JAYE JAYLE - Don't Let Your Love Life Get You Down
Mehr über Jaye Jayle
- Genre:
- Dark Folk / American Blues / Singer-Songwriter / Indie Rock / Psychedelic
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Pelagic Records
- Release:
- 14.07.2023
- Warm Blood And Honey
- The Party Of Redemption
- Black Diamonds And Bad Apples
- That Snake Bite
- Tell Me Live
- Waiting For The Life
- The Florist
- When We Are Dogs
Unkonventionelle Scheibe.
Pelagic Records hat ein weiteres Projekt unter seine Fittiche genommen, hierbei handelt es sich um JAYE JAYLE, 2013 von Evan Patterson gegründet, welcher in Louisville, Kentucky lebt. Mit dem Projekt lotet der Künstler anfangs noch im Singer-Songwriter-Stil den Blues seiner Heimat aus. Nach einigen 7-Zoll-Platten wurden drei Alben veröffentlicht - "House Cricks And Other Excuses To Get Out" in 2016 und danach im zweijährigen Rhythmus "No Trail And Other Unholy Paths", das bereits dem Minimalismus und dem experimentellem Art Rock zugewandt ist, sowie das komplett elektronische "Prisyn". Die Albumaufnahmen erfolgten dabei regelmäßig als Band, im Falle von "Don't Let Your Love Life Get You Down" mit Bassist Todd Cook, den Schlagzeugern Chris Maggio und Neal Argabright, Corey Smith am Synthesizer sowie beim letzten Lied des Albums als Gäste Saxophonist Patrick Shiroishi und Bonnie "Prince" Billy mit Gesang. Tourerfahrung hat der Gitarrist und Sänger auch schon reichlich gesammelt: auf Nordamerika-Tour mit FREAKWATER, auf US-Tour mit SUMAC und auf Europa-Tour, nach der er als Vollzeitmitglied der Band von EMMA RUTH RUNDLE beitrat. In diesem Jahr ist der Künstler mit seinem neuen Album erneut auf Tournee.
Laut Label verschmolz Evan Patterson für "Don't Let Your Love Life Get You Down" den elektronischen Sounddesign-Ansatz von Prisyn mit der Full-Band-Dynamik seiner früheren Werke. Nach der Trennung von seiner Frau und einer Zeit der Instabilität und Unsicherheit wollte der Musiker Lieder erschaffen, die sich "verheerend hoffnungsvoll" anfühlen. Dieser Wunsch kommt insbesondere im sechsten Track des Albums klar zum Ausdruck - zum einen durch ein und dieselbe Textzeile in steter Wiederholung, zum anderen in der indierockigen Melodieführung. Der Künstler sagt selbst ganz offen: "Das ist absolut das emotional aufrichtigste Album, das ich je gemacht habe." Das eröffnende Stück ist interessant instrumentiert und macht neugierig auf den Rest, nur der Gesang erscheint mir noch zu monoton. Im nächsten Albumtitel ist der Gesang dann schon deutlich gefälliger. Dafür missfällt wiederum der glücklicherweise recht kurze, mittig angesiedelte Instrumentalpart. 'Black Diamonds and Bad Apples' spricht mich anschließend mit seiner coolen Gelassenheit an. Im Übrigen ist in diesem Song der Name des Albums als Textzeile enthalten.
Als Lieblingstrack des Albums benenne ich 'That Snake Bite', das mit psychedelischen Touch in entspannter Atmosphäre die Gelassenheit des Vorgängers fortführt und dennoch die Aufmerksamkeit keinen Moment auch nur ein Stück weit nachlassen lässt. Die Stimme des Sängers tritt auch mal in mehreren Schichten auf. Das Zusammenspiel aus Percussions, Bass und elektronischen Klängen greift so passend ineinander, dass auch bereits ohne die Erhöhung der Lautstärke im hinteren Teil, schon ein Spannungsbogen vorhanden ist. In 'The Florist' ist trotz des verstörenden Taktes eine Melodie erkennbar, was den Titel zwar interessant gestaltet, aber für meinen Geschmack zu exzessiv eingesetzt wird. Mir fällt auf, dass ich mir zwischendurch dann doch auch mal eine Pause von den verstörenden Geräuschen herbeisehne. Die ersehnte Ruhe finde ich im Anschluss im Finaltrack wieder, der mit ruhigem, orientalischen Takt und langezogenen, verträumten Saxophonklängen startet. Oft ist der Gesang in diesem Stück zwar weniger kräftig, an diesen Stellen aber positiverweise hörbar mit mehr Gefühl ausgestattet. In der zweiten Songhälfte nimmt die Lautstärke wieder zu und der oben erwähnte Saxophonist darf sich austoben, was dem Titel etwas Jazzeinschlag verschafft.
Das unkonventionelle Album lässt sich gut durchhören, hat aber auch ab und zu schwierige Momente wie zum Beispiel die wiederholte Modulation einer Silbe in 'Waiting For The Life', der mittige Instrumentpart im zweiten Lied oder der überbordende Einsatz des Störtaktes im vorletzten Song. Ich mag die Scheibe für ihre Andersartigkeit, bin aber dennoch unsicher, ob ich sie öfter von Anfang bis Ende anhören werde. Für den vierten und achten TItel kann ich das schon eher bejahen. Vielseitig aufgeschlossene Menschen können hier ruhig mal ein Ohr riskieren.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt