KAIPA - Notes From The Past
Mehr über Kaipa
- Genre:
- Prog
- Label:
- InsideOut
- Release:
- 25.03.2002
- Notes From The Past (Part 1)
- Night-Bike-Ride (On Lilae Street)
- Mirrors Of Yesterday
- Leaving The Horizon
- In The Space OF A Twinkle
- Folke's Final Decision
- The Name Belongs To You
- Second Journey Inside The Green Glass
- A Road In My Mind
- Morganism
- Notes From The Past (Part 2)
Ich muss zugeben, daß ich nicht wenig überrascht bin, heute im Jahr 2002 eine funkelnagelneue KAIPA-Scheibe in der Hand zu halten. Schließlich ist seit der letzten KAIPA-Veröffentlichung ein nicht unerheblicher Zeitraum von 20 Jahren vergangen.
Zählt man nun eins und eins zusammen, platziert sich wie durch Zauberhand in überdimensionaler Schrift das in letzter Zeit häufig strapazierte Wort "Comeback" im Raum. Kurz hinter diesem Schriftbild erscheint in unserem imaginärem Raum jedoch urplötzlich ein kleiner Mann mit schwarzem Hut und enormem Vorschlagshammer, der mit entschlossener Miene die interessante Frage nach dem Sinn einer KAIPA-Reunion stellt.
Fassen wir zusammen: Für KAIPA steht in erster Linie ein Name: Roine Stolt. Bevor Roine seine Karriere mit den FLOWER KINGS begann, gründete er 1975 KAIPA. Unter diesem Namen erschienen fünf Alben, die zusammenfassend gesagt zwar nett, aber nicht gerade essentiell für die damalige Prog-Szene waren. Somit ist dieses Comeback-Album eine eher fragwürdige Angelegenheit, was unser kleiner Mann, der seinen Vorschlagshammer nun mit deutlich mehr Nachdruck schwingt (und dabei beängstigend animalisch in Richtung der neuen KAIPA-Scheibe schielt) nur bestätigen kann.
Um die ganze Situation etwas zu entspannen legen wir jedoch erst einmal die CD in den Player, laden den dubiosen kleinen Mann auf eine Tasse Kräutertee ein und setzen uns. Besonders überzeugend fängt "Notes From The Past" jedoch leider nicht an. Beschreiben lassen sich die ersten Songs als ziemlich verspielter 70er Prog mit überaus deutlichen FLOWER KINGS-Anleihen. Sehr melodiebetont und mit kiloweise Hammondorgel und Synthie-Klängen versehen. "Dödelprog", murmelt der kleine Mann mit verachtendem Blick und nippt an seinem Kräutertee. Na klasse, wir sitzen also mit einem kleinen Mann mit schwarzem Hut, riesigem Vorschlagshammer und offenbar null Ahnung von guter Musik an einem Tisch und trinken Kräutertee. Doch ein wenig kann ich diesen Unmut verstehen. KAIPA versuchen krampfhaft, den schmalen Grat zwischen experimenteller Freiheit und Eingängigkeit zu beschreiten, sind jedoch nach fünf Sekunden ausgerutscht und haben sich ein Bein gebrochen. Auch den hartgesottensten 70er Prog-Fans dürfte hierbei das Wort "nervig" mehr oder weniger schwer auf der Zunge liegen.
Mit Erstaunen stellt man jedoch fest, daß "Notes From The Past" von Lied zu Lied beständig besser und auch eigenständiger wird. Hat man erst einmal das 14-minütige "Leaving The Horizon" ohne allzu große Müdigkeitserscheinungen hinter sich gebracht, geht es deutlich bergauf. Mit großartigen Melodien, einem Gitarrenspiel, das man unter hunderten herausfiltern könnte, und sehr emotionsgeladenem Gesang werden nun endlich die Erwartungen befriedigt, die man an eine Band, an der Roine Stolt beteiligt ist, stellen sollte. Gerade Songs wie "The Name Belongs To You" sind konsequenterweise nur als genial abzustempeln. Mit Patrik Lundström wurde zudem ein Sänger gefunden, der fast das Format eines Neal Morse hat; hier wird Gänsehautgarantie pur geboten. Es ist äußerst bedauerlich, daß die ersten 30 Minuten des Albums einen eher faden Beigeschmack hinterlassen, so schreckt man potentielle Fans leider ein wenig ab. Trotz alle dem sind noch genügend Songs vorhanden, die den Zuhörer zum Träumen einladen, ihn auf bunten Wellen durch das Prog-Universum gleiten lassen und... Durch ein bestialisches Schnarchen wird die Idylle gestört und unser Blick fällt auf unseren kleinen Gast, den wir fast vergessen hätten.
Ich beschliesse, diese ohnehin wortkarge Figur zurückzulassen, mit meiner KAIPA-CD in die Realität zurückzukehren, ein paar Kerzen anzuzünden und mir meisterhafte Stücke wie "A Road In My Mind", "Morganism" und "The Name Belongs To You" in Ruhe anzuhören. Und genau das selbe empfehle ich allen, die Prog der Marke FLOWER KINGS und TRANSATLANTIC nicht abgeneigt sind.
Anspieltipps: The name Belongs To You, A Road In My Mind, Morganism
- Redakteur:
- Christian Debes