JUNIUS - The Martyrdom Of Catastrophist
Mehr über Junius
- Genre:
- Postrock/ Wave/ Doom/ Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Make My Day Records/ Alive
- Release:
- 04.09.2009
- Birth Rites By Torchlight
- The Antediluvian Fire
- (turning to the spirit of hours...)
- A Dramatist Plays Catastrophist
- Ten Year Librarian
- Stargazers And Gravediggers
- (...and then he fell before her)
- Elishiva, I Love You
- Letters From Saint Angelica
- The Mourning Eulogy
JUNIUS umkreisen die Erde und nehmen uns mit.
Vormalig hat das Kollektiv von JUNIUS auf dem ersten uns bekannten Lebenszeichen den Stoff von zwei EPs zusammengefasst und damit bereits gesteigertes Interesse heraufbeschworen. Nun hat das Warten ein Ende, uns liegt das Debüt der vier Bostoner vor. Haben die Freunde von CONSTANTS und CASPIAN 2009 jeweils schon formidable Alben im Bereich des schwelgerischen Genres des Bombast-Wave-Post-Rocks abgeliefert, so vollendet die Band diesen Dreizack mit einer weiteren ungewöhnlichen Darstellung und die Umsetzung in die Körperlichkeit dessen, was so um uns herum in der Luft schwebt. Vor allem Töne. Alles begleitende Töne. Leise, die uns überraschen, laut fluchende, die uns Alleinsein herbeiwünschen lassen. So richtig körperlich greifbar wirkt die zunächst zarte, zuckerne Musik gar nicht, eher scheint einen unsichtbarer, schwerer Staub einzuschließen.
Ein Staub, der förmlich kaum spürbar und den Atem beeinflusst. Es ist ein gespanntes Innehalten, sich Zurückhalten vor den Aggressionen, die täglich erfahren werden und gelebt werden, ein Hervor-Recken in die Ungewissheit der Zukunft, ein Kreisen um den Moment, der jetzt gehört wird.
Thematisch ist hier von dem Russen Immanuel Velikowsky ein gehöriger Einfluss zu entdecken, der 1950 ein weit beachtetes und von der Intellektualität heftig zerrissenes Buch "Welten im Zusammenstoß" herausgebracht hatte, dessen Hauptthesen sich aber etwa zehn Jahre später aufgrund vorangeschrittener Experimentier- und Beweismöglichkeiten als richtig herausstellten. Genau wie Velikowsky sich interdisziplinär in Biologie, Geschichte, Astronomie und weiteren Disziplinen herumtrieb, um das Komplexe dieser Welt anzudeuten, spannt die Musik von JUNIUS so ziemlich jeden unserer Sinne ein, man meint mehr und intensiver zu riechen, zu hören und zu schmecken, setzt man sich diesem eigenen Komplex vollends und mit Ruhe und Zeit aus. Visuell deutlich wird das vor allem durch das Video zu "Stargazers And Gravediggers" einer gelungenen Wiederverwertung und Neu-Zusammensetzung des alten Frankenstein-Mythos. Man stelle sich vor, die hätten damals zur Stummfilmzeit bereits solche Möglichkeiten wie von JUNIUS oder CASPIAN zur Untermalung gehabt, der Kulturkreis wäre am Bersten vor Gefühlsausbrüchen.
Vielleicht liefe das ganze Miteinander etwas weniger verzweifelt und falsch – diese Verantwortung den jungen Männern hier anzuhängen, wäre aber dann doch eine Hürde zu hoch für diese musikalischen Poeten. Also wird’s gelassen und dafür ein weiteres tiefsinniges und ergreifendes Stück Post-Poesie inhaliert. So etwas brauchen wir gerade, glaubt es mir!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben