JENNER - Prove Them Wrong
Mehr über Jenner
- Genre:
- Thrash
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Fighter Records
- Release:
- 24.01.2024
- No Time For Prayer
- Prove Them Wrong
- Born For Something More
- Down In The Pit
- Not Even You
- Eye For An Eye
- I Saw It All Clear
- Never Say Die
- Laws Of The Weak
Siebenschläfer? Wake up, Thrash!
Sieben Jahre nach dem sehr guten Erstling "To Live Is To Suffer" erscheint nun endlich ein Nachfolger. Eventuell hat die lange Wartezeit damit zu tun, dass Bandleaderin Aleksandra Stamenković erst einmal neue Mitstreiterinnen finden musste. Diese hat die singende Gitarristin nun in Bassistin Anja Mirković und Schlagzeugerin Selena Simić gefunden. Das Dreigestirn legt uns mit "Prove Them Wrong" neun neue Songs vor, in denen das Trio aus Serbien erneut beweist, wie abwechslungsreicher Thrash funktioniert.
Denke ich beim ersten Durchlauf von "Prove Them Wrong" noch, dass mir etwas Bissigkeit in diesem Thrash fehlt, bin ich bereits beim Zweit-Spin ziemlich angetan von eben genau dieser Eingängigkeit, die allen Songs innewohnt. Sicher, auch ich mag meinen Thrash roh, giftig, aggressiv und auch ein bisschen assig, aber es gibt eben auch die andere Seite dieses Subgenres. Da vergisst man trotz aller Geschwindigkeit die Eleganz nicht, baut Melodiebögen ein, die schnell haften bleiben und rifft nicht einfach blutig die Noten vom Blatt. So eine Schönwetter-Thrash-Platte ist "Prove The Wrong".
Das ist natürlich kein Kriterium in Sachen "gut" oder "schlecht", eher eine gefühlsmäßige Einordnung meinerseits. So knallen die ersten beiden Nummern mit Hochgeschwindigkeit aus den Boxen und reißen die Aufmerksamkeit beinahe gewaltsam an sich, denn die Hooks im Chorus sind in beiden Nummern schon sehr plakativ. Live funktionieren solche Nummern bestimmt sensationell, ich hätte es halt gern etwas dreckiger und verweise auf TYRANEX.
Wenn man im anschließenden 'Born For Something More' dann sogar vom Thrash in den Speed-Sektor wechselt, wird es noch melodischer. Hier erkennt das Melodiegespür der Damen, die wirklich wissen, was sie da machen. Sängerin Aleksandra Stamenković passt mit ihrer klaren, kraftvollen Stimme wunderbar zu dieser Stilistik, während ich in den etwas weniger melodischen Songs etwas das rotzige Element vermisse. Dies höre ich nur in meinem Favoriten 'Not Even You'. Hier gelingt es dem Trio, beide Welten zu bedienen, indem man sehr melodische Vers-Passagen mit sehr harschen Passagen abwechselt und so einen erstklassigen Kontrast auf Parkett legt. Mehr Nummern mit dieser Mischung und ich wäre begeistert. Gibt es aber leider nicht. Entweder man schreddert wie in 'Laws Of The Weak' oder man greift tief in die Melodie-Kiste wie im hübschen 'I Saw It All Clear'. Das ist alles auch fein anzuhören, aber nur selten erzeugt man bei mir den absoluten Thrash-Kick.
Das werden Freunde von klar strukturierten Songs, die man schnell mitsingen kann und die trotzdem mächtig nach vorne gehen, deutlich anders wahrnehmen, aber ich bin auch nach etlichen Durchläufen noch immer hin und her gerissen. Wenn im feinen 'Eye For Eye', in welchem es dann auch noch feinste Gang-Shouts gibt, plötzlich im Affenzahn die Haifisch-Riffs ausgepackt werden, denke ich, jetzt splittert mein Adrenalinspiegel, aber bereits kurz danach geht es wieder in seichtere Gewässer.
Unterm Strich bleibt für mich ein kurzweiliges Album, welches mir zwar Spaß macht, von welchem ich mir aber wohl mehr erwartet hatte. Da steht man sich dann halt auch mal selbst im Weg. Doof für beide Seiten: den Rezensenten und die Musiker. Meine Note ist ja trotzdem gut.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Holger Andrae