JON OLIVA'S PAIN - Global Warning
Mehr über Jon Oliva's Pain
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- AFM / Soulfood
- Release:
- 21.03.2008
- Global Warning
- Look At The World
- Adding The Cost
- Before I Hang
- Firefly
- Master
- The Ride
- O To G
- Walk On Water
- Stories
- Open Your Eyes
- You Never Know
- Someone / Souls
Nach dem phänomenalen Vorgängeralbum hat sich der Bergkönig die Messlatte selbst enorm hoch gelegt, und ich muss zugeben, dass ich bei den ersten paar Durchläufen des neuen JON OLIVA'S PAIN-Werkes doch ein wenig enttäuscht war. Irgendwie wirkte mir das Material nach dem explosiven "Maniacal Renderings" streckenweise etwas zahm und entspannt, dann wieder orchestraler und bombastischer. Kurz gesagt, ich fühlte mich mehr an die späteren SAVATAGE-Werke erinnert, als an die von mir noch mehr geschätzten älteren Sachen.
Doch je öfters und je intensiver ich mich mit "Global Warning" beschäftige, desto mehr kommen die großen, unnachahmlichen Stärken des Jon Oliva heraus, die auch dieses Mal wieder bei vielen Stücken um Ideen seines leider viel zu früh verstorben Bruders Criss Oliva ergänzt wurden. So finden sich nach dem sehr guten orchestralen Titelstück im folgenden 'Look At The World' Songfragmente, die sich die Oliva-Brüder bereits im Jahre 1979 unter dem Einfluss alter QUEEN-Scheiben ausgedacht haben und die Jon eben nun vollendet hat.
Doch der zunächst vielleicht etwas zu zurückhaltend wirkende Einstieg täuscht. Denn dass Jon Oliva & Co. anno 2008 die Aggressivität nicht völlig zu Gunsten des Spät-SAVATAGE-Bombasts und der klassischen Piano-Gitarren-Halbballaden eingemottet haben, beweisen sie gleich darauf mit dem herrlich riffenden Uptempo-Track 'Adding The Cost' und dem überragend dramatisch arrangierten und gigantisch gesungenen 'Before I Hang', das auch auf "Gutter Ballet" nicht die schlechteste Figur abgegeben hätte. Ein besonderes Lob geht hier auch an die sehr emotionale Leadgitarre. Zur wunderschönen, leicht spacigen Halbballade 'Firefly' lässt es sich dann wieder entspannt schwelgen, träumen und schweben, bevor der Meister beim experimentellen 'Master' nicht davor zurück schreckt seine unvergleichliche Stimme elektronisch zu verfremden, was in Kombination mit den wuchtigen Riffs und den Soundeffekten dem Stück einen gewissen Rob-Zombie-Touch gibt. Ungewohnt, aber als einmaliges Experiment dann irgendwie doch wieder cool.
Im weiteren Verlauf begegnen wir bei 'The Ride' super ausgearbeiteten Akustik-, Lead- und Slide-Gitarren-Arrangements, bevor das schöne Doppel aus 'O To G' und 'Walk On Water' die progressive Ader der Oliva-Fans mit einer Mischung aus intensiver Emotionalität, gediegenem Bombast und anspruchsvoller aber nicht überfordernder Konzeption bestens bedient. Das finale Drittel wird dann vom harten Smasher 'Stories' eingeläutet, der allerdings im Pre-Chorus auch mit SAVATAGE-typischen Chören aufwarten kann. Balladeske und rockige Elemente geben sich dann bei 'Open Your Eyes' in bester "Handful Of Rain"-Tradition die Klinke in die Hand, bevor 'You Never Know' wieder die viel geschätzte Mittelphase von SAVATAGE zitiert und ein gutes Stück weit an das Material aus "Streets"-Zeiten erinnert. Abgerundet wir das enorm vielschichtige Album von dem zunächst ruhigen und entspannten, sich später jedoch stark steigernden Doppeltrack 'Someone - Souls', der uns nochmal ein wenig schweben lässt.
So kann ich JON OLIVA'S PAIN trotz gewisser Startschwierigkeiten bedenkenlos attestieren, einem absoluten Überalbum einen würdigen Nachfolger zur Seite gestellt zu haben, der uns zwar nicht ganz so kräftig in den Hintern tritt, aber mit seiner Vielschichtigkeit und Emotionalität auch mächtige Stärken hat. Zu schade, dass Criss Oliva die Verwirklichung dieser Stücke und Alben nicht mehr miterleben kann. So schwingt natürlich auch immer eine gewisse Wehmütigkeit mit, wenn man die letzten beiden PAIN-Scheiben hört; doch das wird niemand besser wissen als der Mountain King selbst.
Zum Schluss geht noch die Bitte an die werte Plattefirma, derlei wirtschaftlich orientierte Spielereien wie verschiedene Bonustracks auf verschiedenen limitierten Versionen doch gnädigst zu unterlassen. So gut die Scheibe auch sein mag, es reicht, wenn man sie sich einmal kaufen muss.
Anspieltipps: Adding The Cost, Before I Hang, Stories, You Never Know
Wenn ihr euch dafür interessiert, was die Kollegen so zum neuen Album des Bergkönigs zu sagen haben, dann könnt ihr euch ja mal die entsprechende Gruppentherapie durchlesen.
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle