JANOSCH MOLDAU - Lovestar
Mehr über Janosch Moldau
- Genre:
- Electro / Pop / New Wave
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Motor / Rent a Record Company / Rough Trade
- Release:
- 02.11.2012
- Lovestar
- My Love
- Into This Life
- Satellite
- Second Best
- Enough
- The Final Show
- Empty
- The Lover's Song
- In Another World
- Open Wounds
- No Gender
- Abraham
- Devadasis
Melancholischer Electro Sound für den nasskalten Herbst
Schmachtfetzen über die wundervolle Liebe! Das erste Date! Die wunderschöne Welt des Küssens! Zuneigung! Zärtlichkeiten! All das findet man auf einem JANOSCH MOLDAU-Album nicht. Der sympathische, hoch talentierte Musiker aus Ulm ist, zumindest musikalisch, ein dunkler, melancholischer Mensch, dem das Wort Liebe zwar nicht fremd ist, der sich aber mit der düsteren Seite davon beschäftigt. Für all jene jungen Mädels, denen man grade das Herz gebrochen hat. Für Romantiker, die die andere Seite erleben möchten. Für depressive Menschen, die sich nicht aus der Stimmungslage befreien wollen. Und für Leute, die auf elektronische Klänge stehen. So ein Pressetext wäre ideal und beschreibt sehr gut, was man auf "Lovestar" erwarten kann.
"Lovestar" ist nun schon das dritte Studioalbum des versierten jungen Kerls aus Ulm. "Irgendwo zwischen Indie Rock und Electro" soll er liegen, der Sound und schon den einen oder anderen in Trance versetzt haben. Streicht das! "Lovestar" ist reinster Electro (Pop)! Dem Hörer drängt sich nach dem ersten Durchlauf ein Vergleich mit DEPECHE MODE auf, ist jedoch ruhiger und irgendwie anders. Musik, die einen wirklich in den Bann ziehen kann, wenn man aufmerksam zuhört. Bislang fristet JANOSCH MOLDAU noch ein Insiderdasein. Wer die Musik kennt, ist durchaus angetan. Und auch auf "Lovestar" bekommt man gewohntes Material zu hören, das tatsächlich im Trance/Electro-Bereich liegt und auch mal eine Gitarre zum Vorschein kommen lässt. Aber nicht als fest eingebundenes Instrument, sondern vielmehr als Stilmittel, als Soundsample für einen fremdartigen Klang.
Durch den Elektrosound schneidet in 'My Love' zum Beispiel eine leicht verstörte Gitarre, stückchenweise, die auf den ersten Blick gar nicht rein passt und fast schon experimentell anders rüberkommt. Die Beats sind besonders im treibenden 'Second Best' dominant und die Stimme von Moldau bewegt sich irgendwo in der Mitte der Instrumente, nicht aufdringlich, eher angenehm. Gar futuristische Klänge erwarten den Hörer auf 'Enough' und 'No Gender'.
Die Synths bestimmen nahezu jeden Song, verleihen dem ganzen Sound einen merkwürdigen Touch. "Lovestar" ist im Midtempo gehalten, was das Traum-artige noch unterstreicht. In der Gesangsart kann man auch die eine oder andere Hommage an die 80er-Jahre und ihre Synthie-Musik erkennen und lässt zumindest denjenigen, der mit dem 80er-Electro was anfangen kann, schmunzeln.
Man muss sich schon mit der Scheibe beschäftigen, sich einlassen auf diesen Electro-Sound, der sphärisch ist und zu hypnotisieren vermag. Man kann sicher die Meinung vertreten, die Musik sei zu langweilig, zu monoton, abwechslungsarm. Aber im Gegenzug kann man auch die vorher erwähnten Eigenschaften anführen. Melancholie? Oh ja, die Melancholie zieht sich durch alle Songs und drückt das Erlebnis deutlich nach unten. Es ist noch weit entfernt von einer STEVEN WILSON-Melancholie, aber heiter klingt anders. Jetzt, wo sich die dunkle Jahreszeit über die Gemüter der Welt legt, ist das Album genau richtig. Ein wenig mehr Abwechslung wäre allerdings nicht schlecht gewesen und die Lyrics sind auch nicht immer passend. Eine Einordnung oder gar eine Benotung fallen aber sehr schwer, weil der Sound schwer zu fassen ist. Die Musik wird nicht jedem gefallen, vor allem nicht, wenn er, wie des Öfteren fälschlich angegeben wird, "Indie Rock" erwartet. Die Scheibe ist Electro, von vorne bis hinten und läd den für alles offenen Musikfreund ein, sich dem Träumen hinzugeben.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe