JESS AND THE ANCIENT ONES - Vertigo
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2021
Mehr über Jess And The Ancient Ones
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Svart Records / Cargo
- Release:
- 21.05.2021
- Burning Of The Velvet Fire
- World Paranormal
- Talking Board
- Love Zombi
- Summer Tripping Man
- Born To Kill
- What's On Your Mind
- Strange Earth Illusion
Kein Rausch ohne Schwindel, oder?
Ich könnte schwören, ich hätte schon einmal ein JESS AND THE ANCIENT ONES-Album für POWEWRMETAL.de rezensiert. Doch offenbar ist mein einziger Text hier zu Jess' wunderbarem Solo-Album "Under The Red Light Shine" unter dem Banner JESS BY THE LAKE.
Nun, dann lasst mich sagen, dass ich JESS AND THE ANCIENT ONES sehr schätze. Die Band spielt diesen nostalgischen Sound, der mich an die Musik meiner frühen Tage erinnert, das waren THE MOODY BLUES, PROCOL HARUM, THE DOORS, MANFRED MANN'S EARTH BAND, psychedelische BEATLES, CREAM oder sogar SANTANA. Natürlich klingen die Finnen nach keiner einzigen der genannten Bands, dafür sorgt allein schon die wunderbare und einzigartige Stimme von Jasmin Saarela. Und noch dazu ist die Musik viel märchenhafter, treibender, tanzbarer, ein schwer in Worte zu fassendes Unikat.
Ein interessantes Phänomen ist hierbei, dass mir - anders als bei vielen meiner Lieblinge - kein Song aus dem Stegreif einfällt, der bei mir dieses ganz besonderes Hörverlangen auslöst. Hier ist es eher die Stimme, die Atmosphäre und der Gesamtsound, der mich mitreißt. So ist das zunächst auch bei "Vertigo", dem mittlerweile vierten Album der Dame mit Herren. Obwohl das Cover diesmal gar nicht so farbenfroh ist, gar regelrecht bedrohlich wirkt, fühle ich mich sofort pudelwohl und sehr geborgen in der Musik. Sie ist für mich die perfekte Symbiose aus Filigranität, Eingängigkeit und Bewegtheit. Wie immer geht von vielen Liedern ein großer Zappelimpuls aus, und das obwohl die Produktion eher unaufgeregt ist. Doch Bass und Drums legen einen wunderbaren Groove vor, und die alten Tastenmonster bereiten zusammen mit den ziselierten Gitarren den Teppich für JESS' bestechende Vokalakrobatik. Und vielleicht hat meine Suche nach dem Triggersong ja diesmal Erfolg, denn 'Love Zombi' ist einer von dieser Kategorie, die man gerne in eine Playlist oder einen Sampler mit Songs packt, weil man ihn immer wieder hören will. Allerdings könnte ich dies mit allen Songs auf dem Album tun, beispielsweise mit dem schweißtreibend vorwärts rockenden 'Born To Kill', das einen berauschenden Musikabend, der nur den liebsten Songs gewidment sei, befeuern würde; Schwindel wäre hier nicht ausgeschlossen.
Denkwürdig sind bei JESS AND THE ANCIENT ONES auch die Longtracks. Da gab es unter anderem schon einen zwölfminütigen (Sulphur)-Giganten oder ein gar zweiundzwanzigminütiges Auf Wiedersehen ('Gooodbye To Virgin Grounds Forever') und dem Prädikat "besonders wertvoll". Und diesen Epen wird 'Strange Earth Illusion' wohl in nichts nachstehen. Hier sorgt JESS einmal mehr für die magischen Musikmomente, zum Beispiel wenn nach zweieinhalb mystisch-verträumten Minuten plötzlich die Stimme anhebt und ausbricht. Goosebumps!
Da das Album mit 40 Minuten recht kurz ist, habe ich es an einigen Tagen mehrmals am Stück gehört. Egal, ob man es nebenher laufen lässt, im Auto laut aufdreht oder ganz konzentriert zuhört, "Vertigo" macht in allen Situationen eine sehr gute Figur, offenbart keine Schwäche und fordert daher eine hohe Note. Ehrlich gesagt ging mit noch kein Album mit Jasmin Saarelas Beteiligung unter neun Punkten aus dem Haus. Schon gar nicht "Vertigo".
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker