JETHRO TULL - Thick As A Brick
Mehr über Jethro Tull
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Chrysalis
- Release:
- 02.11.2012
- Thick As A Brick, Part 1
- Thick As A Brick, Part 2
Eine bemerkenswerte Würdigung eines zeitlosen Klassikers!
Dass das schon wieder vierzig Jahre her ist. Wow. Dieses Jahr war Ian Anderson mit beiden oft so lieblos nur als "TAAB" bezeichneten Alben unterwegs, und zum Ende diesen Jahres folgt die ultimative Fan-Edition des 1972er Werkes, um den Anlass gebührend zu feiern.
Über die Musik selbst muss ich sicher keine Worte verlieren, wer auch nur entfernt Prog-affin ist, sollte diese Scheibe haben. Die zweimal knapp über zwanzig Minuten sind sicher ein Meilenstein des Genres und eine der Großtaten der britischen Urgesteine. Ob das nun für einen persönlich ihr bestes Werk ist oder nicht, ist dabei völlig unerheblich. Die Bedeutung von "Thick As A Brick" ist unbestritten.
Aber was ist mit dem Album anno 2012? Hat es da seine Wirkung verloren? Reißt es immer noch mit? Tja, richtig verneinen kann man das natürlich nicht, auch wenn die alte originale Aufnahme vom Zahn der Zeit nicht verschont geblieben ist. Natürlich hat der alte Sound seinen Charme, aber genauso natürlich denkt man sich als Fan, dass sich mal jemand dieser Scheibe annehmen sollte. Es gab zwar schon 1997 zum 25jährigen Jubiläum eine neu gemasterte Version, und zugegebenerweise war das schon eine hörbare, wenn auch etwas lieblose Überarbeitung. Aber nun, noch mal fünfzehn Jahre später, darf man diese Bearbeitung getrost vergessen.
Denn jetzt hat sich ein Progmeister der beiden Songs angenommen und sie auf den neuesten Stand gebracht. Fett, kraftvoll, vollmundig und detailliert hat Steven Wilson gleich in zwei Mixen aus einem angestaubten Kleinod in Omas Küchenschrank ein ausstellungswürdiges Kunstwerk geschaffen. Im direkten Vergleich, der möglich ist, weil auch die 1972er Originalversion mit enthalten ist, kann man Steven gar nicht genug danken, dass er so liebevoll Hand angelegt hat. Ich kann überhaupt nicht sagen, welcher der Mixe am besten ist, das kommt wohl auch stark darauf an über welche Hardware und mit welcher Akustik man die Scheibe hört. In jedem Fall hat "Thick As A Brick" noch mal erheblich gewonnen.
Die akustische Seite ist aber nur ein Teil des Vergnügens. Denn bislang war das Album nur als Jewel Case Version erhältlich, was aber der Idee und der Mühe der Band überhaupt nicht gerecht wird, denn für "Thick As A Brick" wurde eine ganze Zeitung entworfen, geschrieben, gestaltet. Und diese ist jetzt mit 40 Seiten im Buchformat ebenfalls enthalten, komplett mit den typischen Kolumnen, Geburtsanzeigen, Kreuzworträtsel, BBC Fernsehprogramm, Werbung, Kleinanzeigen und Sport - Bowling - und jeder Menge völligen Unsinns. Inklusive eines Reviews der Scheibe selbst, das nicht gerade euphorisch ausfällt. Ein köstlicher Spaß, der heute sogar noch um die Dimension erweitert wurde, dass man einen distanzierten Blick in die Siebziger Jahre werfen kann, durch die verzerrende Brille einiger Spät-Hippie-Prog-Spaßvögel.
Zur Abrundung Liner Notes, Bandhistory, Interviews mit Engineer Robin Black und Tour Manager Eric Brooks, alle Tourdates der Zeit und jede Menge Fotos, vor allem alberne, Auszüge aus dem 1997er-Interview in schriftlicher Form , das komplett als Audiofile auf der remastered version zu finden ist, und die Texte auf deutsch und italienisch.
"Thick As A Brick" hat anno 2012 eine liebevolle Neuauflage erfahren, die Maßstäbe setzt für andere Bearbeitungen von Klassikern. In dieser Form ist es ein absolut perfektes Werk, dass man sich als Liebhaber guter Musik, Progfan oder einfach Freund außergewöhnlicher Editionen unbedingt zulegen muss, zumal die Edition erstaunlich preiswert zu haben ist und überall für deutlich unter 30 Euro verkauft wird.
Das Einzige, was mir jetzt noch fehlt, ist eine DVD der diesjährigen TAAB-Tour. Das wäre noch ein tolles Extra gewesen. Aber das wird bestimmt auch noch erscheinen, und dann holen wir uns das eben separat.
Eine Wertung entfällt hier natürlich. Aber wer bis hierhin gelesen hat, weiß natürlich dass weniger als die Höchstwertung für diese herrliche Ausgabe Unsinn wäre.
- Redakteur:
- Frank Jaeger