JUDAS PRIEST - Rising In The East (DVD)
Mehr über Judas Priest
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Rhino / Warner Music
- Release:
- 13.01.2006
- The Hellion / Electric Eye
- Metal Gods
- Riding On The Wind
- The Ripper
- A Touch Of Evil
- Judas Rising
- Revolution
- Hot Rockin'
- Breaking The Law
- I'm A Rocker
- Diamonds And Rust
- Worth Fighting For
- Deal With The Devil
- Beyond The Realms Of Death
- Turbo Lover
- Hellrider
- Victim Of Changes
- Exciter
- Painkiller
- Hell Bent For Leather
- Living After Midnight
- You've Got Another Thing Comin'
Es ist dunkel, kurz darauf erspähen wir die Bühne in tief blaues Licht getaucht und erkennen ein riesiges Auge im Hintergrund, aus dessen Puppille suchend ein roter Lichtstrahl umherstreift, grünes Licht schießt wie Flakfeuer vom Bühnenrand empor. Es ertönt das unverkennbare Intro 'The Hellion', die Atmosphäre knistert vor Spannung ... Wir schreiben den 19. Mai 2005, befinden uns im Budokan in der japanischen Hauptstadt Tokio und die Band, welche gerade die Bühne betritt, ist die legendäre britische Stahlschmiede JUDAS PRIEST, die das Budokan am zweiten Abend in Folge restlos ausverkauft hat. Hoch über der Bühne, mitten im Auge, erscheint zu den ersten Takten von 'Electric Eye' der heimgekehrte Sänger Rob Halford und es ist wirklich, als wäre er nie weg gewesen. Obwohl ich ein großer Fan der Ripper-Ära war und die Nachricht von Halfords Rückkehr zuerst sehr skeptisch aufgenommen habe, muss ich Abbitte leisten und ohne Wenn und Aber zugeben, dass die Band die richtige Entscheidung getroffen hat. Waren die Kritiken zur Reunion-Tour 2004 noch durchwachsen, gab es schon zum Comeback-Album "Angel Of Retribution" weitaus mehr Lob als Schelte, und bei der nachfolgenden ausgedehnten Welttour verstummten die negativen Kommentare fast vollständig.
Wenn ihr Stammleser unseres Magazins seid, dann habt ihr vielleicht meinen Konzertbericht zum Auftritt der Priester im März 2005 in Böblingen gelesen und wisst, dass mich das Konzert in riesige Euphorie versetzt hat. Insofern könnt ihr euch sicher vorstellen, wie sehr ich "Rising In The East" entgegengefiebert habe. Dazu muss ich sagen, dass es meine Erwartungen sogar noch übertrifft. In erster Linie ist es toll zu sehen, dass ich und mit mir viele tausend andere Fans die Konzerte nicht nur aus der Euphorie und Magie des Augenblicks heraus so intensiv und begeisternd wahrgenommen haben. JUDAS PRIEST waren auf dieser Tour einfach phänomenal gut, und dieser Silberling ist dafür der absolut hieb- und stichfeste Beweis. Wir erleben eine perfekt eingespielte Band mit glänzenden Instrumentalisten und atemberaubender Tightness, die sich mit spürbarer Spielfreude durch eine fantastische Setlist mit einigen großen Überraschungen bewegt. Glenn Tipton und K. K. Downing zelebrieren ihre magischen Gitarrenleads mit äußerster Hingabe, während Ausnahme-Schlagzeuger Scott Travis und Bass-Uhrwerk Ian Hill weit mehr sind als nur ein solides Rhythmusfundament. Gerade Travis ist es, der JUDAS PRIEST 2005 so punktgenau, druckvoll und tight erscheinen lässt wie auf keinem Livemitschnitt zuvor, und das nicht nur bei Abrissbirnen wie 'Judas Rising' oder 'Painkiller', sondern auch bei entspannteren und epischeren Stücken wie 'A Touch Of Evil', 'Beyond The Realms Of Death' und 'Victim Of Changes'.
Manche mögen kritisieren, dass "Defenders Of The Faith" nicht berücksichtigt wurde, doch dafür haben die Briten fast vergessene Klassiker aus der Mottenkiste gekramt, mit denen wirklich keiner gerechnet hätte. Songs wie 'Riding On The Wind', 'Hot Rockin'' und 'I'm A Rocker', die manch einer für eher unscheinbare Stücke der PRIEST-Diskographie gehalten haben mag, sind im neuen Gewand absolute Highlights der Setliste, die Rob Halford mit seiner inzwischen reiferen Stimme in völlig neuem Glanz erstrahlen lässt. Manch einer mag feststellen, dass er die extrem hohen und aggressiven Passagen heute viel angestrengter und mit weniger Leichtigkeit singt, als dies früher der Fall war. Das mag sicher zutreffen, aber dennoch singt er noch immer absolut fehlerfrei und ich finde, dass er in den sanften, ruhigeren Momenten und vor allem in tieferen Tonlagen heute fast besser singt als je zuvor. In jedem Fall hat er nichts von seiner einzigartigen Ausstrahlung verloren, und so wird die halb-akustische Ballade 'Diamonds And Rust' zur absoluten Gänsehaut-Hymne, die das Publikum sehr ergriffen aufsaugt. Die vier neuen Stücke fügen sich nahtlos ins Set ein und werden vom Publikum fast genauso abgefeiert wie die unsterblichen Klassiker, wobei vor allem 'Judas Rising' und 'Hellrider' restlos überzeugen. Die Stimmung in der Halle ist bei 'Turbo Lover', 'Breaking The Law' und vor allem 'Living After Midnight' auf dem Siedepunkt und das japanische Publikum singt völlig begeistert mit.
Auch optisch wird einiges geboten. JUDAS PRIEST haben vier verschiedene, eindrucksvolle Backdrops im Gepäck, fahren Lichteffekte der gehobenen Extraklasse auf und sparen auch sonst nicht an opulenter Bühnenausstattung mit Stufen, Laufstegen, hydraulischen Hebebühnen und Lifts, die es Rob Halford ermöglichen, nach unten zu verschwinden und ganz oben wieder aufzutauchen. Der Frontmann gibt sich als der großartige Entertainer, als der er immer gegolten hat. Er kommuniziert hervorragend mit dem Publikum, wechselt mehrfach die Kostüme, präsentiert sich beim live durchaus mitreißenden 'Revolution' (das Paradestück für Basser Ian Hill) als Fahnenschwinger, reitet zu 'Hellbent For Leather' traditionell mit der Harley auf die Bühne und ist sich auch für ein reichlich albernes, aber dafür richtig sympathisches Mitsingspielchen vor der letzten Zugabe 'You've Got Another Thing Comin'' nicht zu schade.
Die Kameraführung ist sehr ausgewogen, nicht zu hektisch und auch die Split-Screens, die mich sonst schon mal stören können, werden nur selten und dann sehr behutsam eingesetzt. Nachdem darüber hinaus auch die Bildqualität trotz starker Lichtkontraste absolut in Ordnung ist und der Sound absolut perfekt aus den Boxen tönt, bleibt mir als Fazit nur zu sagen, dass "Rising In The East" eine sehr authentische und einfach gigantisch gute Live-DVD einer der größten Metalbands aller Zeiten ist, die zumindest aus meiner Sicht keine Wünsche offen lässt. Diese Liveshow ist bis zum Bersten gespickt mit Highlights und aus diesem Grund verzichte ich auch auf Anspieltipps. Wer auf der letzten PRIEST-Tour seinen Spaß hatte, der wird die zweistündige Vollbedienung in jedem Fall lieben, da bin ich mir ganz sicher, und auch der eine oder andere kritisch gewordene Fan der Band sollte JUDAS PRIEST unbedingt noch mal eine Chance geben. "Rising In The East" eignet sich perfekt dafür.
Technische Daten:
DVD-Format: DVD-9
Videoformat: NTSC
Audioformat: Dolby Digital 5.1 und DTS 5.1
Regionalcodes: 2,3,4,5
Dauer: 1:59:55
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle