkorde zur Gänze erst im Studio entstanden und somit ein sehr spontaner Song. Wir haben überhaupt nicht darüber nachgedacht, was dabei rauskommen sollte, und das macht ihn wahrscheinlich aus. Der Gesang ist schon grenzwertig zerbrechlich aber auch das gefällt uns. Ich habe nicht die geringste Ahnung, worum es in dem Stück geht.
'The Night'
Eine Momentaufnahme der Nacht vor dem Studiotermin. Wir wollten eigentlich nur an ein paar Arrangements arbeiten, als wir nach ein paar Bieren in dieser eigenartigen Stimmung ohne Worte um diese zwei Akkorde einen Song strickten. Zwei Stunden später war er fertig, er ist genau in dieser Version auch aufgenommen worden. Den Text hat Phred erst im Studio verfasst, er ist nicht wirklich wichtig für den Song, eine etwas plakative Suicide-Story aber passend zur Musik.
'The Wannadie Song'
Diese Nummer ist sehr von alten Wave-Grufthymnen inspiriert. Wir haben versucht über einen monotonen Industrial-like Beat einen tonnenschweren Schleier zu legen, der einen erdrückt. Der Anfang sollte den Hörer mit lieblichen Gitarren- und Pianoklängen noch in Sicherheit wiegen. Die Monotonie der zwei Textzeilen, die ständig wiederholt werden, sollte die Eingeengtheit übersetzen, in der man sich vor dem Entschluss sich zu töten befindet. Michael Huber von End Of Green hat die Backing Vocals dazu eingesungen.
'Whore: The Downfall / Whore: The Vengeance'
Die beiden Songs sind im Grunde ein einziger. Sie bestehen aus der gleichen Akkordfolge, sind nur in unterschiedlichem Tempo gespielt – der erste Teil in maskulinem Midtempo, der zweite in unerträglich verweichlichter Langsamkeit. Auch der Text war ursprünglich für einen Song gedacht, ihn haben wir auch in einen männlichen und einen wimpigen Teil gesplittet. Er erzählt nach dem Bedürfnis des Mannes nach der Hure in der Frau, der Unverbindlichkeit dieser Art der Beziehung und was dabei im richtigen Leben rauskommt.
- Redakteur:
- Alex Straka