JUDICATOR - The Majesty Of Decay
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2022
Mehr über Judicator
- Genre:
- Heavy / Power / Melodic Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Prosthetic Records
- Release:
- 25.11.2022
- Euphoric Parasitism
- The Majesty Of Decay
- From The Belly Of The Whale
- Daughter Of Swords
- Ursa Minor
- Ursa Major
- The High Priestess
- The Black Elk
- Judgment
- Metamorphosis
Da reift etwas heran!
Zum ersten Mal wahrgenommen habe ich diese Band aus Salt Lake City 2015. Konkret durch 'Coping Mechanism', jener Nummer, die JUDICATOR als Beitrag zu einigen Samplern des rührigen Labels Divebomb Records stiften durfte. Dieser Song stellt zwar keineswegs die Neuerfindung des Rades dar, wusste aber durch gehörige Power sowie als amtlicher Popo-Treter zu gefallen, und fräste sich kompromisslos seinen Weg ins Langzeitgedächtnis.
Da JUDICATOR zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Alben veröffentlicht hatte, war die dem Song anzumerkende Reife dieser vermeintlichen "Newcomer", rasch erklärt. Zwar konnte JUDICATOR auch mit dem bald darauf anschließenden dritten Longplayer "At The Expense Of Humanity" noch keine allzu großen Schritte tun, einen mehr als nur respektablen Entwicklungsprozess hat die Band, die erst 2012 gegründet wurde, aber auch damit tätigen können. Das trifft generell auf die bisherige "Karriere" von JUDICATOR zu. Der aktuelle Dreher "The Majesty Of Decay" (der mittlerweile sechste!) enthält nämlich definitiv das bislang stärkste Material dieser Band.
Die aktuell als Quartett (in den letzten beiden Jahren scheint das Line-Up mehrfach umgekrempelt worden zu sein) agierende Formation hat sich im Laufe der letzten Jahre zweifelsfrei nicht nur spieltechnisch und als Songschreiber verbessert, sondern auch als Texter. Konzeptalben gab es von JUDICATOR zwar schon mehrmals, derart schlüssig und in sich stimmig wie auf "The Majesty Of Decay", klang das Songmaterial der US-Boys aber zuvor nie.
Das hat leider einen tieftraurigen Grund. Denn anstelle sich wie in der Vergangenheit einem historischen Ereigniskomplex anzunähern, und diesen in europäisch geprägter, melodiöser Power Metal-Variante zu vertonten, basiert "The Majesty Of Decay" auf einem gegenwärtigen, und äußerst brutalen Konzeptthema: Der völlig durcheinander geratenen Welt von Sänger John. Der musste in den letzten Jahren nämlich seinen älteren Bruder bei dessen - im Endeffekt verlorenen - Kampf gegen den Krebs begleiten. Heftigster Stoff, echt.
Dass die Scheibe dennoch ein kraftvoll nach vorne angelegtes Stück Heavy Metal geworden ist, überrascht vor diesem Hintergrund durchaus. Nicht jedoch, wenn man sich vor Augen hält, wie diese Truppe bislang geklungen hat. Zwar orientiert sich JUDICATOR mittlerweile fast schon zu deutlich am Frühwerk von BLIND GUARDIAN, und auch John klingt aktuell mehr nach Hansi Kürsch denn je, schlecht macht diese Band ihre Sache aber definitiv nicht. Im Gegenteil, hier wächst wohl etwas Großes heran. "Etwas", dass in der Kategorie "wie europäisch kann eine US-Band klingen", durchaus Chancen auf das Treppchen hat.
Nachzuhören im Gänsehaut verursachenden Opener 'Euphoric Parasitism', sowie dem aufwühlenden Zweiteiler 'Ursa Minor / Ursa Major'. Aber auch 'Judgment', das von Angel Chatzitheodorou (SHEWOLF) gesangstechnisch unterstützt wird, und das durch gelungen eingeflochtene Prog-Elemente zum Longtrack ausgebaute 'Metamorphosis', mit dem diese Scheibe ihr emotionales Ende findet, wissen zu gefallen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Walter Scheurer