KAMMER, DIE - Season II: Views From The Inside
Mehr über Kammer, Die
- Genre:
- Kammermusik/Pop/Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Delicious Releases / New Music Distribution
- Release:
- 14.02.2014
- Be Careful
- Endangered Memories
- The Line Of Last Resistance
- Lest We Forget
- Sophie's Circus (Part I: The Arrival)
- Sophie's Circus (Part II: The Play)
- Sophie's Circus (Part III: The Spirit Lingers On)
- Praying Mantis
- Slipping Around The Corner
- Mirror
- Sinister Sister
- The Invitation
- Views From The Inside: A Midsummer Night's Dream
- Views From The Inside: New Day Rising
Entfaltet seine Schönheit erst nach und nach...
An dieser Scheibe hatte ich etwas zu knabbern. Denn DIE KAMMER musiziert auf "Season II: Views From The Inside" durchaus abseits der üblichen Pfade und hat mich, da dies mein Erstkontekt mit der Band ist, gleich einmal überrascht. Zuerst dadurch, dass trotz des deutschen Namens alle Texte vollständig auf Englisch gehalten sind. Und dann durch die Instrumentierung. Neben den typischen Rockinstrumenten setzt DIE KAMMER nämlich noch allerhand klassische Instrumente ein. Und diese dominieren den Sound der Band deutlich!
Wenige Takte ist der erste Song 'Be Careful' alt, da hört man doch tatsächlich eine Tuba! Eingebettet in ein sehr geschmeidiges, kitschiges, symphonisches und schon fast plattes Lied im Dreivierteltakt mit sehr eingängigem Refrain. Ja, das muss man in der Tat hören, um sich das vorstellen zu können. Aber DIE KAMMER komponiert nicht komplett an den modernen Hörgewohnheiten vorbei, sondern setzt bewusst auf die Kombination aus Tradition und modernen Rockelementen, verborgen unter der besagt außergewöhnlichen Instrumentierung. Am Auffälligsten ist das in 'Endangered Memories', das klingt, als hätte man einen Folk-Schlager zusammen mit Joachim Witt geschrieben. Ja, das ist nicht nur gut, sondern vor allem auch sehr originell.
Einen großen Anteil an der Gefälligkeit haben aber nicht nur die starken Melodien, die großteilig aus der Feder des ehemaligen ASP-Gitarristen Matthias Ambré stammen, sondern die tiefe, angenehme Stimme von Marcus Testory. Marcus vermag sie vielseitig einzusetzen und Kontraste wie zwischen 'Line Of Last Resistance' und 'Lest We Forget' zu bilden, er wirkt aber immer entspannt dabei. Das ist brillant und kann nicht hoch genug gelobt werden. Ein Barde zwischen Kammermusik und Rummel. Und genau das definiert den Sound der Band am besten. Hier kann man zuhören oder tanzen, genießen oder abgehen, und sich in jedem Fall von den zahlreichen Einfällen der Herren und Damen überraschen und mitreißen lassen und mit ihnen zwischen Pop ('Be Careful'), Chanson ('Sinister Sister'), Folk ('Slipping Around Corners'), Rock ('Praying Mantis') und Ballade ('Mirror') hin und herspringen. Und das ohne jeden Ansatz von Peinlichkeit, wofür DIE KAMMER allein schon zu loben ist!
Während "Season II: Views From The Inside" durchgehend stark ist und keinen Ausfall beinhaltet, möchte ich drei Songs besonders hervorheben. Darunter ist 'Praying Mantis', bei dem ich allerdings glaube, dass er mir so gut gefällt, weil er noch eher meinen Hörgewohnheiten entspricht, aber den ich tagelang nicht mehr aus dem Ohr bekommen habe. Außerdem das großartige Instrumental 'Views From The Inside: A Midsummer Night's Dream', bei dem ich mich an die Soloschreiben von Jim Matheos erinnert fühle, und das mit leichtem APOCALYPTICA-Touch beginnende 'The Line Of Last Resistance'. Hört in die drei Lieder rein, was man übrigens im Onlineshop von Delicious-Releases tun kann, und dann holt euch dieses großartige und originelle Album, das auch noch sehr künstlerisch und stimmig aufgemacht ist und mit einem 20seitigen Booklet Eindruck schindet, und genießt eine Stunde Musik, die mal aus dem Futterspektrum ausbricht und einen sehr eigenen Charme besitzt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger