JUMPER LACE - The Last Jump
Mehr über Jumper Lace
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Brennus Records
- Nuns Say No!
- Murder Easy Action
- Sting Of Remorse
- Figueroa Street
- Tobacco Joy
- Mental Disorder
- Little Red Riding Hood
- French Letter
- Show Time
- E-Fifty Five
- La Tribu Menthe
- Vince R.I.P.
- Humble Fury
- Guernica
- Sacred Feeling
- Girls Behind The Hotel Door
- Call Me
- Les Cendres De Sodome
Die Informationen zu "The Last Jump" der französischen Band JUMPER LACE lesen sich einmal mehr wie eine dieser unzähligen, tragischen Geschichten über Bands, die es trotz bester Anlagen einfach nicht geschafft haben, ein genügend breites Publikum auf sich aufmerksam zu machen, von einem Plattenvertrag ganz zu schweigen.
1983 in Südfrankreich unter dem Namen VIXEN gegründet (der später einem Rechtstreit mit der bekannteren amerikanischen All-Girl-Band zum Opfer fiel), gaben sich die Jungs 'stilvolle' Nachnamen damals bekannter weiblicher Pornostars. Unter dem Folgenamen VIXEN PRIDE erschien dann das vierte Demo der Band, das als Bonus auf der hier vorliegenden "The Last Jump" enthalten ist.
Nach erneutem Namenswechsel zu JUMPER LACE erschien dann ein Beitrag zu einem Sampler und eine von einem Fan organisierte Tour durch Osteuropa unter widrigsten Bedingungen. In Ostrava wurde dann das Debüt "Beyond The Romance" eingespielt, es folgten Touren als Support von GAMMA RAY, MAMA'S BOYS, LOUDBLAST und KILLERS. 1994 will man eine neue Scheibe aufnehmen, es mangelt jedoch genauso an einem Vertrag wie an eigenen Mitteln, die Band löst sich auf und sieht sich nur im Jahr 2001 noch einmal, als Gitarrist Vince Lovelace im Sterben liegt. Im Jahr darauf kauft ein deutscher Fan alle Restbestände von "Beyond The Romance" auf, um diese in Eigenregie zu vertreiben und stößt dabei auf die Tracks der nie erschienenen zweiten Platte. In Zusammenarbeit mit Sänger Chris Chambers werden in einem deutschen Studio die alten DAT-Tapes aufpoliert und liegen jetzt hier vor.
Soundtechnisch darf man hier keine allzu großen Erwartungen hegen, in Anbetracht des Alters der Aufnahmen ist der Sound durchaus erträglich, störend sind der scheppernde Sound von Becken und Snare, ansonsten klingt das Ganze etwas rumplig. Was aber gut zu der gebotenen Musik passt. Das Material der ersten sechs Songs ist wirklich hörenswert, geboten wird hier melodischer Heavy Metal deutlich amerikanischer Prägung der späten Achtziger. Aus heutiger Sicht mag das etwas angestaubt klingen und auch Anfang/Mitte der Neunziger war das sicherlich nicht unbedingt besonders gefragt, das tut der Qualität des Songwriting aber keinen Abbruch. Wenn es etwas auszusetzen gibt, dann liegt das hauptsächlich am Gesang von Chris Chambers. Nicht, dass dieser nicht singen könnte, aber seine merkwürdig hohe Stimme ist doch sehr gewöhnungsbedürftig, dazu kommen in fast jedem Song teilweise schon kitschig wirkende Refrains vor, die dem Material viel von seiner Klasse rauben. Diese können JUMPER LACE allerdings auch nicht über die gesamte Spielzeit halten, spätestens ab 'Little Red Riding Hood' fällt das Niveau doch deutlich ab und die letzten fünf Songs dümpeln in einer gewissen Orientierungslosigkeit dahin, die zwischen eingestreuten Funk- und Blueselementen und einigen kaum erträglichen Gesangslinien wirken, als ob die Jungs kurz vor dem Mittagessen noch ein bisschen herumgejammt hätten.
Wer das überstanden hat, hört noch ein kurzes Tribut an den verstorbenen Vince Lovelace, das aus einem kurzen, live aufgenommen Gitarren-Zwischenspiel besteht und bis auf seinen historischen Charakter nicht viel zu bieten hat, bevor er mit dem VIXEN PRIDE-Demo von 1989 in eine andere (musikalische) Welt versetzt wird. Dass es die Band mit diesem Material nicht zu einem Deal geschafft hat, ist eine weitere der unzähligen und tagtäglichen Ungerechtigkeiten im Rockbusiness. Keine Spur der Massenanbiederung mit schmierigen Refrains und Chören oder unausgegorenen Songs wie zuvor teilweise geboten, sondern eine herrlich energische und raue Mischung aus Power, Speed und Melodie. Soundtechnisch aufpoliert und neu eingespielt, würden die sechs Songs auch heute als Heavy/Power-Metal-Kracher durchgehen und vielleicht nicht unbedingt Furore machen, aber sicher eine große Anhängerschaft finden.
Irgendwo zwischen NWoBHM und US Metal von älteren IRON MAIDEN und VIRGIN STEELE angesiedelt, haben JUMPER LACE hier ein paar echte Perlen geschrieben, allen voran die Überhammer 'Guernica' und 'Sacred Feeling' sowie die abschließende, mächtige Powerballade 'Les Cendres De Sodome' (der einzige Song in französischer Sprache und zugleich ältester Track auf der CD). Vince Lovelace legt ein Klasse-Solo nach dem anderen hin und produziert mit dem zweiten Gitarristen Steff Ginger Lynn packende doppelläufige Harmonien, auch Bassist Fred Donovan weiß sich in Szene zu setzen und hat ein paar wirklich hörenswerte Basslinien am Start; allen voran aber klingt Sänger Chris Chambers kraftvoller, energischer und melodischer, als es das zuvor gehörte Material jemals vermuten lassen würde.
Allein die Songs des Demos rechtfertigen den Kauf von "The Last Jump". Wenn das Material auf dem ersten und einzigen Longplayer "Beyond The Romance" (Review ggf. in Kürze) diesem letzten Demo davor auch nur ansatzweise entspricht, können Fans von rauem, melodischem US und Euro Metal der Spätachtziger eigentlich nicht viel falsch machen, für alle Sammler und Freunde von Heavy Metal aus Frankreich besteht ohnehin Kaufpflicht.
Beziehen könnt ihr beide Scheiben (von der ehemals sehr gesuchten "Beyond The Romance" nur noch Restexemplare) für je 12,50 € plus Porto bei Peter Daub unter pdaub@t-online.de .
Anspieltipps: Figueroa Street, Tobbaco Joy, Mental Disorder, Guernicas, Sacred Feeling, Les Cendres De Sodome.
- Redakteur:
- Klaus Coltrane