JINGO DE LUNCH - Land Of The Free-Ks
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2010
Mehr über Jingo De Lunch
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Nois-O-lut (Indigo)
- Release:
- 01.10.2010
- Land Of The Free-ks
- Room 101
- Mass/acre
- Motherfon
- The Job
- Spineless In Gzza
- Miss Demeznor
- Move
- Land Of The Doom
- Street Cred Heart
Totgesagt. Tot gestellt. Wieder da. Endlich.
Darauf wäre ich in diesem Leben nicht mehr gekommen: JINGO DE LUNCH gibt es noch und die haben sogar ein aktuelles Album. Aktuell ist ja relativ... ha. Also, ein neues, mit frischem Material, welches den Oktober eröffnet. Die Berlin-Kreuzberger Institution hat sich 1987 gegründet und mit der Sängerin Yvonne Ducksworth, Bassist Henning Menke und dem Schlagmann Steve Hahn auch drei durchgängige Konstanten aufzuweisen. Irgendwann in den Neunzigern gab es einen Riss in der Biographie des untergrundigen Vierers, welcher erst 2006 wieder wahrnehmbar genäht worden ist. Besetzungswechsel, deren Hintergründe in der internen Bandhistorie vermerkt sind und bleiben und auch keine andere Herangehensweise oder gar einen Stilwechsel nach sich zogen.
"Land Of The Free-ks" ist rau geworden, punkig, rockig, bassig, bratzig, melodiös, bissig und vor allem: ursprünglich. Geblieben. 'Room 101' an zweiter Stelle kramt einen wohltuenden grunge-beeinflußten Neunzigerjahrerock hervor, der sich in seinen dreidreiviertel Minuten gleich mal zu einem Juwel abrundet. Hier humpelt die Gitarre hinterher und brummt bei sich "Egal!", hinter einer Frau Ducksworth, deren Refrain sich zu einem eingängiges Mitpfeifchen mausert. Delikatesschen das!
Wie auf dem Album auch sonst kaum neuere Auswürfe oder Entwicklungen aus dem jüngeren Rockgeschehen aufgegriffen oder verarbeitet wurden. Stabil bleibt die stilistische Ausrichtung des Berlinvierers. Einzig 'Land Of The Doom' ist ein Fragment, was leider nicht durchgezogen wird, hat sich hier doch ein wolliges Doomriffchen auf die Couch fallen lassen.
Die Darbietungen kreisen um und zentrieren sich auf die Röhre der Frontdame, die spielend leicht durch die Stücke leitet. Klassischer Rock, das ist, was wir hier hören. Dort mal eine Zurückhaltung in der Saitenbearbeitung, dann wieder ein längeres Gesangspathos, der Bass gluckert bescheiden zufrieden, um die Band zusammenhalten. Alle diese Angebote zünden nicht auf Abruf, wirken recht überhastet, doch wer JINGO DE LUNCH in ihrer schon früher bekannten Resistenz jedem Schnickschnack gegenüber kennengelernt hat, wird sich über den Fingerreckrock nicht verwunderlich zeigen.
Wer sich gerade heranführen läßt, wird wahrscheinlich durch den allgemeinen Retroschub der letzten Jahre sensibel geschrubbt worden sein. Nur hier gibt es eine Überraschung: JINGO DE LUNCH tragen abgefettete Jeans und abgeschabtes Leder, weil die das immer schon gemacht haben. Heute gar besteht die Möglichkeit, dass sie für die nach der Vergangenheit rufenden Schreiber und die Designer des Zeitgeistes so etwas wie eine Orientierung bieten: "Ach... so war das mal?!"
Da stehen die aber drüber. Zeitgeist, Du Pfeife.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben