KAIN - Omega
Mehr über Kain
- Genre:
- Melodic Death / Black Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Release:
- 02.09.2011
- Intro
- Fleischeslust
- Blutgericht
- Freiheit Ruft
- Rachepfad
- Instrumental
- Vom ERdenleid
- Sturz des Lichtbringers
- Nephilim
- Verkünder des Hasses
Die ewige Vorband schlägt wieder zu
"Man bewegt sich nach wie vor zwischen melodischem Death Metal und brachialem Black Metal, garniert mit ausnahmslos deutschen Texten welche durch tiefsinnige Sozialkritik und außergewöhnlicher Mythologie eine eigene Nische schaffen" – so beschreiben sich KAIN selbst in ihrer Produktionsmappe. Und vielleicht sollte man spezifizieren, dass es sich hier um die deutsche Band KAIN handelt, nicht die Kroaten, nicht die Spanier und nicht die Moldawier.
Mit dieser Information bewaffnet, betätigt man die Playtaste und lässt sich vom kurzen Intro berieseln, um einen Moment später ein wenig verdutzt dreinzugucken: Nanu, das klingt ja wirklich wie etwas das man mit den Worten "brachialer Black Metal", beschreiben könnte, ohne allzu große Magenschmerzen zu ertragen. Die Härte von 'Fleischeslust' geht durch den benutzten Synthesizer zwar deutlich verloren, aber ich hatte Schlimmeres erwartet. Die Drums wummern angenehm und der Introschrei klingt auch nicht übel. Tja zumindest bis der eigentliche Gesang beginnt. Eine herbe Enttäuschung, EISREGEN lassen aus der Entfernung grüßen und jeder Black-Metal-Fan lässt ein wenig den Kopf hängen.
Doch noch viel störender ist der fast eine Minute lange obligatorische Sprechpart, in dem wieder einmal eine nette kleine Geschichte erzählt wird, in der die üblichen Engel Unfug treiben. Soviel dann zur "außergewöhnlichen" Mythologie, aber sei's drum. Der Song an sich besteht zu großen Teilen aus viel zu ähnlichen Abschnitten und bietet keine innovativen Elemente, das haben andere schon besser gemacht. Und was kommt nach kurzem Versgekläffe? Aber natürlich, ein zweiter Sprechpart mit dem darauffolgenden Outrogewummer das sich selbstverständlich nicht vom Rest unterscheidet. Unterm Strich eine nette Nummer, aber mehr auch nicht.
Der nächste Track basiert eigentlich auf demselben Prinzip, Synthesizer gestütztes Gitarrengeschrammel mit denselben mittelmäßigen Vocals. Dabei hört man immer wieder heraus, dass Sänger David es eigentlich besser könnte, wohl aber entschieden hat, dass dieses Niveau vollkommen ausreicht. Interessant an dieser Nummer ist allerdings, dass der Gesang zum Beispiel versucht zwischen tieferen Growls und dem schon erwähnten Krächzen zu wechseln, allerdings driftet die Stimme immer wieder viel zu schnell in letztere Form, wodurch es eigentlich nur bei einem Versuch bleibt. Zwischen dem Midtemposchreddern zeigt sich kurz ein ruhigerer Part, doch dann fährt sich das Hauptriff wieder fest und begleitet den Hörer bis zum Ende des Songs. Uninteressant, aber erträglich.
Weiter geht es mit 'Blutgericht', einem Song der eindeutig heavier klingt als alle vorherigen. Das Riff alleine klingt weniger nach dem kruden Melodic-Death-/Black-Metal-Mix sondern ist sowohl simpel als auch irgendwo ansprechend. Und wem das gefällt, der kann sich freuen: Dieses Riff stellt einen Großteil des Songs da. Trotzdem nicht schlecht, aber mittlerweile hört man kaum noch hin. Das Rezept bleibt immer gleich und die Gitarren jedes mal nett, mehr auch nicht. Der Synthesizer summt irgendwo im Hintergrund und das Schlagzeug spielt die Standards aus beiden Genres. Der Gesang ist bei diesem Track zwar wieder tiefer, aber auch das wird eher am Rand registriert. Was da schon mehr auffällt, ist die nächste Nummer namentlich 'Rachepfad'. Angenehm disharmonisch und düster, alles in allem tatsächlich atmosphärisch. Eine wirklich angenehme Abwechslung. Auch der Gesang wird ein wenig besser, nur manche der benutzten Soundgeräusche (Stichwort Glocken) nerven ein wenig. Allerdings zeigt sich in diesem Song was KAIN eingangs versprochen hatten: Melodic Death mit Black Metal gemixt, wobei letzteres allerdings überwiegt. Das Wort "brachial" zu nutzen, halte ich zwar immer noch für übertrieben, aber dieser Song stellt tatsächlich eine Verbesserung da.
Es folgt ein Stück namens 'Instrumental', in dem die Jungs sich mal ein bisschen austoben können, wo sie doch sonst so in die engen Zwänge ihrer eigenen Kompositionen gesteckt waren. Umso überraschter guckt man dann, wenn auf einmal jemand anfängt in diesem Song loszureden. Und auch das sie ihrem musikalischen Können kaum Lauf lassen. Der Song passt in dieser Hinsicht allerdings gut zu den anderen: In das eine Ohr rein, aus dem anderen heraus.
'Vom Erdenleid' folgt auf dem Fuße und tritt mit diesen auch schnell in die Stapfen aller anderen Songs. Interessant ist nur die Umweltbotschaft, die uns KAIN hier vermitteln wollen. Naja, eigentlich nicht so sehr wie es klingt, der übliche "vernichtet die Menschheit"-Kram. Man könnte das als Teil der erwähnten Sozialkritik werten, aber das bleibt dem Hörer überlassen.
Na, wer kann erraten worum es in 'Sturz des Lichtbringers' geht? Eigentlich unerheblich, allerdings ist der Song diesmal deutlich höher gehalten als die anderen. Der Bass harmoniert teilweise nett mit dem Schlagzeug, allerdings ist ein ruhiger Teil mit aufgenommener Geschichtenerzählung auch wieder dabei. Doch noch erreicht das Album kein halbes Hörbuchlevel und das bleibt auch erstmal so. Denn 'Nephilim' klingt mal wieder mehr nach Melodic Death als nach allem anderen. Leichter Chorgesang im Hintergrund und treibende Drums machen dies zu einer ganz netten Nummer mit einem leicht disharmonischen Keyboardpart der sich gut einfügt, trotzdem hat man fünf Minuten später wieder die Melodie vergessen.
Mit 'Verkünder des Hasses' geht das Album stark auf sein Ende zu. Mit dem Synthesizer wird nochmal etwas Introstimmung aufgebaut, um dann einem etwas manischem Flüstern zu weichen, das sich durch den gesamten Track immer wieder mit den Doublebass-gestützten Riffs abwechselt. Hier ziehen KAIN noch einmal ein wenig an und erzeugen keine schlechte Stimmung. Vor allem das gepresste Flüstern des Sängers wirkt sehr auf die Atmosphäre ein. Allerdings springt das Break kurz vor dem Ende etwas unangenehm aus dem bisherigen Songmuster, was für kurzes Augenzucken sorgen kann.
Mit Klavieroutro und harmonischen Melodien entlässt uns "Omega" dann wieder aus seinen Fängen und nach fast einer Stunde Spielzeit wurde es auch langsam Zeit. Dahinter versteckt sich nach kurzem Warten noch ein kleiner Hidden-Track namens 'Out Of The Light', der leider aber auch kein Ohrwurmpotenzial hat. Trotzdem eine nette Idee.
Jedenfalls sind KAIN keine Neulinge mehr. Das hört man und das wissen sie auch. In ihrer vierjährigen Bandgeschichte waren sie (auch laut Produktionsmappe) schon Vorband für diverse größere Akts wie VARG, DORNENREICH oder auch EISREGEN. Leider bleibt die Befürchtung nicht aus, dass die teilweise zu oberflächlichen Songs sie auf dieser Vorstufe der Bands stehen lassen. KAIN sind bis jetzt sicherlich eine gute Vorband, aber zum Hauptakt werden sie sich mit "Omega" nicht aufschwingen.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Johannes Lietz