JORN - The Duke
Mehr über Jorn
- Genre:
- Hardrock
- Label:
- AFM
- Release:
- 24.02.2006
- We Brought The Angels Down
- Blacksong
- Stromcrow
- End Of Time
- Duke Of Love
- Burning Chains
- After The Dying
- Midnight Madness
- Are You Ready
- Starfire
Fans von Jorn Lande kommen in letzter Zeit gut auf ihre Kosten: Nach dem fulminanten zweiten MASTERPLAN-Streich "Aeronautics", das Anfang letzten Jahres die CD-Regale eroberte, und der sieben Monate später erschienenen, leider etwas enttäuschenden Kooperation zwischen Lande, Russell Allen (SYMPHONY X) und Magnus Karlsson (STARBREAKER, LAST TRIBE) namens "The Battle" legt der norwegische Workaholic auch schon wieder ein Soloalbum nach. Und irgendwie merkt man seinen schlicht JORN titulierten Alleingängen stets an, womit der rührige Nordmann sich zuvor beschäftigt hat. Der Vorgänger "Out To Every Nation" trug noch die deutliche Handschrift seiner Progressive Rock Phase mit Bands wie ARK oder BEYOND TWILIGHT, denen er bedauerlicherweise schon vor einer ganzen Weile den Rücken gekehrt hat. Für "The Duke" fühlte er sich wohl vom 80er-AOR-Feeling des ALLEN/LANDE-Outputs inspiriert und grub zwar deutlich härter, aber kaum moderner in seinen Hardrock-Wurzeln. Eingespielt wurde das Album von einem klassischen Line-up mit zwei Gitarristen, personifiziert durch die beiden Sechssaiter der letzten JORN Solo-Alben, Tore Moren (ARCTURUS, RAIN) und Jörn Viggo Lofstad (PAGAN'S MIND), dazu Morty Black (TNT, ex-VAGABOND) am Bass, Schlagzeuger Willy Bendiksen (THE SNAKES) und nicht zuletzt Don Airey (u. a. OZZY, RAINBOW) an den Keyboards. Da braucht man eigentlich nicht lange zu überlegen, welche Tischmusik der "Herzog" bevorzugt.
Und genau das ist das Enttäuschende an "The Duke". Verursachen gerade die progressiv angehauchten Tracks des Vorgängers noch heute ein wohliges Kribbeln in meiner Magengegend, sind die meisten Stücke des neuen Silberlings für meinen Geschmack zu rau, zu straight, zu "hardrockig" eben, um JORNs sehr facettenreicher Stimme die richtige Plattform zu bieten - denn dass er eine klasse Rockröhre besitzt, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Der melodische Opener 'We Brought The Angels Down' zählt zu meinen persönlichen Faves, da JORN ein goldenes Händchen für eingängige, aber nie zu platte Ohrwurmrefrains besitzt. Das im Midtempo gehaltene und mich leicht an die erste MASTERPLAN-Single 'Enlighten Me' erinnernde 'End Of Time' ist allein wegen seines traurigen Textes großartig, zumal der Norweger schon immer hübsche kleine Geschichten erzählen konnte. Auch sehr schön ist die dezent bluesige und mit entspannten Akustik-Gitarren-Parts versehene Halb-Ballade 'Burning Chains'. 'Stormcrow' oder der recht plakative Fast-Titeltrak 'Duke Of Love' hingegen sind mir zu rasant und gitarrenfixiert, auch wenn die Herren Moren und Lofstad ihr Handwerk exzellent beherrschen. Der Rest ist sicherlich gut gemachter Hardrock, der durch die meist recht hymnischen Refrains und dramatischen Breaks stets auch eine kleine MASTERPLAN-Schlagseite besitzt, aber mich nicht wirklich vom Hocker reißt.
Wenn man dann noch hinzuzählt, dass mit dem THIN LIZZY-Cover 'Are You Ready' und dem Titeltrack von JORNs ersten Soloalbum, 'Starfire' (möge er auch noch so gut sein), eine gewisse "Resteverwertung" betrieben wird, steht für mich die Frage im Raum, ob unsere liebste norwegische Reibeisen-Stimme nicht eine kleine Kreativ-Pause einlegen sollte, um seine Fans dann vielleicht mal so richtig zu überraschen. "The Duke" ist jedenfalls mehr Rock als Anspruch, mehr Bauch- als Kopfmusik und dürfte Anhänger des guten alten Hardrocks sicher zufrieden stellen. Mir persönlich fehlt jedoch das verspielte, überraschende, stellenweise sogar leicht poppige Element von "Out To Every Nation" - und die 80er waren sowieso noch nie mein (Rock-)Jahrzehnt.
Anspieltipps: We Brought The Angels Down, End Of Time, Burning Chains
- Redakteur:
- Elke Huber