KAMELOT - Silverthorn
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2012
Mehr über Kamelot
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- SPV / Steamhammer
- Release:
- 26.10.2012
- Manus Dei
- Sacrimony (Angel Of Afterlife)
- Ashes To Ashes
- Torn
- Song For Jolee
- Veritas
- My Confession
- Silverthorn
- Falling Like The Fahrenheit
- Solitaire
- Prodigal Son
- Continuum
Die neue Ära hat begonnen
Die Anspannung ist groß und die Nervosität messbar immens. Als Roy Khan vor anderthalb Jahren aus gesundheitlichen Gründen seinen Ausstieg bekannt gab, war klar, dass KAMELOT ein großes Loch zu füllen hatten. Nicht nur stimmlich, sondern auch charismatisch war der jahrelange Frontmann der anspruchsvollen Melodic-Metaller eine absolute Szenegröße. Sie bleiben bei der Sängerfrage in Skandinavien, fraglich ist also, wie Tommy Karevik, der schwedische Neue bei den Amis, diesen Verlust vergessen machen kann. Natürlich spukt der Khan’sche Geist auch jetzt noch in den Hinterköpfen Youngbloods und Co., aber fernab dessen, muss man nach den ersten Durchgängen des neuen Langeisens "Silverthorn" feststellen, dass trotz oder gerade aufgrund der neuen Stimme an Bord das Album mit zu dem Besten gehört, was KAMELOT in ihrer über zwei Dekaden erstreckenden Karriere veröffentlicht haben.
Die Melodien ein Traum, die Arrangements nicht von dieser Welt, ungemein anspruchsvolle, abwechslungsreiche und detailverliebte Strukturen zieren "Silverthorn", ausgeklügelter und intelligenter kann man im Bereich des progressiven, melodischen Terrains nicht wildern. Galten KAMELOT stets als Narren der Perfektion, als Vollblutmusiker und Band des Besonderem, so schwebt man auch in den kommenden Stunde auf einer himmlischen Wolke, um dann nach Ablauf dieses Songdutzends wieder zurückzukehren und diese Zeilen zu verfassen.
Die Highlights sind auf "Silverthorn" ausgesprochen vielfältig: Die erste Single 'Sacrimony (Angel of Afterlife)' ist bereits zu Beginn harmonisch, hart, bombastisch und gesanglich von höchster Brillanz. Bei 'Ashes To Ashes' zeigt die Band abermals ihre schnellere Seite, 'Torn' und 'My Confession' hingegen könnten abwechslungsreicher nicht sein. Bombast hier, Epik dort, Paradestücke KAMELOTs, ehe sie mit 'Song For Jolee' auf die Gefühlsschiene brettern und eine wunderschöne Ballade aus dem Hütchen zaubern. Auch die zweite Plattenhälfte könnte variabler nicht sein. Dies beginnt mit dem bärenstarken Titeltrack und endet mit dem Neun-Minuten-Epos 'Prodigal Son', der, wie das gesamte Album eigentlich, die Gänsehaut über die gesamte Distanz aufrecht halten kann.
Über allem thront, neben dieser Vielfältigkeit, das Organ des neuen Mannes, das für das breite Spektrum der Band wohl geboren wurde. Dieser Zugang entpuppt sich im Nachhinein als vollster Glücksgriff und wird keinen so schnell enttäuschen.
Karevik kann Khan also das Wasser reichen, bietet uns eine eindrucksvolle, gefühlsbetonte Wiedergabe der Youngblood’schen Vorstellungen und entwirft mit seiner Hintermannschaft eine Platte, der Glanztaten wie "Epica", "Karma" oder "The Black Halo" in Nichts nachsteht, im Gegenteil. "Silverthorn" bietet Fans, Kritikern und Zuhörern eine eindrucksvolle, niveauvolle Vorstellung der heutigen Melodic-Metal-Maßstäbe. Und obwohl mir persönlich die Khan’schen Klangwerke ein wenig mehr zusagten, schmälert dies nicht die immense Leistung des aktuellen Quintetts, das mit diesem an der Höchstpunktzahl kratzenden Bollwerk eine breite Brust zu haben scheint.
Anspieltipps: Sacrimony (Angel of Afterlife), Ashes To Ashes, Prodigal Son
Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 11 / 2012
Gruppentherapie
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp