JASON ISBELL AND THE 400 UNIT - Weathervanes
Mehr über Jason Isbell And The 400 Unit
- Genre:
- Rock / Country
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Southeastern
- Release:
- 09.06.2023
- Death Wish
- King Of Oklahoma
- Strawberry Woman
- Middle Of The Morning
- Save The World
- If You Insist
- Cast Iron Skillet
- When We Were Close
- Volunteer
- Vastavia Hills
- White Beretta
- This Ain't It
- Miles
Grandioser Grengänger zwischen Rock, Country und Americana!
Vor wenigen Wochen habe ich an dieser Stelle das Debüt von MORGAN WADE namens "Reckless" vorgestellt. Und auch wenn ich dachte, dass der Alternative Country der Amerikanerin eher am Rand unseres Genre-Spektrums bei POWERMETAL.de rangiert, war das Feedback zur Rezension so überwältigend positiv, dass ich euch nun auch das neue Album von JASON ISBELL AND THE 400 UNIT näherbringen möchte. Isbell, der früher als Fronter der DRIVE-BY TRUCKERS unterwegs war, gehört inzwischen zu den ganz großen Namen der Country-Szene, und gemeinsam mit seiner Band THE 400 UNIT legt er gerade auch auf der Bühne eine sagenhafte Show hin. Das neue Album "Weathervanes" ist dabei schon seine neunte Veröffentlichung als Solokünstler und präsentiert insgesamt 13 frische Kompositionen.
Musikalisch fällt eine Einordnung von Isbell und seinen Mitstreitern überraschend schwer, denn von der klassischen Country-Lehre sind wir hier teilweise meilenweit entfernt. Stattdessen mischt der Gitarrist, Songschreiber und Sänger mit seiner Begleitband munter die besten Aspekte von BRUCE SPRINGSTEEN, TOM PETTY und THE HIGHWAYMEN. Garniert wird dieses oftmals sehr rockige, manchmal aber extrem folkige Gemisch von den eingestreuten Geigen seiner Ehefrau Amanda Shires und Isbells einzigartigem Gespür dafür, mit seinen Texten sehr lebhafte Bilder zu zeichnen. Letztere scheint sich der Bandleader aus Alabama direkt bei seinem Kollegen Springsteen abgeschaut zu haben, denn gerade bei mir weckt das Geschick für die lyrische Erzählung innerhalb eines Songs immer Erinnerungen an den Boss.
Bestens unter Beweis stellt er dieses Talent schon beim eindringlichen Opener 'Death Wish', der sich wunderbar kantig und ungeschliffen aus den Boxen wälzt und mich sofort an Isbells Übersong '24 Frames' erinnert. Besonders erwähnenswert ist für mich dabei die Gesangsdarbietung, bei der man auch glatt glauben könnte, dass sie so in einem Take aufgenommen wurde. Glattpoliert und großartig nachbearbeitet wurde hier jedenfalls nichts - und das hat der Fronter auch nicht nötig, was JASON ISBELL AND THE 400 UNIT auch bei ihren Konzerten immer wieder unter Beweis stellen, wenn sie oftmals den Studioversionen noch einmal die Krone aufsetzen. 'Death Wish' könnte jedenfalls schon ein heißer Antwärter auf einen weiteren Klassiker im Liveset des Amerikaners sein. Danach wird es mit 'King Of Oklahoma' etwas beschwingter, wenn Isbell über zerbrochene Träume singt und erstmals auch ein feines Gitarrensolo aus dem Ärmel zaubert. Ob hier Isbell selbst oder sein kongenialer Gitarrist Sadler Vaden in die Saiten greift, lässt sich leider nicht herausfinden, denn in Sachen Gitarrenarbeit sind beide praktisch gleichauf.
Gut nachzuhören sind die Qualitäten der Sechsaiter auch im extrem rockigen 'When We Were Close', das so auch problemlos auf eine SPRINGSTEEN-Scheibe gepasst hätte und für mich einen weiteren Höhepunkt der Platte markiert. Und auch ein kleiner Schwenk hinüber zu den ROLLING STONES darf nicht fehlen, wenn die Gitarren in 'This Ain't It' enstpannt zum Backbeat rocken. Doch nicht nur die rockigen Töne beherrschen Isbell und seine Mitstreiter, auch die folkigen und primär von akustischen Gitarren getragenen Momente in 'Cast Iron Skillet' oder 'Volunteer' funktionieren wunderbar. Ebenfalls möchte ich noch das eindringliche 'Save The World' als Anspieltipp erwähnen, das sich von einem ruhigen Beginn an mehr und mehr hin zu einem treibenden Rocker steigert.
Unter dem Strich bleibt mir daher auch nur, eine klare und uneingeschränkte Kaufempfehlung für "Weathervanes" auszusprechen. Wenn ihr Rockmusik mögt und ebenso ein offenes Ohr für Americana und Country habt, müsst ihr JASON ISBELL AND THE 400 UNIT gehört haben! Besser bekommt man diese Art Musik aktuell nirgendwo serviert. Und wenn euch die Rezension und das Album auf den Geschmack gebracht haben, empfehle ich "Live At The Ryman" als weiteren Einstiegspunkt, mit dem ihr euch nicht nur von den Live-Qualitäten der Band überzeugen, sondern gleichzeitig auch einen guten Überblick über das bisherige Schaffen des Amerikaners verschaffen könnt.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs