KAMMERSPIEL, DAS - Wege
Mehr über Kammerspiel, Das
- Genre:
- Experimental Dark Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Lost Souls Graveyard
- Release:
- 09.12.2009
- Spurwechsel
- Sekundenschlaf
- Mein Universum
- Und selbst das Meer ...
- Wasserthron
- Wege
<p class="MsoNormal">Aus der Ferne naht ein Licht ...</p>
In der Tat: Als Lichtblick blitzt ''Wege'', ein einzigartiges Projekt von DAS KAMMERSPIEL, inmitten der musikalischen Beliebigkeit hervor. Bereits durch sein geschmack- und liebevoll aufgemachtes Booklet mit den intelligenten deutschen Texten macht das Album auf sich aufmerksam. "Das Thema heißt Vergänglichkeit", verkündet das Lied 'Mein Universum', doch die sechs detailliert durchkomponierten Songs beweisen genau das Gegenteil. Einmal gehört, wird dieses außergewöhnliche Album so schnell nicht in der Versenkung verschwinden, dafür sorgt seine besondere Atmosphäre, die entsteht, wenn verschiedenste musikalische Stile überraschend schlüssig und dringlich zusammenspielen.
So fällt es schwer, die Arbeit des Ausnahmekünstlers Dirk Rehfus in eine Genre-Schublade zu schließen – die Songs winden sich dort elegant wieder heraus, sobald man das Urteil fällt: "Aha, das klingt wie …" Der Grundstil lässt sich am ehesten als Dark Metal definieren, zumal die Arrangements und das Shouting dezente Einflüsse aus Black- oder Gothic Metal nicht verleugnen. Aber genauso oft überraschen die Stücke durch schwebenden, klaren Gesang und Elektro-Effekte, die am ehesten nach Postrock klingen.
Elektronisch, zugleich aber stimmungsvoll und verträumt führt der Opener
'Spurwechsel' den Hörer an die Wegegabelung, bevor 'Sekundenschlaf' durch rockige Klänge einstimmt und später mit einer jazzigen Note überrascht. Mit seiner Vielschichtigkeit und Abwechslung repräsentiert dieser Song würdig den progressiven Stil, der auf 'Wege' vorherrscht. So simpel die Melodien auf den ersten Blick erscheinen – sie bauen sich im Laufe der recht langen, oft über sieben Minuten umfassenden Stücke auf, entfalten sich, verlaufen in Breaks und werden in Übergängen voller Spannung neu aufgegriffen, das Tempo variiert und reißt in jeder Song-Etappe mit. So entsteht ein organischer Sound, der durch die glasklare Produktion noch besser zur Geltung kommt – jedes Element der Stücke klingt gerade durch die Laut/Leise-Dynamik sehr differenziert und bekommt Platz, sich zu entfalten. Besonders fällt dabei das exakte Drumming auf, das den treibenden Groove der Stücke prägt.
Die eingeflochtenen Extras verstärken noch die Stimmung, ohne die Komposition als überflüssige Spielereien zu überkitschen – im Gegenteil, sie erzeugen bisweilen wahre Gänsehautmomente. Die klirrenden Akustik-Klänge und Fragmente von Frauengesang in 'Sekundenschlaf' passen, ebenso wie die Keyboard-Einsprengsel in 'Wasserthron'. Mit Ambient-Elementen wird nicht gegeizt; so versetzt die Soundkulisse des Zwischenspiels 'Und selbst das Meer …' den Hörer auf eine stürmische See.
Zu keiner Sekunde klingt das progressiv geprägte Album verkopft oder planlos, denn jeder Übergang stimmt, jeder Break und Tempowechsel scheint einen tieferen Sinn zu haben. Obwohl viele Details erst beim wiederholten Hören entdeckt werden möchten, zündet das Album sofort, berührt und lädt zum Träumen ein. Das sollte man nicht beschreiben, man sollte es hören!
Anspieltipps: 'Sekundenschlaf', 'Mein Universum'
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Regina Löwenstein